„Die Theaterbühne ist pure Erholung“
Die deutsche Schauspielerin Caroline Peters über ihren Duisburg-Krimi, Kultkommissar Horst Schimanski sowie den Reiz von Tätowierungen und Postkarten
Sie ist eine späte Erbin von Kult-Ermittler Horst Schimanski: Wie der unvergessene „Tatort“-Kommissar ermittelt auch die von Caroline Peters gespielte Conny Majewski in der neuen Krimireihe „Die Neue und der Bulle“, die heute bei RTL erstmals über den Bildschirm flimmert, im Ruhrgebiet. Dabei ist die resolute Conny im Hauptberuf gar nicht bei der Polizei, sondern betreibt eine Kneipe. Als jedoch ein Bekannter ermordet wird, schleust sie sich als Seiteneinsteigerin bei der Duisburger Mordkommission ein und nimmt die Ermittlungen höchstpersönlich in die Hand.
Caroline Peters, Sie sind die neue TV-Ermittlerin in Duisburg. Das ist heiliger Boden, könnte man sagen …
Wegen Horst Schimanski meinen Sie? Stimmt. (lacht) Dass das heiliger SchimiBoden ist, war mir natürlich bewusst, als mir die Rolle angeboten wurde, außerdem interessiere ich mich sehr fürs Ruhrgebiet. Ich habe dort schon öfters Theater gespielt. Da gibt es tolle Festivals wie die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Ich war außerdem immer schon fasziniert von der Multikulti-Gesellschaft in dieser Region. Es ist ja unglaublich, wie viele Nationalitäten da zusammen leben. Es war also an der Zeit, dass die Schimanski-Saga in einem gewissen Sinne weitergeschrieben wird. Wobei man sagen muss: Duisburg ist heute eine ganz andere Stadt als vor 40 Jahren.
Haben Sie denn auch viel in Duisburg gearbeitet? Die Schimanski-Tatorte wurden damals zum größten Teil in Köln gedreht …
Das gilt auch für „Die Neue und der Bulle“. Wir hatten allerdings schon ein paar Drehtage auf der Straße in Duisburg und vor allem in dem sehr schönen, beeindruckenden Hafen der Stadt.
Waren Sie ein Fan von Schimanski?
Ich habe damals gar nicht so viele Schimi-Tatorte gesehen. Dafür war ich noch zu klein. Aber ich war immer ein großer Fan von Götz George. Ihn habe ich noch in vielen Schwarz-Weiß-Filmen gesehen, die früher im Nachmittagsprogramm wiederholt wurden. Ich habe ihn damals zum Beispiel in den Edgar-Wallace-Filmen bewundert.
Sie spielen die Duisburger Kneipenbesitzerin Conny, die zur Ermittlerin wird, und sind mit Glitzer-T-Shirt, Stiefeletten und Tattoos in einer für Sie ungewohnten Aufmachung zu sehen …
Das hat mir großen Spaß gemacht, und ich muss zugeben: Die Tattoos haben mir richtig gut gefallen. Die waren abwaschbar und wurden nach den Dreharbeiten wieder entfernt, ich selber habe wie die meisten in meiner Generation überhaupt keine Tattoos. Bislang fand ich Tätowierungen auch ziemlich albern, aber auf einmal konnte ich verstehen, dass Tattoos eigentlich ganz cool sind.
Es heißt zwar immer, Tätowieren würde gar nicht so sehr wehtun, aber das glaube ich einfach nicht.
Wollen Sie sich mal ein echtes Tattoo stechen lassen?
