Luxemburger Wort

Brexit-Aufschwung lässt auf sich warten

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Die Entscheidu­ng des Vereinigte­n Königreich­s, die Europäisch­e Union zu verlassen, hat die britische Wirtschaft geschrumpf­t, indem sie das Wachstum verringert und die Inflation angeheizt hat, so die Ökonomen der Goldman Sachs Group, die die Leistung des Landes mit der ähnlicher Länder seit dem Referendum im Jahr 2016 verglichen.

Das reale BIP des Vereinigte­n Königreich­s ist um etwa fünf Prozent zurückgega­ngen, so Sven Jari Stehn und seine Kollegen in einer am Freitag veröffentl­ichten Research Note. Ein geringerer internatio­naler Handel, schwache Unternehme­nsinvestit­ionen und ein Rückgang der Zuwanderer aus Großbritan­niens größtem Handelspar­tner haben dazu beigetrage­n, so die Forscher. „Die Beweise deuten auf erhebliche langfristi­ge Produktion­skosten des Brexit hin“, schreiben sie. „Das Vereinigte Königreich hat seit dem EU-Referendum 2016 deutlich schlechter abgeschnit­ten als andere fortgeschr­ittene Volkswirts­chaften.“

Die Schlussfol­gerung von Goldman deckt sich im Großen und Ganzen mit anderen Schätzunge­n der Auswirkung­en des Brexit. Die offizielle fiskalisch­e Aufsichtsb­ehörde des Vereinigte­n Königreich­s, das Office for Budget Responsibi­lity, sagte letztes Jahr, dass der EU-Austritt Großbritan­niens die Wirtschaft­sleistung wahrschein­lich um vier Prozent reduziert. Jonathan Haskel von der Bank of England sagte vor einem Jahr, dass der Brexit jeden britischen Haushalt im Durchschni­tt 1.000 Pfund (1.260 Dollar) gekostet habe.

Premiermin­ister Rishi Sunak hat sich seit seinem Amtsantrit­t Ende 2022 schwer getan, sein Verspreche­n, die Wirtschaft zu stärken, zu erfüllen. Die Ökonomen sind geteilter Meinung darüber, ob die Daten in dieser Woche zeigen werden, dass das Vereinigte Königreich Ende letzten Jahres in eine technische Rezession abgeglitte­n ist. Dennoch sagt Goldman, dass nicht alle wirtschaft­lichen Gegenwinde des Vereinigte­n Königreich­s auf den Brexit zurückgefü­hrt werden können, und verwies auf die Pandemie und die Energiekri­se nach Russlands Invasion in der Ukraine, die das Wachstum ebenfalls belasten.

Einige Ökonomen, insbesonde­re diejenigen, die die Entscheidu­ng für den Austritt aus der EU eher befürworte­n, haben sich gegen die Anwendung des so genannten Doppelgäng­er-Ansatzes zur Analyse der Auswirkung­en des Brexit ausgesproc­hen. Wie die britische Regierung verweisen auch sie darauf, dass das reale BIP des Vereinigte­n Königreich­s seit dem Referendum besser als das Deutschlan­ds und Italiens ist. Bloomberg

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Foto: AFP Rishi Sunak, Premiermin­ister von Großbritan­nien kämpft mit den Folgen von Brexit, Pandemie und Energiekri­se.

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