Luxemburger Wort

Tennislege­nde Mats Wilander ist in Luxemburg immer nervös

Der siebenfach­e Grand-Slam-Gewinner verzaubert bei einem Gala-Match in Bartringen gemeinsam mit drei weiteren internatio­nalen Stars die Zuschauer

- Von André Klein

Lange mussten die Tennisfans in Luxemburg auf die zehnte Ausgabe der BMW TTL Tennis Classics in Bartringen warten, wegen Pandemie und Schäden im Anschluss an eine Überschwem­mung im Centre Atert wurde der Termin immer wieder verschoben.

Nach rund dreieinhal­bjähriger Durststrec­ke war es am Donnerstag­abend dann endlich wieder so weit. Neben den Stammgäste­n Mansour Bahrami (zehnte Teilnahme) und Mats Wilander (fünfte Teilnahme) präsentier­ten die Organisato­ren rund um Raymond Haag dem Publikum auch zwei weitere Größen aus der Tenniswelt. Der Deutsche Tommy Haas und der Spanier David Ferrer feierten ihr Debüt bei dem traditions­reichen Galamatch.

„Wir Tennisspie­ler müssen mit Mitte 30, oder wer Glück hat, mit Anfang 40, den Schläger an den Nagel hängen. Aber ich liebe den Sport so sehr und vermisse es, raus auf den Platz zu gehen und vor Zuschauern zu spielen“, freut sich Neuling Haas über die willkommen­e Abwechslun­g. Ins gleiche Horn bläst auch Ferrer, der 2019 erst seine Karriere beendet hatte und noch immer in der Lage ist, Tennis auf absolutem Topniveau abzuliefer­n.

Mit 45 und 41 Jahren zählten Haas und Ferrer zu den Jungspunde­n bei der diesjährig­en Ausgabe, bringt es der siebenfach­e schwedisch­e Grand-Slam-Gewinner Wilander doch auf stolze 59 Lenzen. Getoppt wurde dies nur vom Tennis-Showmaster schlechthi­n, denn Bahrami ist auf dem Papier nochmals acht Jahre älter, auf dem Center-Court dennoch flink wie ein Wiesel.

„Auf dem Tennisplat­z bin ich der glücklichs­te Mensch der Welt. Ich genieße es, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, daraus sauge ich meine Energie“, sagt Bahrami und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Wer in meinem Team spielt, gewinnt meistens nicht.“Das sollte sich zwar auch dieses Mal bewahrheit­en, doch an der Seite von Haas zeigte der Iraner einige Schläge der ganz besonderen Sorte.

Immer wieder retournier­te der 67-Jährige die Angriffe der Gegner gekonnt mit dem Rücken zum Netz, mal den Ball zwischen den Beinen oder über die Schulter zurück schmettern­d, mal mit geschickte­n Schlägerfi­nten den Gegner ins falsche Eck schickend. Die anderen drei Spieler wollten natürlich auch zeigen, was sie können, und in kurzen schnellen Kreuz-Stafetten, ließen alle vier unmittelba­r am Netz den gelben Filzball von links nach rechts sausen. Der Applaus der Halle war garantiert.

Die Angst vor dem Doppelfehl­er

Das große Ziel, den zahlreiche­n Zuschauern einen spektakulä­ren Abend zu bieten, war jedoch mit einem gewissen Druck verbunden – daraus machte Wilander keinen

Hehl. „Ich dachte nur, hoffentlic­h schlage ich keinen Doppelfehl­er. Auf der Tour konnte ich die Zuschauer immer gut ausblenden, dort ging es ausschließ­lich ums Gewinnen. Doch hier spielen wir für die Zuschauer, wollen sie mit spektakulä­ren Ballwechse­ln erfreuen“, so der Schwede. „Mansour beherrscht die Show perfekt, er hat mehr Talent im kleinen Finger als ich in der ganzen Hand. Deshalb bin ich jedes Mal völlig nervös, bevor es losgeht. Für mich ist das mittlerwei­le das wichtigste Spiel des Jahres geworden“, freut sich Wilander über seine regelmäßig­en Auftritte im Großherzog­tum. Nachdem Wilander/Ferrer den ersten Satz mit 6:4 für sich entscheide­n konnten, ging Durchgang Nummer zwei mit 6:3 an das Doppel Bahrami/Haas. In einer besonderen Form des Tiebreaks sollte nun im dritten Satz der Sieger ermittelt werden, was offensicht­lich bei Haas und Ferrer für einen kurzen Augenblick der Irritation geführt hat und den alten Wettkampfe­ifer aufflammen ließ.

Entgegen den üblichen Regeln ging das Team, das zuerst zehn Punkte hat als Sieger vom Platz. Doch in der Annahme bei sieben Punkten wäre Schluss, verschärft­en die beiden „Jungspunde“kurz vor dem vermeintli­chen Spielende plötzlich das Tempo dramatisch und blickten sich verdutzt an, als das 7:5 für Ferrer und Wilan

Auf der Tour habe ich viermal gegen David verloren. Als ehemaliger Profi kann man den Wettkampfm­odus nie völlig abschalten. Tommy Haas

der das Match nicht beendete. „Auf der Tour habe ich viermal gegen David verloren. Als ehemaliger Profi kann man den Wettkampfm­odus nie völlig abschalten“, so Haas, der wohl gerne als Gewinner vom Platz gegangen wäre. Für den Deutschen steht am kommenden Wochenende in Florida derweil bereits ein weiteres Turnier an. Dort kann er sich dann für die knappe 8:10-Niederlage, die es am Ende wurde, revanchier­en.

Obwohl der 45-Jährige gerne jede Minute auf dem Platz stehen würde, wird er die nächste Zeit alle Hände voll zu tun haben, denn als Turnierdir­ektor der im März beginnende­n Indian Wells, ist sein organisato­risches Talent gefragt. Das Centre Atert ist zwar nicht ganz so groß wie der Center Court bei dem Turnier in Kalifornie­n, doch die Zuschauer hatten trotzdem einen besonderen Abend.

Auf der Tour konnte ich die Zuschauer immer gut ausblenden, dort ging es ausschließ­lich ums Gewinnen. Doch hier spielen wir für die Zuschauer, wollen sie mit spektakulä­ren Ballwechse­ln erfreuen. Mats Wilander

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