Tennislegende Mats Wilander ist in Luxemburg immer nervös
Der siebenfache Grand-Slam-Gewinner verzaubert bei einem Gala-Match in Bartringen gemeinsam mit drei weiteren internationalen Stars die Zuschauer
Lange mussten die Tennisfans in Luxemburg auf die zehnte Ausgabe der BMW TTL Tennis Classics in Bartringen warten, wegen Pandemie und Schäden im Anschluss an eine Überschwemmung im Centre Atert wurde der Termin immer wieder verschoben.
Nach rund dreieinhalbjähriger Durststrecke war es am Donnerstagabend dann endlich wieder so weit. Neben den Stammgästen Mansour Bahrami (zehnte Teilnahme) und Mats Wilander (fünfte Teilnahme) präsentierten die Organisatoren rund um Raymond Haag dem Publikum auch zwei weitere Größen aus der Tenniswelt. Der Deutsche Tommy Haas und der Spanier David Ferrer feierten ihr Debüt bei dem traditionsreichen Galamatch.
„Wir Tennisspieler müssen mit Mitte 30, oder wer Glück hat, mit Anfang 40, den Schläger an den Nagel hängen. Aber ich liebe den Sport so sehr und vermisse es, raus auf den Platz zu gehen und vor Zuschauern zu spielen“, freut sich Neuling Haas über die willkommene Abwechslung. Ins gleiche Horn bläst auch Ferrer, der 2019 erst seine Karriere beendet hatte und noch immer in der Lage ist, Tennis auf absolutem Topniveau abzuliefern.
Mit 45 und 41 Jahren zählten Haas und Ferrer zu den Jungspunden bei der diesjährigen Ausgabe, bringt es der siebenfache schwedische Grand-Slam-Gewinner Wilander doch auf stolze 59 Lenzen. Getoppt wurde dies nur vom Tennis-Showmaster schlechthin, denn Bahrami ist auf dem Papier nochmals acht Jahre älter, auf dem Center-Court dennoch flink wie ein Wiesel.
„Auf dem Tennisplatz bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich genieße es, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, daraus sauge ich meine Energie“, sagt Bahrami und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Wer in meinem Team spielt, gewinnt meistens nicht.“Das sollte sich zwar auch dieses Mal bewahrheiten, doch an der Seite von Haas zeigte der Iraner einige Schläge der ganz besonderen Sorte.
Immer wieder retournierte der 67-Jährige die Angriffe der Gegner gekonnt mit dem Rücken zum Netz, mal den Ball zwischen den Beinen oder über die Schulter zurück schmetternd, mal mit geschickten Schlägerfinten den Gegner ins falsche Eck schickend. Die anderen drei Spieler wollten natürlich auch zeigen, was sie können, und in kurzen schnellen Kreuz-Stafetten, ließen alle vier unmittelbar am Netz den gelben Filzball von links nach rechts sausen. Der Applaus der Halle war garantiert.
Die Angst vor dem Doppelfehler
Das große Ziel, den zahlreichen Zuschauern einen spektakulären Abend zu bieten, war jedoch mit einem gewissen Druck verbunden – daraus machte Wilander keinen
Hehl. „Ich dachte nur, hoffentlich schlage ich keinen Doppelfehler. Auf der Tour konnte ich die Zuschauer immer gut ausblenden, dort ging es ausschließlich ums Gewinnen. Doch hier spielen wir für die Zuschauer, wollen sie mit spektakulären Ballwechseln erfreuen“, so der Schwede. „Mansour beherrscht die Show perfekt, er hat mehr Talent im kleinen Finger als ich in der ganzen Hand. Deshalb bin ich jedes Mal völlig nervös, bevor es losgeht. Für mich ist das mittlerweile das wichtigste Spiel des Jahres geworden“, freut sich Wilander über seine regelmäßigen Auftritte im Großherzogtum. Nachdem Wilander/Ferrer den ersten Satz mit 6:4 für sich entscheiden konnten, ging Durchgang Nummer zwei mit 6:3 an das Doppel Bahrami/Haas. In einer besonderen Form des Tiebreaks sollte nun im dritten Satz der Sieger ermittelt werden, was offensichtlich bei Haas und Ferrer für einen kurzen Augenblick der Irritation geführt hat und den alten Wettkampfeifer aufflammen ließ.
Entgegen den üblichen Regeln ging das Team, das zuerst zehn Punkte hat als Sieger vom Platz. Doch in der Annahme bei sieben Punkten wäre Schluss, verschärften die beiden „Jungspunde“kurz vor dem vermeintlichen Spielende plötzlich das Tempo dramatisch und blickten sich verdutzt an, als das 7:5 für Ferrer und Wilan
Auf der Tour habe ich viermal gegen David verloren. Als ehemaliger Profi kann man den Wettkampfmodus nie völlig abschalten. Tommy Haas
der das Match nicht beendete. „Auf der Tour habe ich viermal gegen David verloren. Als ehemaliger Profi kann man den Wettkampfmodus nie völlig abschalten“, so Haas, der wohl gerne als Gewinner vom Platz gegangen wäre. Für den Deutschen steht am kommenden Wochenende in Florida derweil bereits ein weiteres Turnier an. Dort kann er sich dann für die knappe 8:10-Niederlage, die es am Ende wurde, revanchieren.
Obwohl der 45-Jährige gerne jede Minute auf dem Platz stehen würde, wird er die nächste Zeit alle Hände voll zu tun haben, denn als Turnierdirektor der im März beginnenden Indian Wells, ist sein organisatorisches Talent gefragt. Das Centre Atert ist zwar nicht ganz so groß wie der Center Court bei dem Turnier in Kalifornien, doch die Zuschauer hatten trotzdem einen besonderen Abend.
Auf der Tour konnte ich die Zuschauer immer gut ausblenden, dort ging es ausschließlich ums Gewinnen. Doch hier spielen wir für die Zuschauer, wollen sie mit spektakulären Ballwechseln erfreuen. Mats Wilander