Direktor von ProActif entlassen
François Georges soll versucht haben, Präsident Norbert Conter tätlich anzugreifen. Der Beschuldigte dementiert dies formell
François Georges ist nicht mehr Direktor der Beschäftigungsinitiative ProActif, die 1998 von der Gewerkschaft LCGB ins Leben gerufen worden ist Das meldete Radio 100,7 am Dienstagmorgen.
Auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“schildert der Präsident von ProActif, Norbert Conter, am Dienstag seine Sicht der Hintergründe von Georges‘ Rauswurf. Der Direktor habe auf eigene Initiative über Anwaltskanzleien Briefe an Ministerien schicken lassen, „ohne dass der Verwaltungsrat darüber Bescheid wusste. Das geht nicht“, so Conter. Daraufhin habe er sich mit François Georges getroffen, um die Dinge zu klären. Im Verlauf dieses Gesprächs sei es dann zum „Eklat“und zu „Aggressionen“seitens des Direktors gekommen. Bei dem Gespräch seien vier Direktionsmitglieder anwesend gewesen, „die dazwischen gehen mussten“.
Passiert ist der Eklat am Freitag, den 2. Februar. „Am Montag habe ich beschlossen, dass wir uns von François Georges trennen müssen“, so Conter. Der Entlassungsbrief sei am 5. Februar über einen Anwalt abgeschickt worden. „Die Mitarbeiter hatten Angst und wir mussten für drei Tage eine Sicherheitsfirma beauftragen“, so Conter weiter. Georges wurde der Zugang zum Büro verwehrt und seine Mobiltelefonnummer wurde abgeschaltet.
„Ich habe die Mitglieder des Verwaltungsrats, sofern ich sie erreichen konnte, über den Vorfall und die Entlassung informiert“, schildert der Präsident. Für Freitag dieser Woche ist eine Sitzung des Verwaltungsrats geplant, während der Conter die Mitglieder über die Details des Vorfalls informieren will. Die vier Mitglieder der Direktion seien Zeugen gewesen und hätten ihre Aussagen zu dem Vorfall schriftlich hinterlegt.
Georges dementiert Gewaltvorwurf
François Georges dementiert auf LW-Nachfrage vehement jede Form von aggressivem Verhalten. Vielmehr sei es Norbert Conter, der Georges seit Monaten belästige und sich permanent in seine tägliche Arbeit einmische. „Ich habe Anordnungen von ihm erhalten und nachdem ich sie ausgeführt habe, konnte er sich auf einmal nicht mehr daran erinnern. Ich bin für das tägliche operationelle Geschäft verantwortlich, aber Norbert Conter mischt sich ständig ein, als ob er dafür verantwortlich sei“, erzählt Georges.
Hintergrund des Eklats ist ein Brief aus dem Landwirtschaftsministerium, wonach die Beschäftigungsinitiative fortan nicht mehr als „aktiver Bauer“gelte und somit kein Anrecht auf Prämien mehr habe. Er habe über die Anwaltskanzlei Thewes & Reuter, „die uns seit Jahren juristisch berät“, einen Antwortbrief aufsetzen lassen, „aber nicht, um juristisch gegen die Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums vorzugehen oder zu widersprechen, sondern mit einer Fragestellung zu den Konsequenzen, die das für uns hat. Es gehört zu meinen Aufgaben als Direktor, mit Ministerien zu kommunizieren und dem Verwaltungsrat anschließend von meiner Arbeit zu berichten“, betont Georges. Landwirtschaftsministerin Martine Hansen (CSV) bestätigte, dass in dem Brief keine juristischen Schritte angedeutet, sondern lediglich zusätzliche Informationen angefragt worden seien.
Die Entscheidung, dem Landwirtschaftsministerium zu antworten, habe Georges in Absprache mit Norbert Conter getroffen.
Ein Brief als Auslöser des Eklats
Der Brief vom 31. Januar sei eigentlich eine völlig harmlose Sache, sagt Georges. Am Ende war er der Auslöser für den Eklat. Der Präsident habe sich wegen des Briefes „immer mehr echauffiert“und Georges beschimpft. Zum Schluss sei auch er lauter geworden und habe Conter an den Kopf geworfen, Mobbing zu betreiben und ihn aufgefordert, damit aufzuhören. Zu physischer Aggression sei es nie gekommen und es habe auch niemand dazwischen gehen müssen, beteuert Georges. Eine der Anwesenden habe sich lediglich vor ihn gestellt und ihn aufgefordert, sich zu beruhigen. „Ich habe kein Fehlverhalten an den Tag gelegt und zu keinem Moment physische Gewalt angewendet. Da bin ich formell“, sagt Georges.
Im Entlassungsschreiben, das dem LW vorliegt, aber wird Georges genau das vorgeworfen: Er habe den Präsidenten physisch und verbal angegriffen. Das Schreiben wurde von der Anwaltskanzlei Bauler & Lutgen verfasst und von Maître Jean-Marie Bauler unterzeichnet, der auch Mitglied im ProActif-Verwaltungsrat ist.
Was Georges Conter vorwirft, ist, die Entscheidung, ihn zu entlassen, im Alleingang getroffen zu haben, ohne den Verwaltungsrat darüber entscheiden zu lassen. „Das geht nicht.“
Georges hält die Governance des Verwaltungsrats schon länger für verbesserungswürdig: „Es braucht ein modernes Management, mit einer Altersgrenze und in dem nicht mehrere Familienmitglieder vertreten sind, die unter sich Entscheidungen treffen. Schließlich arbeiten wir mit staatlichen Geldern.“
Im Verwaltungsrat sitzen neben ProActif-Präsident und dem früheren LCGB-Vizepräsidenten Norbert Conter auch dessen Tochter Christine Conter, LCGB-Präsident Patrick Dury, der beigeordnete LCGB-Generalsekretär Christophe Knebeler sowie LCGB-Mitglied Georges Conter. Zusammen haben sie sechs Stimmen in einem Verwaltungsrat, der aus elf Mitgliedern besteht. Georges hält diese Gewichtung zugunsten des LCGB für „nicht gesund“.
„Wir haben gute Resultate erzielt und sind gut mit den staatlichen Geldern umgegangen“, sagt Georges. Er sei bereit, seine Arbeit bei ProActif wieder aufzunehmen. „Aber unter der Bedingung, dass man wieder normal miteinander redet.“