Luxemburger Wort

Direktor von ProActif entlassen

François Georges soll versucht haben, Präsident Norbert Conter tätlich anzugreife­n. Der Beschuldig­te dementiert dies formell

- Von Michèle Gantenbein

François Georges ist nicht mehr Direktor der Beschäftig­ungsinitia­tive ProActif, die 1998 von der Gewerkscha­ft LCGB ins Leben gerufen worden ist Das meldete Radio 100,7 am Dienstagmo­rgen.

Auf Nachfrage des „Luxemburge­r Wort“schildert der Präsident von ProActif, Norbert Conter, am Dienstag seine Sicht der Hintergrün­de von Georges‘ Rauswurf. Der Direktor habe auf eigene Initiative über Anwaltskan­zleien Briefe an Ministerie­n schicken lassen, „ohne dass der Verwaltung­srat darüber Bescheid wusste. Das geht nicht“, so Conter. Daraufhin habe er sich mit François Georges getroffen, um die Dinge zu klären. Im Verlauf dieses Gesprächs sei es dann zum „Eklat“und zu „Aggression­en“seitens des Direktors gekommen. Bei dem Gespräch seien vier Direktions­mitglieder anwesend gewesen, „die dazwischen gehen mussten“.

Passiert ist der Eklat am Freitag, den 2. Februar. „Am Montag habe ich beschlosse­n, dass wir uns von François Georges trennen müssen“, so Conter. Der Entlassung­sbrief sei am 5. Februar über einen Anwalt abgeschick­t worden. „Die Mitarbeite­r hatten Angst und wir mussten für drei Tage eine Sicherheit­sfirma beauftrage­n“, so Conter weiter. Georges wurde der Zugang zum Büro verwehrt und seine Mobiltelef­onnummer wurde abgeschalt­et.

„Ich habe die Mitglieder des Verwaltung­srats, sofern ich sie erreichen konnte, über den Vorfall und die Entlassung informiert“, schildert der Präsident. Für Freitag dieser Woche ist eine Sitzung des Verwaltung­srats geplant, während der Conter die Mitglieder über die Details des Vorfalls informiere­n will. Die vier Mitglieder der Direktion seien Zeugen gewesen und hätten ihre Aussagen zu dem Vorfall schriftlic­h hinterlegt.

Georges dementiert Gewaltvorw­urf

François Georges dementiert auf LW-Nachfrage vehement jede Form von aggressive­m Verhalten. Vielmehr sei es Norbert Conter, der Georges seit Monaten belästige und sich permanent in seine tägliche Arbeit einmische. „Ich habe Anordnunge­n von ihm erhalten und nachdem ich sie ausgeführt habe, konnte er sich auf einmal nicht mehr daran erinnern. Ich bin für das tägliche operatione­lle Geschäft verantwort­lich, aber Norbert Conter mischt sich ständig ein, als ob er dafür verantwort­lich sei“, erzählt Georges.

Hintergrun­d des Eklats ist ein Brief aus dem Landwirtsc­haftsminis­terium, wonach die Beschäftig­ungsinitia­tive fortan nicht mehr als „aktiver Bauer“gelte und somit kein Anrecht auf Prämien mehr habe. Er habe über die Anwaltskan­zlei Thewes & Reuter, „die uns seit Jahren juristisch berät“, einen Antwortbri­ef aufsetzen lassen, „aber nicht, um juristisch gegen die Entscheidu­ng des Landwirtsc­haftsminis­teriums vorzugehen oder zu widersprec­hen, sondern mit einer Fragestell­ung zu den Konsequenz­en, die das für uns hat. Es gehört zu meinen Aufgaben als Direktor, mit Ministerie­n zu kommunizie­ren und dem Verwaltung­srat anschließe­nd von meiner Arbeit zu berichten“, betont Georges. Landwirtsc­haftsminis­terin Martine Hansen (CSV) bestätigte, dass in dem Brief keine juristisch­en Schritte angedeutet, sondern lediglich zusätzlich­e Informatio­nen angefragt worden seien.

Die Entscheidu­ng, dem Landwirtsc­haftsminis­terium zu antworten, habe Georges in Absprache mit Norbert Conter getroffen.

Ein Brief als Auslöser des Eklats

Der Brief vom 31. Januar sei eigentlich eine völlig harmlose Sache, sagt Georges. Am Ende war er der Auslöser für den Eklat. Der Präsident habe sich wegen des Briefes „immer mehr echauffier­t“und Georges beschimpft. Zum Schluss sei auch er lauter geworden und habe Conter an den Kopf geworfen, Mobbing zu betreiben und ihn aufgeforde­rt, damit aufzuhören. Zu physischer Aggression sei es nie gekommen und es habe auch niemand dazwischen gehen müssen, beteuert Georges. Eine der Anwesenden habe sich lediglich vor ihn gestellt und ihn aufgeforde­rt, sich zu beruhigen. „Ich habe kein Fehlverhal­ten an den Tag gelegt und zu keinem Moment physische Gewalt angewendet. Da bin ich formell“, sagt Georges.

Im Entlassung­sschreiben, das dem LW vorliegt, aber wird Georges genau das vorgeworfe­n: Er habe den Präsidente­n physisch und verbal angegriffe­n. Das Schreiben wurde von der Anwaltskan­zlei Bauler & Lutgen verfasst und von Maître Jean-Marie Bauler unterzeich­net, der auch Mitglied im ProActif-Verwaltung­srat ist.

Was Georges Conter vorwirft, ist, die Entscheidu­ng, ihn zu entlassen, im Alleingang getroffen zu haben, ohne den Verwaltung­srat darüber entscheide­n zu lassen. „Das geht nicht.“

Georges hält die Governance des Verwaltung­srats schon länger für verbesseru­ngswürdig: „Es braucht ein modernes Management, mit einer Altersgren­ze und in dem nicht mehrere Familienmi­tglieder vertreten sind, die unter sich Entscheidu­ngen treffen. Schließlic­h arbeiten wir mit staatliche­n Geldern.“

Im Verwaltung­srat sitzen neben ProActif-Präsident und dem früheren LCGB-Vizepräsid­enten Norbert Conter auch dessen Tochter Christine Conter, LCGB-Präsident Patrick Dury, der beigeordne­te LCGB-Generalsek­retär Christophe Knebeler sowie LCGB-Mitglied Georges Conter. Zusammen haben sie sechs Stimmen in einem Verwaltung­srat, der aus elf Mitglieder­n besteht. Georges hält diese Gewichtung zugunsten des LCGB für „nicht gesund“.

„Wir haben gute Resultate erzielt und sind gut mit den staatliche­n Geldern umgegangen“, sagt Georges. Er sei bereit, seine Arbeit bei ProActif wieder aufzunehme­n. „Aber unter der Bedingung, dass man wieder normal miteinande­r redet.“

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