Ein Ausnahmetalent und ein besonderer Trainer wollen Manchester City besiegen
Der FC Kopenhagen geht als klarer Außenseiter ins Champions-League-Achtelfinale. In der Gruppenphase konnten sich die Dänen jedoch Respekt verschaffen
Die Chance auf eine Sensation geht gegen null. Wenn der FC Kopenhagen heute Abend (21 Uhr) im Achtelfinal-Hinspiel der europäischen Königsklasse den amtierenden Champions-League-Sieger Manchester City empfängt, sind die Rollen klar verteilt. Auf der einen Seite der zuletzt etwas aus dem Tritt geratene dänische Meister und Pokalsieger, auf der anderen Seite die alles überragende Mannschaft des Vorjahres, die 2024 ähnlich erfolgreich sein möchte.
Dass der FC Kopenhagen sein letztes Pflichtspiel vor zwei Monaten bestritten hat, dürfte die Aufgabe zusätzlich erschweren. Winterpause ist für englische Mannschaften bekanntlich ein Fremdwort. Im gleichen Zeitraum, in dem die Dänen sechs Testspiele und ein zehntägiges Trainingslager in Portugal absolvierten, gewann das Team von Pep Guardiola zehn Pflichtspiele in Folge, einschließlich der Club-WM in Saudi-Arabien.
Auch in der Premier League hat der neunfache Meister die Zügel wieder fest in der Hand. Nächste Woche könnte Manchester City mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Brentford am bisherigen Tabellenführer Liverpool vorbeiziehen und dem vierten Meistertitel in Folge wieder einen Schritt näher kommen. „Wir sind uns bewusst, dass uns viele Personen unsere Erfolge nicht gönnen. Aber gerade das spornt uns umso mehr an, noch mehr Titel zu gewinnen“, sagte Abwehrspieler Ruben Dias.
Rechtzeitig zum Duell mit dem FC Kopenhagen scheint auch Stürmer Erling Haaland, der in den vergangenen Wochen mit einer hartnäckigen Fußverletzung zu kämpfen hatte, wieder fit zu sein. Der 23-jährige Norweger beendete am Wochenende seine 77-tägige Torflaute mit einem Doppelpack beim 2:0Sieg gegen den FC Everton. Trotz der gelungenen Generalprobe war Trainer Guardiola mit seinem Starensemble nicht ganz zufrieden. „Unsere Körpersprache war in der ersten Halbzeit schlecht, in der zweiten Hälfte waren wir viel positiver. Wenn du dein Bestes geben willst,
musst du auch so auftreten“, so der 53Jährige.
In der laufenden Champions-LeagueSaison hat sich der Titelverteidiger bisher schadlos gehalten. Sechs Siege in sechs Gruppenspielen mit jeweils drei Toren sprechen eine deutliche Sprache. Aber auch die bisherige Saisonbilanz – zumindest auf internationaler Ebene – von Gegner Kopenhagen kann sich sehen lassen. In einer schwierigen Gruppe belegten die Dänen den zweiten Platz hinter Bayern München und ließen neben Galatasaray auch Manchester United hinter sich.
Mit dem 1:0-Sieg im entscheidenden Spiel gegen den türkischen Meister wiederholte Kopenhagen das Kunststück aus der Saison 2010/2011, als der Club ebenfalls die K.-o.-Phase der Königsklasse erreichte, dort aber am FC Chelsea scheiterte. Umjubelter Torschütze gegen Galatasaray war Routinier Lukas Lerager, der allerdings in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte sah und somit im Hinspiel gegen die Citizens fehlen wird.
84,60 Millionen gegen 1,26 Milliarden
Mit Youngster Roony Bardghji hat der FCK allerdings ein vielversprechendes Talent in seinen Reihen, auf das mittlerweile einige europäische Topclubs aufmerksam geworden sind. Der erst 18-jährige Schwede mit syrischen Wurzeln hat in der laufenden Meisterschaft bereits sieben Treffer erzielt. Nach Torhüter Kamil Grabara und Innenverteidiger Scott McKenna, deren Marktwerte laut „transfermarkt.de“bei elf beziehungsweise zehn Millionen Euro liegen, ist Bardghji (neun Millionen) der drittwertvollste Spieler im Kader des 15-maligen dänischen Meisters.
Während der Gesamtwert des Kaders des FC Kopenhagen bei 84,60 Millionen Euro liegt, sind es beim Gegner Manchester City 1,26 Milliarden Euro. Fußballspiele werden auf dem Platz entschieden, doch auch dort lief es für die Mannschaft von Trainer Jacob Neestrup zuletzt nicht nach Wunsch. Den erneuten Doublé-Gewinn kann der FC Kopenhagen bereits abschreiben, nachdem im Pokal-Achtelfinale gegen Silkeborg Endstation war.
Aus den letzten drei Ligaspielen vor der Winterpause holte das Team nur
einen Punkt und fiel hinter den neuen Spitzenreiter Midtjylland und den Lokalrivalen Bröndby auf Rang drei zurück. „Wir nehmen die schwere Aufgabe gegen City sehr ernst und bereiten uns entsprechend vor. Unser Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf der Meisterschaft. Wir wollen unseren Titel in der Liga verteidigen, um in der kommenden Saison weitere Erfahrungen in der Champions League sammeln zu können“, so der 35-jährige Coach.
Neestrup war schon als Spieler für den FC Kopenhagen aktiv, wurde aber immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen und musste seine Karriere bereits mit 23 Jahren nach einem Autounfall beenden. Danach übernahm der ehemalige Mittelfeldspieler verschiedene Trainerfunktionen und wurde – nach einer Zwischenstation bei Viborg – vor zwei Jahren zum Cheftrainer des dänischen Rekordmeisters befördert. Die Duelle mit Manchester City dürften der vorläufige Höhepunkt in Neestrups Karriere sein.
Auch bei den Fans ist die Vorfreude groß. Trotz der zuletzt enttäuschenden Ergebnisse trauen sie dem FC Kopenhagen zu, den großen Gegner aus England im ausverkauften Parken-Stadion zu ärgern.
Wir sind uns bewusst, dass uns viele Personen unsere Erfolge nicht gönnen. Ruben Dias, Verteidiger von Manchester City