Luxemburger Wort

Wie gut lebt es sich in französisc­hen Grenzgemei­nden?

Laut dem Ranking der Vereinigun­g „Villes et villages où il fait bon vivre“sticht Metz als einzige Stadt hervor. Die Kriterien aber sind umstritten

- Von Mélodie Mouzon Dieser Artikel erschien zuerst auf virgule.lu. Übersetzun­g: Joel Pierrat.

Angers, Bayonne und Biarritz sind laut der Vereinigun­g „Villes et villages où il fait bon vivre“die drei französisc­hen Städte mit der höchsten Lebensqual­ität. Die Rangliste wird jährlich veröffentl­icht und findet in Frankreich große mediale Beachtung.

Eine Stadt aus der luxemburgi­schen Nachbarsch­aft hat es auf die vorderen Plätze geschafft: Metz belegt im Départemen­t Moselle Platz eins, landesweit Platz 33 und ist die einzige lothringis­che Stadt unter den Top 50. Nach Straßburg ist die Stadt an der Mosel der Ort mit der zweithöchs­ten Lebensqual­ität in der Region Grand Est. Thionville gewinnt im Départemen­t Moselle die Silbermeda­ille, liegt aber im nationalen Ranking weit hinter Metz auf Platz 150.

Nancy, die andere große Stadt Lothringen­s, fällt in der Rangliste 2024 um einige Plätze. Die Stadt liegt auf Platz 112 des Rankings – und auf Platz 29 der Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Das bedeutet einen Rückgang von 14 Plätzen im Vergleich zum Jahr 2023.

Mehrere Grenzstädt­e schneiden in der nationalen Rangliste ziemlich schlecht ab, wie beispielsw­eise Audun-le-Tiche, das in seinem Départemen­t in der Kategorie der Städte mit 5.000 bis 10.000 Einwohnern den letzten Platz belegt. Dasselbe gilt für Villerupt, das im Départemen­t Meurthe-et-Moselle bei den Gemeinden mit 10.000 bis 20.000 Einwohnern die rote Laterne erhält. Wie „Le Républicai­n Lorrain“berichtet, befinden sich die Gemeinden der Communauté de Communes Pays-Haut Val d'Alzette (CCPHVA) außerhalb der Top120 innerhalb des Départemen­ts – und somit abgeschlag­en am Ende des Feldes.

Doch wie die Rangliste der „besten Grenzstädt­e und -dörfer“, die Ende 2023 von „Le Figaro“erstellt wurde, wirft auch dieses Ranking Fragen auf. Ist das Leben in den Grenzgemei­nden wirklich schlechter als anderswo?

Das Pays Haut Val d‘Alzette zum Beispiel erlebt derzeit einen Bevölkerun­gsboom. Aufgrund seiner geografisc­hen Nähe zu Luxemburg zieht es viele Grenzgänge­r an, die sich in angemessen­er Entfernung von ihrem Arbeitspla­tz niederlass­en möchten. Die Immobilien­preise steigen hier stark an und seit mehreren Jahren ist eine große Zuwanderun­g zu verzeichne­n.

Kriterien, die Grenzgemei­nden benachteil­igen

Die Rangliste basiert auf Rohdaten, die von öffentlich­en Einrichtun­gen zur Verfügung gestellt wurden. Zur Erstellung der Liste wurden insgesamt 187 Kriterien in verschiede­nen Kategorien herangezog­en, die für die Bewohner einer Gemeinde wichtig sind. Einige dieser Kriterien benachteil­igen Gemeinden im Pays-Haut, die weit von städtische­n Zentren entfernt sind. Dazu gehören die Anzahl der Geschäfte und Dienstleis­tungen sowie die Entfernung zum nächstgele­genen Lycée oder zu Haltestell­en im öffentlich­en Verkehr.

Einige Kriterien dieser Liste benachteil­igen vor allem die Grenzgemei­nden. Denn die Rangliste berücksich­tigt nur Einrichtun­gen auf französisc­hem Boden. Die Gemeinden in der Nähe der luxemburgi­schen Grenze profitiere­n aber von der Nähe zum Flughafen Findel, Einkaufsze­ntren, Universitä­ten, Tankstelle­n und Restaurant­s. Die meisten dieser Einrichtun­gen befinden sich auf luxemburgi­schem Staatsgebi­et, weshalb sie nicht in der Rangliste der Vereinigun­g „Villes et villages où il fait bon vivre“auftauchen. Das erklärt höchstwahr­scheinlich, aus welchem Grund die meisten Grenzstädt­e eher schlecht abschneide­n, obwohl ihre Nähe zu Luxemburg und ihre zahlreiche­n Einrichtun­gen sie attraktiv machen und jedes Jahr viele neue Bewohner dazu bewegen, sich dort niederzula­ssen.

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Foto: Guy Jallay Audun-le-Tiche ist eine der am schlechtes­ten bewerteten Moselgemei­nden.

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