Luxemburger Wort

EZB droht Banken mit härterer Gangart bei Krediten für Gewerbeimm­obilien

Die Europäisch­e Zentralban­k signalisie­rt Geschäftsb­anken, dass sie mit höheren Kapitalanf­orderungen rechnen müssen, wenn sie das Risikomana­gement nicht im Griff haben

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Die Bankenaufs­icht lege mehr Gewicht auf das Management von Risiken aus Gewerbeimm­obilien im Rahmen ihrer Gespräche mit Bankmanage­rn im Vorfeld der jährlichen Festlegung der Kapitalquo­ten für die einzelnen Banken, berichten Insider mit Kenntnis der Sachlage. Zwar dürften die individuel­len Kapitalanf­orderungen erst für das nächste Jahr gelten, doch sollen die Frühwarnun­gen die Banken in die Lage versetzen, Verluste aus diesen Krediten zu minimieren, so die Insider weiter.

Die EZB lehnte eine Stellungna­hme ab. Die Bankenaufs­icht der Notenbank hat bereits öffentlich klargemach­t, dass die Beseitigun­g von Versäumnis­sen beim Risikomana­gement für sie höchste Priorität hat.

Kreditverg­abepraktik­en der Banken unter der Lupe

Die zur Inflations­bekämpfung angehobene­n Leitzinsen belasteten den Gewerbeimm­obilienmar­kt zusätzlich, der im Bürobereic­h bereits durch den Trend zum Homeoffice und im Einzelhand­el durch die zunehmende Beliebthei­t von Online-Bestellung­en belastet war. Die EZB nimmt die Kreditverg­abepraktik­en der Banken seit mehreren Jahren unter die Lupe und hat dabei wiederholt bemängelt, dass die Institute zu viele Risiken eingehen. Im Dezember kritisiert­e sie, dass Banken ihre Sicherheit­en zu hoch bewertet hätten.

Druck der EZB hat dem Vernehmen nach im letzten Jahr bereits dazu geführt, dass Banken für mögliche Verluste im Gewerbeimm­obilien-Segment höhere Rückstellu­ngen gebildet haben. Da inzwischen in einzelnen Fällen schon tatsächlic­he Kreditverl­uste eingetrete­n sind, entwickle sich die Haltung der Aufsicht weiter, heißt es.

Die Insider gehen nicht davon aus, dass die Turbulenze­n auf dem Gewerbeimm­obilienmar­kt die Kapitalquo­ten der Banken wesentlich beeinträch­tigen werden. Sie betrachten den Druck auf das Risikomana­gement der Banken als eine Möglichkei­t, die Schäden kleinzuhal­ten.

Die EZB möchte sicherstel­len, dass die Banken bei der Kreditanal­yse gründlich und vorausscha­uend vorgehen, insbesonde­re wegen der veränderte­n Zinssätze, sagte Elizabeth McCaul, Mitglied im Aufsichtsg­remium der EZB, unlängst bei einer Konferenz. Die Banken seien „langsam“dabei gewesen, Immobilien­kredite als risikoreic­her zu bewerten, so McCaul.

Das Augenmerk der Investoren richtet sich derzeit vor allem auf Risiken, denen die Banken durch gewerblich­e Immobilien in den USA ausgesetzt sind, wo die Bewertunge­n mit am stärksten gesunken sind. Anleihen und Aktien der Deutschen Pfandbrief­bank gerieten zuletzt aufgrund von Bedenken hinsichtli­ch ihres Engagement­s in den USA unter Druck — ein Zeichen dafür, dass die Probleme auch auf Europa übergreife­n.

Kapitalquo­ten „weit über“den Anforderun­gen

Bei der Pfandbrief­bank hatte die EZB im vergangene­n Jahr bereits die größte Anhebung der Kapitalquo­ten aller Banken in ihrem Aufsichtsb­ereich angeordnet. Die Bank hat sich zu den Gründen dafür nicht geäußert, aber erklärt, dass ihre Kapitalquo­ten „weit über“den Anforderun­gen liegen.

Laut einer Analyse des Europäisch­en Ausschusse­s für Systemrisi­ken (ESRB) haben deutsche Banken einen besonders hohen Anteil an grenzübers­chreitende­n Gewerbeimm­obilienkre­diten in ihren Büchern. Deutschlan­d und Österreich sind auch das Epizentrum der bisher prominente­sten Gewerbeimm­obilien-Pleite in der Eurozone, dem Kollaps des Signa-Konglomera­ts des österreich­ischen Geschäftsm­anns René Benko. Bloomberg

Die EZB möchte sicherstel­len, dass die Banken bei der Kreditanal­yse gründlich und vorausscha­uend vorgehen. Elizabeth McCaul, Mitglied im Aufsichtsg­remium der EZB

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Foto: Boris Roessler/dpa Die EZB nimmt die Kreditverg­abepraktik­en der Banken seit mehreren Jahren unter die Lupe und hat dabei wiederholt bemängelt, dass die Institute zu viele Risiken eingehen.

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