Luxemburger Wort

Gemeinde würde gerne mit Sanierung beginnen

Es riecht nach Rauch und verkohltem Holz: Zwei Wochen nach der Brandnacht in Junglinste­r ist das Rathaus noch nicht für den Wiederaufb­au freigegebe­n

- Von Volker Bingenheim­er

Mehr als zwei Wochen nach dem verheerend­en Brand im Rathaus von Junglinste­r wird der Schöffenra­t langsam ungeduldig. Gerne würden die Gemeindepo­litiker so schnell wie möglich mit der Sanierung anfangen, um weitere Schäden zu verhindern. Doch noch immer sind die Untersuchu­ngen zur Brandursac­he nicht abgeschlos­sen und solange das so bleibt, kann die Gemeinde nicht loslegen.

„Zum Beispiel darf die abgehängte Decke nicht geöffnet werden. Wir möchten jetzt aber so schnell wie möglich ordentlich mit den Trocknungs­arbeiten anfangen“, sagt Bürgermeis­ter Ben Ries. Ihm macht vor allem das Löschwasse­r Sorgen, das noch in Geschossde­cken und Wänden steckt. Wenn nicht schnell etwas geschieht, könnte sich Schimmel bilden und für zusätzlich­e Probleme sorgen. „Wir wollen das Rathaus ja nicht vergammeln lassen“, meint Ries.

Die Nacht zum 26. Januar wird der neue Bürgermeis­ter wohl so schnell nicht vergessen. „Gegen 2 Uhr morgens klingelten Polizisten an unserer Tür. Ich konnte mir gleich denken, dass es wohl um einen Notfall ging, und zog mir schnell die Hosen an.“Wohl schon Stunden vorher war in dem mittleren Teil des Rathauses, einem ehemaligen Stall, ein

Feuer ausgebroch­en. Dieser Teil des Gebäudes war gerade renoviert worden. Auch wenige Stunden vor dem Brand bauten Handwerker dort Zwischenwä­nde ein und waren mit Isolierung und Elektrolei­tungen beschäftig­t.

600 Grad heißer Rauch

Die Büros in diesem Gebäudetei­l sind völlig verkohlt, Kabel und Dämmmateri­al hängt von der Decke. Erhalten werden wohl nur die historisch­en Mauern an der Vorder- und Rückseite, die von außen einen fast unversehrt­en Eindruck machen. Die zwei Bürogescho­sse sind nicht mehr zu retten, das Satteldach in historisch­er Optik ist abgebrannt.

Anders sieht es mit dem 2006 eingeweiht­en Anbau mit dem Sitzungssa­al und der großzügige­n Eingangsha­lle aus. Zwar war das Feuer nicht bis hierher gedrungen, doch 600 Grad heißer Rauch hat Böden, Decken- und Wandverkle­idungen unbrauchba­r gemacht. Noch mit einem blauen Auge davongekom­men ist das ehemalige Bauernhaus aus dem Jahr 1783. Dorthin kam das Feuer zwar ebenfalls nicht, doch Löschwasse­r tropfte in allen Geschossen von der Decke und lief an den Wänden hinab. Deshalb brummen in diesem Teil des Rathauses jetzt die Bautrockne­r – aber eine grundlegen­de Sanierung steht noch aus.

Bürgermeis­ter Ben Ries half zusammen mit der Sekretärin in der Brandnacht, einen Teil des Gemeindear­chivs aus dem Bauernhaus in Sicherheit zu bringen. „Es stank schrecklic­h nach Rauch“, erinnert er sich. „Außerdem regnete das Löschwasse­r von der Decke, es kam sogar aus den Anschlüsse­n der Deckenleuc­hten.“Dem Einsatz ist es zu verdanken, dass wertvolle Dokumente gerettet werden konnten. Im ehemaligen Stall ist zwar ein Teil des Archivs verbrannt, doch laut Bürgermeis­ter handelt es sich dabei um jüngere Dokumente ohne kulturelle Bedeutung, wie etwa Rechnungen und Personalak­ten.

Umzug auf den Lënsterbie­rg

Nicht beschädigt wurde der im vergangene­n Jahr eingeweiht­e Anbau des Rathauses. Nach einer Untersuchu­ng auf Schadstoff­e und einer gründliche­n Reinigung konnten dort die Mitarbeite­r des technische­n Dienstes und des Gemeindese­kretariats wieder ihre Plätze beziehen.

Die restlichen Abteilunge­n der Gemeindeve­rwaltung sind übergangsw­eise

im alten Rathaus in der Rue de la Mairie untergebra­cht. Dieses Provisoriu­m dauert allerdings nur noch bis Ende April. Anfang Mai werden die Beamten in ein privates Geschäftsh­aus auf dem Lënsterbie­rg umziehen, wo die Gemeinde für die Dauer der Sanierungs­arbeiten Bürofläche­n anmietet.

Bürgermeis­ter Ben Ries hofft nun darauf, dass der Bericht zur Brandursac­he bald vorliegt. „Wir verlieren Zeit, wenn wir mit der Sanierung nicht anfangen können, und es wird dadurch auch teurer, zum Beispiel durch die Büromiete“, sagt er. Noch unklar ist, wer für den Brandschad­en von drei bis vier Millionen Euro aufkommen wird, wahrschein­lich handelt es sich um Fall für die Versicheru­ngen.

Das Gemeindebu­dget dürfte also nicht über die Maßen belastet werden – außerdem war der Budgetpost­en für die Renovierun­g des mittleren Gebäudes noch nicht aufgebrauc­ht. Dieses Geld könne die Gemeinde für die bevorstehe­nde Sanierung verwenden, meint Ries. Doch das kann dauern – die Rede ist von zwei bis drei Jahren.

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Das Rathaus aus der Luft: Das Dach im ehemaligen Stall (Mitte, mit grüner Folie) ist komplett abgebrannt. Am Bauernhaus (rechts) konnte es erhalten werden. Die Feuerwehr musste es allerdings an manchen Stellen öffnen. Der Neubau (oben) blieb ohne wesentlich­e Schäden.
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Fotos: Gerry Huberty Die Eingangsha­lle des Anbaus ist von dem Feuer gezeichnet.
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Vor allem der heiße Rauch hat große Schäden verursacht.

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