Alles schön billig, bitte
Geld verdienen, ohne sich groß anzustrengen. Wie, ist das kein Menschenrecht? Nicht in der Verfassung verankert? Hmm... Der Zugang zum Kapitalmarkt wird wieder ein Stück unattraktiver für Kleinanleger, weil die EU den Online-Börsenhandel verteuert. Aber ist dem so? Muss wirklich jeder auf der Börse zocken können?
Börsen sind Märkte für Wertpapierhandel. Es hat auch nicht jeder Privatmensch Zugang zum Diamantenhandel oder zum Rohölmarkt. Jeder Kleinanleger kann gleichwohl Aktien oder andere Wertpapiere kaufen. Und wenn er meint, er müsste damit handeln, dann muss er halt die hohen Gebühren dafür zahlen, auch wenn sie seinen kleinen Gewinn wieder aufzehren. Denn nicht das Zocken all derer, die sich für einen Gordon Gekko halten, soll unterstützt werden, sondern die wirkliche, also langfristige Geldanlage. Millennials und die Generation Z mögen es gewohnt sein,
Geld mit dem Smartphone anzulegen... aber legen sie wirklich Geld an? Geld anlegen bedeutet, man stellt es für die Zeit, in der man es nicht unbedingt braucht, einem anderen zur Verfügung und wird dann dafür belohnt, sei es durch Zinsen oder Gewinnbeteiligung.
Für die jahrelange private Altersvorsorge kann es ja fast egal sein, wie hoch eine Transaktionsgebühr ist. Für jemanden, der meint, er müsse wie ein echter Broker hin und her verkaufen, ist es das nicht. Mal schnell ein Papier kaufen, weil man darauf spekuliert, dass es bald an Wert gewinnt, und es dann sofort wieder mit Gewinn verkaufen, das ist kein Geldanlegen. Für Neobroker könnte das Verbot des bisherigen Geschäftsmodells dennoch eine wichtige Richtungsentscheidung sein – sie könnten Kleinanlegern gerade die Anlagemöglichkeiten offerieren, die den technologischen, ökologischen und energetischen Wandel finanzieren.