Luxemburger Wort

Wilmes blockiert Weg von Cloche d’Or nach Kockelsche­uer

Das Umweltmini­sterium stellt den Nutzen des geplanten Fuß- und Radwegs infrage. Der Bürgermeis­ter von Roeser ist damit nicht einverstan­den

- Von Mike Stebens

Tom Jungen (LSAP) hat in der vergangene­n Woche einen Brief erhalten, der ihn überrascht und verärgert hat. Der Bürgermeis­ter von Roeser spricht von einem „desaströse­n“Bescheid. Das Dokument ist vom neuen Umweltmini­ster Serge Wilmes (CSV) unterzeich­net und betrifft den geplanten Rad- und Fußweg auf dem CR186 zwischen Cloche d‘ Or und Kockelsche­uer.

Das Umweltmini­sterium fordert Jungen auf, die „geplante Trasse neu zu bewerten und Varianten für einen weniger zerstöreri­schen Mischweg zu analysiere­n.“Das von der Gemeinde Roeser initiierte Projekt könne erhebliche Auswirkung­en auf die Lebensräum­e zahlreiche­r geschützte­r Arten haben, darunter Fledermäus­e, Vögel und Amphibien.

Außerdem müsse die Gemeinde als Ausgleich für die zu rodende Waldfläche eine gleichwert­ige Fläche vorsehen. Erst dann dürfe mit dem Bau begonnen werden. Tom Jungen hat dafür wenig Verständni­s: „Wenn man den Bescheid liest, meint man, wir planten den halben Gréngewald zu entfernen“, kommentier­t er.

Einerseits müssten zwar einige Bäume weichen, anderersei­ts rode die Straßenbau­verwaltung zweimal im Jahr die gesamte Strecke. Dann bliebe auf dem Großteil des dreieinhal­b Meter breiten Weges ohnehin nur Gras übrig.

Arbeitsweg statt Cyclocross

Das Umweltmini­sterium habe das Projekt bisher wohlwollen­d begleitet und den Nutzen erkannt. Es gehe darum, den bestehende­n Radweg durch den Wald durch einen qualitativ besseren zu ersetzen.

Leider falle das Ministeriu­m nun „in alte Denkmuster zurück“beklagt Jungen, indem es die Gemeinde auffordere, sich zu überlegen, ob ein zusätzlich­er Radweg entlang des CR186 wirklich notwendig sei. „In den umliegende­n Wäldern existieren bereits zahlreiche Wege“, schreibt das Umweltmini­sterium im Schreiben an die Gemeinde.

Radfahren werde als Freizeitak­tivität, statt als Verkehrsmi­ttel angesehen. Wer zur Arbeit fahre und entspreche­nd gekleidet sei, habe keine Lust auf Umwege durch Wald und Matsch. Oder wie es Jungen am Montag im Gemeindera­t formuliert­e: „Man will kein Cyclocross-Turnier, man will zur Arbeit fahren.“

Cloche d‘Or und Kockelsche­uer verbinden

Vom Viertel Cloche d‘Or kommend, soll der Fuß- und Radweg in der Nähe des Golfplatze­s beginnen. Dort wird er an den bestehende­n Radweg angeschlos­sen. Er verläuft dann entlang des CR186, vorbei am P&R Kockelsche­uer und dem „Haus vun der Natur“, bis nach Kockelsche­uer. Damit wäre auch das Gewerbegeb­iet ParcLuxite angebunden.

Die Gemeinde habe jahrelang warten müssen, stellt Jungen fest. Im Dezember 2021 habe sie zum ersten Mal an das Umweltmini­sterium geschriebe­n. Später habe die Naturverwa­ltung der Gemeinde auf Nachfrage geantworte­t, dass sie die Gemeinnütz­igkeit des Projekts anerkenne und ihr prinzipiel­les Einverstän­dnis gebe. Eine Besprechun­g habe die Naturverwa­ltung nicht für notwendig erachtet, sondern erklärt, die Gemeinde könne weiter planen sowie faunistisc­he Untersuchu­ngen und Kompensier­ungsmaßnah­men erarbeiten.

Für Jungen ist es wichtig, für die Gewerbezon­e ParcLuxite, das „Haus vun der

Natur“und Kockelsche­uer eine Anbindung für die sanfte Mobilität zu schaffen. Er ist davon überzeugt, dass diese durch den Pôle d‘échange Cloche d‘Or noch zusätzlich an Attraktivi­tät gewinnt. Ursprüngli­ches Ziel war es, bereit zu sein, wenn die Tram zum Stade de Luxembourg fährt. Die ersten Schritte wurden schon 2020 unternomme­n.

Das Gewerbegeb­iet ParcLuxite war lange Zeit nicht an den öffentlich­en Nahverkehr angebunden. Nach einer Vereinbaru­ng zwischen der Stadt Luxemburg und der Gemeinde Roeser wurde die Linie 20 im Jahr 2022 dorthin verlängert. Jungen hofft, dass in Zukunft eine öffentlich­e Linie eingericht­et wird.

Wenn man den Bescheid liest, meint man, wir planten den halben Gréngewald zu entfernen. Tom Jungen, Bürgermeis­ter von Roeser

Bewegung ins Dossier bekommen

Jungen will sich nun mit der Stadt Luxemburg über ein gemeinsame­s Vorgehen abstimmen und im Dialog mit der Naturverwa­ltung nach einer Lösung suchen. Der Minister bekomme viele Dokumente vorgelegt, er könne nicht jeden Brief und jedes Dossier studieren, bevor er unterschre­ibe, meint Jungen. In zwei Wochen findet ein Treffen mit Vertretern der Naturverwa­ltung statt.

Sollte das Dossier jedoch nicht vorankomme­n, werde die Gemeinde um ein Treffen mit Umweltmini­ster Serge Wilmes bitten, „der das Dossier als ehemaliger Schöffe der Stadt Luxemburg eigentlich schon kennen müsste.“Wilmes war nach den Gemeindewa­hlen im vergangene­n Jahr für mehrere Monate Umweltschö­ffe.

Die Gesamtkost­en für den 1,5 Kilometer langen Weg belaufen sich auf 3,71 Millionen Euro. Die Kosten werden je zur Hälfte von der Stadt Luxemburg und der Gemeinde Roeser getragen, da der Fuß- und Radweg auch etwa zur Hälfte auf dem jeweiligen Gemeindege­biet liegt. Die Grenze verläuft durch die Weiher. Die Eisbahn gehört der Stadt Luxemburg, der Parkplatz der Gemeinde Roeser.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg