Wenn ein Kindheitsfoto entscheidet
Der Psychologe und Neurowissenschaftler Matthew J. Hertenstein und ein Team der DePauw University in Greencastle, Indiana (USA) wollten herausfinden, ob der Grad eines Lächelns auf alten Fotografien ein Indikator für eine spätere Scheidung sein kann. Sie befragten dazu rund 700 ehemalige Studenten im Alter von 21 bis 91 Jahren und betrachteten alte Fotos der Probanden – Aufnahmen, die während der Schulzeit und nach dem Universitätsabschluss angefertigt wurden. Das Lächeln, das die Abgebildeten auf den Fotos zeigten, wurde nach dem FACS-System (Facial Action Coding System) analysiert, einem Kodierungssystem zur Beschreibung von Gesichtsausdrücken. Die für das Lächeln relevanten Muskelgruppen bekamen dabei jeweils einen bestimmten Punktewert zugewiesen. Bei der Auswertung der Untersuchungsergebnisse waren selbst die Psychologen erstaunt: „Je weniger auf den Fotos gelächelt wurde, desto größer war die Wahrscheinlichkeit einer späteren Scheidung“, resümiert Matthew J. Hertenstein die Ergebnisse. So zeigte sich in der Untersuchung beispielsweise, dass bei einem besonders ernsten Blick das spätere Scheidungsrisiko um bis zu dreifach erhöht war im Vergleich zu einem ausgesprochen fröhlichen Lächeln. Den Zusammenhang selbst können die Forschenden aber nicht erklären. „Es kann sein“, so Hertenstein, „dass das Lächeln auf den Fotografien eine Freundlichkeit signalisiert, die andere Menschen positiv aufnehmen und ihrerseits auch wieder zurückgeben.“Dieses freundliche Miteinander bestimmt demnach nicht nur den Ehealltag, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Leben.