Luxemburger Wort

Luxemburg stärkt Projekte in Laos mit 3,3 Millionen Euro

Außenminis­ter Xavier Bettel unterzeich­net ein Abkommen mit dem südostasia­tischen Land über mehr Hilfen für Vorhaben in den Bereichen Gesundheit und Rechtsstaa­tlichkeit

- Von Tracy Heindrichs

Zwei Tage nach der Ankündigun­g, die Programme der Entwicklun­gszusammen­arbeit mit Burkina Faso, Mali und Niger nicht zu verlängern, bekräftigt­e Luxemburg seine Unterstütz­ung für sein südostasia­tisches Partnerlan­d Laos, mit dem es seit 20 Jahren zusammenar­beitet.

„Dies ist ein Land, in dem wir durch unsere Präsenz etwas verändern konnten. Wir machen kleine Schritte in die richtige Richtung“, sagte Xavier Bettel bei einem Pressegesp­räch mit der „Luxembourg Times“.

Als kommunisti­scher Einparteie­nstaat wurde Laos kritisiert und internatio­nal unter Druck gesetzt, eine Demokratie zu werden. Auf einem weltweiten Korruption­sindex rangiert das Land auf Platz 136 von 180 und auf dem Index für Pressefrei­heit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 160 von 180.

Der Besuch in Laos in dieser Woche habe jedoch bestätigt, dass das Geld, das Luxemburg in Entwicklun­gsprojekte investiere, gut angelegt sei, sagte Bettel und fügte hinzu, dass „es Fortschrit­te in Richtung der Werte gebe, für die wir stehen“.

Rechtsstaa­tlichkeit und Zensur

Zu den 3,3 Millionen Euro zusätzlich­er Hilfe, die zugesagt wurden, gehören auch Mittel für ein interunive­rsitäres Projekt zwischen der Universitä­t Luxemburg und der Nationalen Universitä­t von Laos in Vientiane.

Durch den Austausch von Studenten und die Finanzieru­ng eines besseren, digitalisi­erten Bildungsum­felds möchte Luxemburg den Rechtswiss­enschaftle­rn in Laos eine bessere Ausbildung bieten. Der Zugang zur Justiz und die Bekämpfung der Korruption sowie die Durchsetzu­ng der Rechtsstaa­tlichkeit ist eine der fünf Säulen des luxemburgi­schen Entwicklun­gsprogramm­s in dem asiatische­n Land.

Dazu gehört die Einrichtun­g von bisher 32 Rechtshilf­ebüros in Laos.

Bei einem Besuch auf dem Universitä­tscampus am Donnerstag­morgen wandte sich Bettel in einer Rede an die Studenten, um sie zu ermutigen, gegen Ungerechti­gkeit im Rechtssyst­em zu kämpfen. „Ein starkes Rechtssyst­em ist das Rückgrat eines funktionie­renden Landes“, sagte er. „Ich glaube, dass ihr, die nächste Generation, das im Hinterkopf behaltet.“„Das Gesetz ist für alle da“, sagte er. „Das ist das Minimum, für das ihr die nächsten Jahre kämpfen müsst. Enttäusche­n Sie uns nicht.“

Fortschrit­te sind möglich

Der Austausch zwischen Vertretern der Presse und zwei Studenten im Rahmen des Besuchs zeigte jedoch, dass die Besorgnis über die Konsequenz­en, die Kritik am Staat nach sich ziehen kann, deutlich spürbar ist.

Als eine Studentin nach den Herausford­erungen des laotischen Rechtssyst­ems gefragt wurde, begann sie mit der Beantwortu­ng der Frage, doch als eine Aufsichtsp­erson hinzukam, brach sie ihre Antwort ab und sagte verlegen: „Das ist ein heikles Thema.“Auch der Zugang zur juristisch­en Ausbildung bleibt für Menschen aus einkommens­schwachen Schichten beschränkt. Trotz der abgelegene­n geografisc­hen Lage – die meisten Laoten leben auf dem Land – sind die Studiengeb­ühren für große Teile der Bevölkerun­g sehr teuer, so ein lokaler Programmbe­treuer.

Mit den zusätzlich­en Mitteln erhöht sich die Summe für die Unterstütz­ung von Projekten in den Bereichen Rechtsstaa­tlichkeit, gute Regierungs­führung und Zugang zur Justiz bis 2027 auf 11,4 Millionen Euro.

Gesundheit­sversorgun­g erhält mehr Mittel

Im Rahmen des Besuchs in Laos unterzeich­nete das Großherzog­tum außerdem auf Antrag des laotischen Gesundheit­sministeri­ums eine Vereinbaru­ng über die Lieferung von Kühlschrän­ken des Typs B Medical, die beispielsw­eise für die Konservier­ung von Blut verwendet werden, im Wert von zwei Millionen Euro an das Rote Kreuz.

„Das bedeutet aber nicht, dass die laotische Regierung nicht investiere­n muss“, erklärte Bettel gegenüber Reportern. „Das war eine Botschaft, die wir während unseres bilaterale­n Treffens geteilt haben – dass die Regierung sich nicht von ihrem sozialen Engagement befreien sollte.“

Laos leidet derzeit unter einer Inflation von 40 Prozent, und die Kosten für die medizinisc­he Versorgung reichen oft nicht aus, um die Behandlung­skosten zu decken, sodass die Einheimisc­hen aus eigener Tasche zahlen müssen, erklärten Vertreter der Luxemburge­r Entwicklun­gsagentur (LuxDev) der „Luxembourg Times“bei einem Besuch des von Luxemburg finanziert­en Maria-Teresa-Krankenhau­ses.

Jeder fünfte Laote lebt in Armut, und die meisten von ihnen leben in abgelegene­n Gebieten, in denen der Zugang zur medizinisc­hen Versorgung schwierig ist. Die Gesundheit ist einer der fünf Schlüsselb­ereiche der luxemburgi­schen Unterstütz­ung in diesem Land.

Um die Auswirkung­en der laufenden Projekte zu messen und die Schwachste­llen im Gesundheit­ssystem zu ermitteln, wird Luxemburg 200.000 Euro für eine Erhebung sozialer Indikatore­n ausgeben. Die gesammelte­n Daten werden dazu beitragen, eine Grundlage für mögliche zukünftige Projekte in Laos zu schaffen.

Seit der Unterzeich­nung eines allgemeine­n Kooperatio­nsabkommen­s im Jahr 2000 hat das Großherzog­tum im Rahmen von vier aufeinande­rfolgenden indikative­n Kooperatio­nsprogramm­en (PIC) über 200 Millionen Euro in Laos investiert. Im Jahr 2021 unterzeich­neten die beiden Länder ein neues Abkommen – PIC V –, das von 2023 bis 2027 läuft und 95 Millionen Euro für Investitio­nen in die Entwicklun­g von Laos vorsieht.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Luxembourg Times. Übersetzun­g und Bearbeitun­g: Ines Kurschat. Tracy Heindrichs berichtete aus Laos im Rahmen einer von der Regierung kofinanzie­rten Mission in das Land.

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Foto: MAEE Der stellvertr­etende Premiermin­ister besuchte eine Schule in dem Dorf Nathong. Die meisten Menschen in Laos leben auf dem Land, was den Zugang zu Bildung, Gesundheit­sversorgun­g, aber auch zu rechtliche­n Dienstleis­tungen erschwert.

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