So haben sich die neuen Stars bei ihrem Debüt geschlagen
Raphael Holzhauser, Jonathan Schmid, Nabil Dirar und Artur Abreu zeigen bei ihren neuen Vereinen in der BGL Ligue vielversprechende Ansätze. Eine Analyse
Es war eine Frage, die viele Zuschauer hierzulande beschäftigte: Sind die prominenten Neuzugänge in der BGL Ligue echte Verstärkungen oder handelt es sich zum Teil um alternde Stars, die ihren Zenit bereits überschritten haben und ihren Vereinen lediglich zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren? Der Rückrundenauftakt hat erste Erkenntnisse geliefert.
Raphael Holzhauser erlebte in Hesperingen gleich turbulente Wochen. Doch der ehemalige Bundesliga-Profi zeigte sich vom Spielerstreik samt Suspendierung der Leistungsträger Dominik Stolz und Clément Couturier unbeeindruckt. 350 Zuschauer sahen bei Holzhausers Pflichtspieldebüt, welchen Einfluss der laut „transfermarkt.de“wertvollste Spieler der BGL Ligue (400.000 Euro) auf eine Partie nehmen kann.
Holzhauser, der 2020/21 mit 16 Toren und 16 Vorlagen eine fulminante Saison in der ersten belgischen Liga spielte und während dieser Zeit zum österreichischen Nationalspieler avancierte, überzeugte bei seiner Premiere in der BGL Ligue auf Anhieb.
Beim 3:3 gegen Titus Petingen absolvierte der 30-jährige Mittelfeldspieler die gesamte Partie und schnürte gleich einen Doppelpack. Holzhauser erzielte per Elfmeter das erste Tor (23.‘) und sorgte unmittelbar nach dem Petinger Ausgleich mit einem spektakulären Freistoßtreffer für die erneute Führung des Meisters (61.‘). Zuvor war er fast an einem weiteren Tor beteiligt gewesen. In der 32.‘ bereitete er mit einem schönen Außenristpass eine Großchance für Maurice Deville vor, die Marian Sarr knapp vor der Torlinie vereitelte.
Der Geradlinige
Kaum eine Situation ist so sinnbildlich für das Spiel von Jonathan Schmid wie seine Aktion in der 49.‘: Als Chris Lybohy den 299-fachen Bundesligaspieler aus kurzer Distanz hoch anspielt, verarbeitet Schmid das Zuspiel spielend leicht mit der Brust und leitet sofort einen vielversprechenden Angriff ein.
Zuweilen mag sein Debüt etwas unscheinbar gewirkt haben. Doch immer wieder ließ Niederkorns Neuzugang beim 3:0-Erfolg gegen Mersch seine Klasse aufblitzen. Der 33-Jährige überzeugte durch seine Spielintelligenz und Handlungsschnelligkeit.
Mit seiner Geradlinigkeit und seinem Tempo sorgte er außerdem für Torgefahr und holte die Ecke heraus, die in der 21.‘ zum 1:0 führte. In der 12.‘ verpasste Schmid aus spitzem Winkel einen eigenen Treffer. Zudem deutete der Standardspezialist mehrfach seine Qualität bei ruhenden Bällen an. Allerdings war Schmid auch anzumerken, dass er in den vorigen Monaten nicht allzu viel Einsatzzeit hatte. Nach 72 Minuten wurde er nach einem vielversprechenden Debüt ausgewechselt.
„Für ein erstes Ligaspiel hat er eine sehr interessante Leistung gezeigt. Aber Jonathan weiß selbst, dass er noch nicht bei 100 Prozent seines Leistungsvermögens ist. Daran, werden wir arbeiten. Dennoch hat er seine taktischen und technischen Qualitäten über weite Strecken der Partie nachgewiesen und ich bin überzeugt, dass er sich in den kommenden Wochen noch steigern wird“, bilanziert Jeff Strasser. Weitgehend zufrieden war der Niederkorn-Coach auch mit der Leistung von Clayton Duarte, der im Winter aus den USA nach Niederkorn zurückgekehrt und neben Schmid der zweite Neuzugang in Niederkorns Startelf war.
Er hat seine taktischen und technischen Qualitäten über weite Strecken der Partie nachgewiesen und ich bin überzeugt, dass er sich in den kommenden Wochen noch steigern wird. Jeff Strasser, Niederkorn-Coach
Der Pechvogel
Ähnlich wie Schmid stellte Nabil Dirar seine individuelle Klasse in den Dienst des Kollektivs. Dirar, der 2017 mit Monaco französischer Meister wurde und das Champions-League-Halbfinale erreichte sowie 2018 mit Marokko an der Weltmeisterschaft teilnahm, überzeugte mit seiner guten Ballbehandlung und Spielübersicht.
Beim 2:2 gegen Rosport zeigte der 37Jährige, der 1,2 Millionen Follower auf Instagram hat, eine solide Leistung und deutete an, dass er auch sportlich einen Mehrwert für Schifflingen darstellen kann. Einziger Wermutstropfen: Durch einen misslungenen Eckball leitete er in der 60.‘ Rosports Anschlusstreffer ein. Nur wenig später wurde Dirar, der unter der Woche an einer Grippe erkrankt war, ausgewechselt. Die Zuschauer honorierten seinen Auftritt dennoch mit Applaus.
Der Rückkehrer
Es war wohl der spektakulärste Transfer innerhalb der BGL Ligue. Doch Rückkehrer Artur Abreu musste bei Differdingens 7:0-Erfolg gegen Racing zunächst auf der Bank Platz nehmen, was auf die enorme offensive Qualität des Tabellenführers schließen lässt. Differdingen hat mit 40 Treffern mit Abstand die meisten Tore in der laufenden Saison erzielt.
Abreu zeigte nach seiner Einwechslung in der 61.‘, dass er die gewünschte zusätzliche Verstärkung im Offensivbereich werden kann und sorgte mit seinem Treffer in der 83.‘ für den Endstand. „Er ist nach seiner Einwechslung sehr gut reingekommen und hat getroffen, was wichtig ist. Aber wir müssen ihm auch ein wenig Zeit geben, damit er sich an unsere Spielidee anpassen kann“, erklärt Erfolgstrainer Pedro Resende. In den kommenden Wochen dürfte Abreu dann auch ein Anwärter auf einen Stammplatz sein.
Einen solchen hatte Christian Schoissengeyr, der bis 2022 in der ersten österreichischen Liga spielte und im Winter ebenfalls nach Differdingen wechselte, bereits am Sonntag. Beim Kantersieg des Tabellenführers war der 29-jährige Abwehrhühne selten gefordert. Doch gute Ansätze sah Resende allemal.