Ich bin doch kein Unikat
Es gibt eine Sache, von der ich immer der meine Meinung war, dass ich ein Unikat bin. Nämlich, wenn es um das Merken von Zahlen geht. Mein Auto im Parkhaus oder den Spind im Schwimmbad wiederfinden, bereitet mir keine Probleme. Dumm wird es nur, wenn ich jemandem die Nummer des Parkplatzes, des Schranks oder den Öffnungscode sagen muss. Mir Zahlen merken, das war nie mein Ding. Ich merke mir Bilder. Meinen Spind finde ich etwa so: „Der zweite von oben in der dritten Reihe neben der Steckdose, bei den rosa Fliesen.“Ich gebe zu, das klingt vielleicht kompliziert, aber ich komme so zurecht.
Offenbar war ich nicht der Erste, dem es so erging.
Auch wenn es um Pinnummern geht, merke ich mir nicht die Ziffern, sondern ihre Position auf der Tastatur. Das erste Mal, als ich damit ein Problem hatte, war, als der neue Pächter meiner Stammtankstelle ein digitales Bezahlsystem einführte und es so einstellte, dass die Ziffern zum Eingeben des Codes jedes Mal an anderer Stelle erscheinen. Mein Gesichtsausdruck muss Bände gesprochen haben, als ich an der Kasse merkte, dass die Ziffern nicht an gewohnter Stelle waren. Offenbar war ich nicht der Erste, denn sofort reichte man mir das Foto einer herkömmlichen Tastatur. So schaffte ich es, den richtigen Code einzugeben. Man sagte mir, man werde dieses System beibehalten: aus „Sicherheitsgründen“. Ich habe daraufhin meine Stammtankstelle gewechselt: aus „Ich-will-mit-sowasnicht-genervt-werden-Gründen“. Ein anderer Laden, bei dem ich öfters einkaufe, ist zur traditionellen Tastatur zurückgekehrt. Auf Nachfrage hieß es – und das hat mich doch erstaunt: „Der Mehrheit unserer Kunden geht es wie Ihnen. Niemand merkt sich die Zahl, sondern die Position.“Nun kuck, dann bin ich ja doch kein Unikat. Luc