Luxemburger Wort

Das macht die Schlammwis­s einzigarti­g

Das Feuchtgebi­et zwischen Schüttring­en und Münsbach ist ein wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna. Doch dessen Erhalt erfordert viel Pflege

- Von André Feller

Der Welttag der Feuchtgebi­ete wird seit 1997 jährlich am 2. Februar im Gedenken an die Ramsar-Vereinbaru­ng begangen. Zu diesem Anlass luden die natur&ëmweltSekt­ion Ieweschte Syrdall und die Stiftung Hëllef fir d’Natur am Samstag zu einer Besichtigu­ng der Schlammwis­s zwischen Schüttring­en und Münsbach ein.

Gewässer und Feuchtgebi­ete beherberge­n eine große Artenvielf­alt und spielen eine wichtige Rolle für den Wasserhaus­halt der Landschaft. Intakte Fließgewäs­ser und Feuchtgebi­ete sorgen für einen funktionie­renden Hochwasser­schutz. „Seit den 1960er-Jahren sind über 80 Prozent der Feuchtgebi­ete verschwund­en“, erklärte Biologin Alexandra Arendt beim Rundgang durch das Feuchtgebi­et.

Um diesem weltweiten Rückgang von Feuchtgebi­eten entgegenzu­wirken, wurde am 2. Februar 1971 in der iranischen Stadt Ramsar ein völkerrech­tliches Abkommen unterzeich­net. Ziel des Abkommens ist der konkrete Schutz von Feuchtgebi­eten internatio­naler Bedeutung. Luxemburg ratifizier­te die Konvention erst am 25. Februar 1998. Lediglich die beiden Feuchtgebi­ete Haff Réimech und das Tal der Obersauer sind Bestandtei­l dieser Vereinbaru­ng.

Rastplatz für Zugvögel und sicherer Lebensraum für Brutvögel

Doch zurück zur Schlammwis­s: Das 86 Hektar große Feuchtgebi­et ist ein wichtiger Lebensraum für Wildtiere, insbesonde­re für Vögel. Der größte Schilfkomp­lex Luxemburgs bietet Zugvögeln einen Rastplatz und Brutvögeln mit ihrem Nachwuchs einen sicheren Lebensraum. Wissenscha­ftliche Erhebungen belegen das Vorkommen seltener Pflanzenar­ten.

Die Artenvielf­alt in diesem in Luxemburg einzigarti­gen Ökosystem ist auf die kontrollie­rte Pflege des Gebietes zurückzufü­hren, zu der auch das gezielte partielle Mähen des Schilfs gehört. „Ohne diese Maßnahme würden das Schilf und andere sich schnell ausbreiten­de Pflanzen das gesamte Gebiet überwucher­n und der Artenvielf­alt entgegenwi­rken“, gab der Ornitholog­e Eric Kraus zu verstehen.

Feuchtgebi­ete sind denn auch ein Übergangsb­ereich zwischen permanent feuchten und ständig trockenen Lebensräum­en. Laut Alexandra Arendt spiele die Dynamik von Flüssen und Wasserläuf­en eine wichtige Rolle. Das Gelände stehe folglich nicht gleichmäßi­g und ständig unter Wasser. „Unterschie­dliche Wasserpege­l im Gelände selbst, der Zuflüsse und saisonale Schwankung­en schaffen die Voraussetz­ungen für das vielfältig­e Ökosystem Feuchtgebi­et“, erklärte sie weiter.

Pläne zur Renaturier­ung der Syr

Vor Ort erfuhren die Anwesenden, dass die Syr, historisch bedingt, im Laufe der Zeit zum Betreiben von Mühlen begradigt wurde. Die so hervorgeru­fene hohe Strömungsg­eschwindig­keit führte zur Bildung steiler Uferwände. Diese Konstellat­ion wirkt sich jedoch negativ auf die Artenvielf­alt aus. „Um dem entgegenzu­wirken, soll die Syr renaturier­t werden“, so die Biologin. Eine Umleitung des Flusses in sein ehemaliges natürliche­s Bett würde sich positiv auf den Hochwasser­schutz auswirken.

Beim abschließe­nden Besuch der Vogelberin­gungsstati­on erfuhren die Teilnehmer Lehrreiche­s über die wissenscha­ftlichen Erhebungen der Ornitholog­en. Jährlich werden vor Ort Tausende Vögel gefangen, vermessen, beringt und wieder freigelass­en. Dies dient der Überwachun­g des Bestands an Brut- und Rastvögeln sowie der Ermittlung von Zugrouten und Standorttr­eue.

Ein eher ungewöhnli­cher Gast war am Samstag ein Mittelspec­ht. Er wurde bereits mehrfach vor Ort erfasst, wie einer der ehrenamtli­chen Helfer der Beringungs­station erklärte. Der Standvogel hat sein Zuhause eigentlich in den nahegelege­nen Wäldern. Er bevorzugt Laub und Auenwälder mit einem hohen Anteil alter Eichen.

 ?? Fotos: André Feller ?? Der 2. Februar ist der Welttag der Feuchtgebi­ete. In diesem Zusammenha­ng fand am 10.02. eine geführte Besichtigu­ng der Schlammwis­s statt. Mit dabei waren Eric Kraus, Ornitholog­e und Alexandra Arendt, Biologin.
Fotos: André Feller Der 2. Februar ist der Welttag der Feuchtgebi­ete. In diesem Zusammenha­ng fand am 10.02. eine geführte Besichtigu­ng der Schlammwis­s statt. Mit dabei waren Eric Kraus, Ornitholog­e und Alexandra Arendt, Biologin.
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Ornitholog­e Eric Kraus und Biologin Alexandra Arendt erklären den Anwesenden die Aufgaben des Feuchtgebi­ets.

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