Sprachbarrieren erschweren Luxemburger Hilfsprojekte in Laos
Im südostasiatischen Land werden viele Sprachen gesprochen. Das ist für Organisationen, die dort Entwicklungsprogramme starten, eine Herausforderung
In den ersten drei Tagen seines Besuchs in Laos erlebte Xavier Bettel, Minister für Entwicklungszusammenarbeit, mehrmals, wie seine Fragen über die lokale Kultur mit schüchternem Nicken und Lächeln und manchmal auch mit zögerlichen Antworten auf Englisch beantwortet wurden.
„Die Sprachkenntnisse einiger Menschen hier sind schwach“, stellte er bei einem Pressegespräch am Dienstag fest. „Das zeigt, dass es noch viel zu tun gibt.“
Da viele Mitglieder der Delegation nichts anderes als sabaidee und khob chai (Hallo und Danke) kannten, waren persönliche Begegnungen mit den Einheimischen während der einwöchigen Reise in das Partnerland der Entwicklungszusammenarbeit eine Herausforderung.
Während einige Begünstigte der luxemburgischen Entwicklungshilfe und einige Hotelangestellte es schafften, ihre Gedanken auf Englisch mitzuteilen, zögerten viele, zu antworten oder fanden nicht die richtigen Worte. Angesichts der Tatsache, dass der Tourismus eine der Haupteinnahmequellen des Landes ist, mag dies überraschen.
Wie Patrick Hemmer, luxemburgischer Botschafter in Laos, jedoch anmerkte, ist „das mehrsprachige Umfeld, das wir in Luxemburg kennen, eher die Ausnahme als die Regel“und unterscheide sich stark von der Einstellung der Laoten zu Sprachen.
Scheu vor Sprachen
Wie Luxemburg ist auch Laos ein mehrsprachiges Land. Obwohl Laotisch die meistgesprochene Sprache des Landes ist, spricht aber nur etwas mehr als die Hälfte der Einwohner diese Sprache als Muttersprache. Viele, vorwiegend in den abgelegenen ländlichen Gebieten, sprechen andere Sprachen und Dialekte.
Auch die Touristen sind nicht ausschließlich englischsprachig. „Viele Touristen kommen nicht aus Europa, sondern aus Asien“, sagte der Botschafter.
So waren viele der Schilder auf den Nachtmärkten von Luang Prabang, Vang Vieng und der Hauptstadt Vientiane in Chinesisch, Koreanisch und Japanisch gehalten.
Bei einem Spaziergang über die Marktstände in Vang Vien drehten sich die laotischen Verkäufer, die zuvor zögerten, auf Englisch um den Preis ihrer Waren zu feilschen, plötzlich um und unterhielten sich mit den koreanischen Touristen, ohne jegliche Scheu.
„Laoten gelten als eher schüchtern und zurückhaltend. Selbst wenn sie Englisch gut verstehen, trauen sie sich nicht, es zu sprechen“, erklärte Tony Donovan, Teamleiter des Programms „Skills for Tourism, Agriculture and Forestry“an der von Luxemburg finanzierten Hotelfachschule in Vang Vieng gegenüber der „Luxembourg Times“.
Englisch für die Wirtschaft erforderlich
„Es ist immer noch eine Herausforderung für die Branche, selbst für jene Mitarbeiter, die täglich mit Touristen zu tun haben“, so Donovan.
Die Hotelfachschule bietet im Rahmen ihres Projekts, Einheimischen die für die Arbeit im Tourismus erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln, unter anderem Englischunterricht an.
„Wir verbringen viel Zeit damit, mit den Lehrern zusammenzuarbeiten, um das Selbstvertrauen der Schüler zu stärken“, sagte Donovan, da Englisch nach wie vor ein gefragtes Einstellungskriterium für Arbeitgeber ist.
Zwar beherrschen nicht alle Laoten, die im Gastgewerbe arbeiten, die englische Sprache, aber aufgrund der gastfreundlichen laotischen Kultur „klappt das schon irgendwie“, bemerkte Hemmer.
Einstellung von Einheimischen in Kooperationsprojekten
Bei Besuchen von Projekten in ländlichen Gebieten, die von Luxemburg organisiert
oder unterstützt werden, war die Sprachbarriere umso deutlicher zu spüren, als es für luxemburgische Journalisten nicht möglich war, spontan mit einigen der Hilfeempfänger ins Gespräch zu kommen. Projektmitarbeiter sprachen eher Englisch oder Französisch.
„Viele der Leute, die für LuxDev arbeiten, sind Laoten, die Lao und Englisch beherrschen“, erklärt Hemmer. „Es gibt viele Menschen in diesem Land, die gute Schulen und Universitäten im Ausland besucht haben, und mit diesen kann man Entwicklungsprogramme ausarbeiten und sie dann [in der Realität] anwenden“, fügte der Botschafter hinzu. Doch „selbst für Laoten ist es nicht immer einfach, in abgelegenen Dör
fern zu arbeiten, weil dort viele Sprachen und Dialekte im Umlauf sind“, stellte Robert Kohll von Caritas Luxemburg fest.
Um dem entgegenzuwirken, hat die Caritas einheimische Mitarbeiter für ihre Projekte angestellt. So soll sichergestellt sein, dass die Informationen und die Aufklärung, die die Organisation anbietet, auch gehört und verstanden werden.
Fortschritte trotz Hürden
Die Sprachbarriere ist aber nicht so unüberwindbar, dass Projekte scheitern oder nicht vorankommen. „Laos ist anders als Luxemburg. Es gibt einen anderen kulturellen Kontext. Aber ich denke, wir schaffen das“, sagt Thomas Lammar von der luxemburgischen Botschaft in Laos.
„Es besteht eine vertrauensvolle Beziehung, wir wissen, dass wir zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Natürlich funktionieren die Dinge anders als in Luxemburg, aber wir machen gute Fortschritte“, fügt er hinzu.
Die Laoten seien keineswegs abgeneigt, Englisch zu lernen, trotz ihrer Schüchternheit. „Junge Leute wollen lernen – sie beschäftigen sich ständig mit sozialen und englischsprachigen Medien“, sagt Donovan.
Obwohl es nicht das primäre Ziel ist, bietet Luxemburg Englischkurse an, sowohl im Rahmen seiner Projekte zum Aufbau von Tourismuskompetenzen als auch im Rahmen seiner Projekte zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit, bei denen Rechtsgelehrte Kurse besuchen, um international relevante Gesetze vollständig verstehen zu können.
Dieser Beitrag erschien zunächst in der Luxembourg Times. Übersetzung und Bearbeitung: Ines Kurschat. Tracy Heindrichs berichtet aus Laos über eine von der Regierung kofinanzierte Mission in diesem Land