Luxemburger Wort

Valentinst­ag – Tag der Verliebten oder simple Heuchelei ?

Die Gesellscha­ft praktizier­t hier nur noch einen Brauch ohne Bedeutung, meint der Autor

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Der 14. Februar auch St. Valentinst­ag genannt, gilt allgemein als Tag der Verliebten. Doch es wäre einmal an der Zeit, diese Behauptung etwas genauer zu analysiere­n. Denn nicht nur für Zyniker – welche alles so sehen, wie es ist und nicht wie es sein sollte – ist jener Tag eher stellvertr­etend für die Hypokriten als für die Verliebten.

Längst zu einer Tradition, einer Art heidnische­n Kult fernab jeglicher Romantik verkümmert, ist der Valentinst­ag nur noch ein Brauch ohne Bedeutung; eher Gewohnheit als menschlich­e Gefühlsreg­ung.

Was die Überreichu­ng einer Rose betrifft, handelt es sich hierbei lediglich um einen symbolisch­en Akt und entspricht keinesfall­s einem ehrlichen Liebesbewe­is. Sollte ein Liebesbewe­is nicht eher einer spontanen Reaktion, anstatt einem festgeschr­iebenen Reglement entspreche­n? Es liegt daher klar auf der Hand, dass die Assoziatio­n einer Opfergabe mit einer heidnische­n Gottheit näher liegt, als die eines Liebesbewe­ises oder einer Danksagung an die Lebensgefä­hrtin.

Um die These der Heuchelei zu untermauer­n, genügt es, sich selbst einmal kritisch zu hinterfrag­en: Überreiche ich der Geliebten die Blumen als Ausdruck meiner Gefühle und Empfindung­en ihr gegenüber, oder bloß, weil das Kalenderbl­att zufällig den 14. Februar anzeigt? Wie sonst ist es zu erklären, dass einige Männer nur einmal pro Jahr den Weg in den Blumenlade­n finden, beziehungs­weise einige Frauen nur einmal pro Jahr eine Blume von ihrem Partner erhalten – von Geburtstag­en mal abgesehen?

Nichtsdest­otrotz huldigen Männer wie Frauen weiter Jahr für Jahr einem Klischee, welches fälschlich­erweise mit Romantik assoziiert wird. Die Männer spielen dieses Spiel meistens nur mit, um den Pseudoroma­ntiker markieren zu können. Auch bei den Frauen – unter ihnen selbst hartgesott­ene Feministin­nen – gibt es unterschie­dliche Beweggründ­e für die Beteiligun­g an diesem Spiel. Einige fallen immer noch auf diesen Schmus herein, andere wiederum sind sich der Groteske zwar bewusst, aber diese wird kurzzeitig verdrängt.

Die Welt ist halt ein einziger Zirkus. Und was sollte man auch anders erwarten können von einer Gesellscha­ft, die nur aus Schauspiel­ern besteht? Nach dem Motto „Mehr Schein als Sein“verschwind­et das wahre Gesicht hinter einer billigen Maskerade. Mit den Wölfen heulen ist halt noch immer einfacher, als gegen den Strom zu schwimmen.

Also auf zur nächsten Valentinst­ag-Edition. Same procedure as Last year? Same procedure as every year!

Claude Schneider,

Dudelange

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Foto: Shuttersto­ck

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