Altes Pfarrhaus in Steinsel bietet Platz für Büros und Wohnungen
In dem geschichtsträchtigen Gebäude befindet sich das Sozialamt. Bei der Renovierung wurde versucht, den alten Charme zu erhalten
Seit Oktober des vergangenen Jahres hat das alte Pfarrhaus eine neue Verwendung. In dem Gebäude sind nun die Räumlichkeiten des Sozialamtes untergebracht. Gaston Theisen ist Präsident des Sozialamtes Osstelo (Office social Steinsel-Lorentzweiler), dessen Büros sich im Erdgeschoss befinden. „Bei der Renovierung wurde großen Wert darauf gelegt, möglichst viel von den ursprünglichen Materialien zu erhalten“, sagt er. Dabei zeigt er auf die verschiedenen Bodenbeläge, die dem Haus seinen unverwechselbaren Charakter geben.
Holzdielen in den Büros, Fliesen in den Fluren oder auch die Dachbalken im obersten Geschoss. Dort wurde ein Besprechungsraum eingerichtet, in dem sich die verschiedenen Gemeindekommissionen treffen. Die Räume sind gekennzeichnet von der typischen Aufteilung der ehemaligen Herrenhäuser: kleine Zimmer, dafür aber hohe Decken. Im vergangenen Jahr sind insgesamt 205 Anfragen an Unterstützung beim Sozialamt eingegangen. Dabei erstreckt sich die Palette an Leistungen von Einkaufsgutscheinen für Epiceries sociales bis hin zum Vorstrecken von Mietkautionen.
Theisen legt jedoch großen Wert auf eine Feststellung: „Im Rahmen des Möglichen bestehen wir darauf, dass sämtliche Geldleistungen im Laufe der Zeit zurückerstattet werden.“Neben den Aktivitäten des Sozialamtes gibt es im renovierten Pfarrhaus noch eine weitere Besonderheit. Das erste Stockwerk ist abgetrennt von dem restlichen Gebäude. Dort befinden sich drei möblierte Wohnungen, die als Logement d’urgence gedacht sind. Zwei Studios sowie eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern stehen zur Verfügung. Sie werden von der Gemeinde Steinsel an die Vereinigung „Gutt Wunnen“vermietet, die sie je nach Bedarf zuteilt.
Renovierung damals und heute
Das Schicksal des Pfarrhauses ist eng mit dem Werdegang der Kirche verbunden. Die Kirche selbst wurde innerhalb eineinhalb Jahren erbaut und kurz vor Weih
nachten 1852 wurde dort die erste Messe gefeiert. Das danebenliegende Pfarrhaus stammt hingegen aus dem Jahr 1870. Wie dem Amtsblatt „Memorial“zu entnehmen ist, sei als Anekdote erwähnt, dass am 24. Juni 1891 der damalige „GeneralDirector des Innern“einen Subsid gewährte für die Renovierung der Kirche sowie des Pfarrhauses in Höhe von 100 Franken.
Im Vergleich dazu spielt der Betrag des Kostenvoranschlags für die jetzige Instandsetzung des Pfarrhauses in einer anderen Liga. Im Dezember 2020 hat der Gemeinderat den Umbau gutgeheißen, mit einem geschätzten Kostenpunkt von 1,752 Millionen Euro. Das war jedoch der zweite Anlauf zu einer neuen Verwendung.
Im März 2019 hatte der Gemeinderat nämlich entschieden, dass das Gebäude umgebaut werden würde, allerdings für gemeindeeigene Dienste wie Bevölkerungsbüro und Zivilstand. Im Juli 2020 wurde diese Entscheidung jedoch hinfällig, als der damalige Bürgermeister Jempi Klein verkündete, dass stattdessen ein neuer Anbau an das bestehende Rathaus gebaut werden sollte und dort zusätzlicher Raum für Büros geschaffen würde.