Während wir gedreht haben, war ich immer kurz davor, aber bis jetzt ist es noch nicht dazu gekommen. Ich habe allerdings furchtbare Angst vor körperlichen Schmerzen, und das finde ich dann doch sehr abtörnend an dem Gedanken. Es heißt zwar immer, Tätowieren würde gar nicht so sehr wehtun, aber das glaube ich einfach nicht. Ich könnte mich dazu wohl nicht überwinden. (lacht)
Die von Ihnen gespielte Conny ist ein ganz anderer Typ als Sophie Haas aus „Mord mit Aussicht“– der Krimiserie, mit der Sie im Fernsehen bekannt wurden …
Stimmt. Sophie Haas war sehr ehrgeizig und wollte immer aufsteigen, das ist Conny nicht. Sie wird zur Ermittlerin, weil sie findet, dass die Polizei nicht genug macht und man da selber Hand anlegen muss, wenn man was erreichen will.
„Mord mit Aussicht“ist vor rund zehn Jahren geendet. Trauern Sie der Serie manchmal hinterher?
Trauern würde ich nicht sagen, das ist jetzt wirklich schon eine ganze Zeit her. Aber ich denke gerne daran zurück, die Serie ist ein ganz besonderer Teil von meinem Leben und wird das auch immer bleiben. „Mord mit Aussicht“wurde damals ungemein positiv von den Zuschauern aufgenommen und das wirkt bis heute nach. Es gibt immer noch viele Fans, und das finde ich schon toll.
„Mord mit Aussicht“war eine Krimikomödie, und das gilt für „Die Neue und der Bulle“in gewissem Maße auch. Was reizt Sie an diesem Genre?
„Die Neue und der Bulle“ist mehr Krimi als Komödie. Mir macht dieses Mal das Ermitteln Spaß, das Herumspinnen, wer es gewesen sein könnte und wo man sich die nötigen Informationen beschaffen kann, um einen Fall zu lösen. Ich kann mir aber auch ganz viele andere Rollen vorstellen, die mich reizen würden.
Welche denn?
Ich würde zum Beispiel ganz gerne mal eine Journalistin spielen. Oder eine Rolle als Politikerin. Auch eine Familienserie kann ich mir vorstellen wie „Modern Family“. Das ist neben „Ted Lasso“meine absolute Lieblingsserie.
Welche Figur darin mögen Sie am meisten?
Das Tolle an „Modern Family“ist, dass man immer eine andere Lieblingsfigur hat, je nach Stimmung oder Lebenslage. Zurzeit ist es Claire Dunphy, die von Julie Bowen gespielte Familienmutter. Die ist einfach zum Totlachen, finde ich.
Mir macht dieses Mal das Ermitteln Spaß, das Herumspinnen, wer es gewesen sein könnte und wo man sich die nötigen Informationen beschaffen kann, um einen Fall zu lösen.
Ist eine TV-Reihe wie „Die Neue und der Bulle“eigentlich eine willkommene Abwechslung von der anstrengenden Arbeit auf der Theaterbühne?
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Bühne ist pure Erholung im Vergleich mit Dreharbeiten fürs Fernsehen, die ungemein fordernd sind. Die künstlerischen Anforderungen am Theater sind zwar höher, aber Fernsehen ist viel anstrengender, finde ich. Außerdem hat man auf der Bühne die unmittelbare Reaktion des Publikums, die durch nichts zu ersetzen ist. Die fehlt bei TV-Produktionen völlig.
Stimmt es eigentlich, dass Sie an Ihrem Wohnort Wien ein Geschäft für Postkarten betreiben?
Das stimmt, mein Partner und ich betreiben eine kleine Galerie für moderne
Fotografie, die im Postkartenformat verkauft wird. Bei uns bekommen Sie unter anderem Postkarten mit ungewöhnlichen Wien-Motiven. Wir haben einen eigenen Blick auf das zeitgenössische Wien in all seinen Facetten, es geht weniger um die üblichen Klischees, die man mit dieser wunderschönen Stadt verbindet.
Sind Postkarten in Zeiten von WhatsApp oder Skype noch zeitgemäß?
Auf jeden Fall, und unser Motto ist, die schöne Geste des Postkartenschreibens nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Über eine schöne Postkarte freut sich doch jeder.