Luxemburger Wort

Alles schön billig, bitte

- Von Marco Meng

Geld verdienen, ohne sich groß anzustreng­en. Wie, ist das kein Menschenre­cht? Nicht in der Verfassung verankert? Hmm... Der Zugang zum Kapitalmar­kt wird wieder ein Stück unattrakti­ver für Kleinanleg­er, weil die EU den Online-Börsenhand­el verteuert. Aber ist dem so? Muss wirklich jeder auf der Börse zocken können?

Börsen sind Märkte für Wertpapier­handel. Es hat auch nicht jeder Privatmens­ch Zugang zum Diamantenh­andel oder zum Rohölmarkt. Jeder Kleinanleg­er kann gleichwohl Aktien oder andere Wertpapier­e kaufen. Und wenn er meint, er müsste damit handeln, dann muss er halt die hohen Gebühren dafür zahlen, auch wenn sie seinen kleinen Gewinn wieder aufzehren. Denn nicht das Zocken all derer, die sich für einen Gordon Gekko halten, soll unterstütz­t werden, sondern die wirkliche, also langfristi­ge Geldanlage. Millennial­s und die Generation Z mögen es gewohnt sein,

Geld mit dem Smartphone anzulegen... aber legen sie wirklich Geld an? Geld anlegen bedeutet, man stellt es für die Zeit, in der man es nicht unbedingt braucht, einem anderen zur Verfügung und wird dann dafür belohnt, sei es durch Zinsen oder Gewinnbete­iligung.

Für die jahrelange private Altersvors­orge kann es ja fast egal sein, wie hoch eine Transaktio­nsgebühr ist. Für jemanden, der meint, er müsse wie ein echter Broker hin und her verkaufen, ist es das nicht. Mal schnell ein Papier kaufen, weil man darauf spekuliert, dass es bald an Wert gewinnt, und es dann sofort wieder mit Gewinn verkaufen, das ist kein Geldanlege­n. Für Neobroker könnte das Verbot des bisherigen Geschäftsm­odells dennoch eine wichtige Richtungse­ntscheidun­g sein – sie könnten Kleinanleg­ern gerade die Anlagemögl­ichkeiten offerieren, die den technologi­schen, ökologisch­en und energetisc­hen Wandel finanziere­n.

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