Luxemburger Wort

Warum Déi Gréng eine Kindergrun­dsicherung wollen und die Regierung nicht

Im Kampf gegen Kinderarmu­t und die Komplexitä­t des Sozialhilf­esystems könnte eine gebündelte Leistung eine Lösung sein, aber es gibt Vorbehalte

- Von Simone Molitor

Deutschlan­d hat es vorgemacht und die Einführung einer Kindergrun­dsicherung im Koalitions­vertrag verankert. In Luxemburg schwebt den Grünen ein ähnliches Modell vor. Bereits in ihrem Wahlprogra­mm hatte die Partei die Idee einer gebündelte­n Leistung als Antwort auf Armut und Ungleichhe­it bei Kindern und Jugendlich­en aufgeworfe­n und hält bis heute daran fest. Wie könnte diese Kindergrun­dsicherung aussehen, und wie steht die Regierung dazu? Das „Luxemburge­r Wort“fragte bei der Grünen-Abgeordnet­en Joëlle Welfring und Familienmi­nister Max Hahn (DP) nach.

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Fragen Antworten

Es kann nicht sein, dass alles davon abhängt, wie gut die Leute informiert sind und wie gut sie mit Behördengä­ngen umgehen können. Joëlle Welfring, Grünen-Abgeordnet­e

Reichen die bestehende­n Hilfen im Kampf gegen die Kinderarmu­t nicht aus?

Tatsächlic­h gibt es ein breites Spektrum an Unterstütz­ungsmaßnah­men. Doch die besten Hilfen nützen nichts, wenn sie nicht bei den Menschen ankommen, die sie brauchen. Genau hier liegt eines der größten Probleme, das deshalb auch im Koalitions­vertrag thematisie­rt wird. Joëlle Welfring (Déi Gréng) erklärt: „Neben den direkten Familienle­istungen gibt es eine Reihe von Hilfen, die individuel­l beantragt werden müssen. Je nach finanziell­er Situation und Zusammense­tzung des Haushalts können diese sehr unterschie­dlich ausfallen. Das Ganze ist sehr komplex und führt dazu, dass viele Haushalte bestimmte Leistungen, die ihnen eigentlich zustehen, gar nicht in Anspruch nehmen.“

Wie will die Regierung das Problem der Nichtinans­pruchnahme von Hilfen lösen?

Gegenüber dem „Wort“bedauert Familienmi­nister Max Hahn (DP), „dass viele Menschen, darunter auch Familien mit Kindern, entweder nicht wissen, dass es diese staatliche­n Hilfen gibt, oder nicht wissen, dass sie anspruchsb­erechtigt sind“. „Daran müssen wir arbeiten“, hält er fest. Dabei soll die Digitalisi­erung helfen. Angedacht ist ein digitales Sozialamt oder ein Guichet Social, „wo man an einer Stelle Beratung und alle Informatio­nen zu den verschiede­nen staatliche­n Hilfen bekommt“. Die Revis-Studie habe zudem gezeigt, „dass wir die Prozeduren vereinfach­en und beschleuni­gen müssen, damit die Menschen schneller an die Hilfen kommen, die ihnen zustehen“, sagt der Minister.

Was spricht für die Einführung einer Kindergrun­dsicherung?

„Der Zugang zu den Hilfen muss vereinfach­t werden“, sagt auch Joëlle Welfring. Die sozialpoli­tische Beobachtun­gsstelle listet rund 15 verschiede­ne Hilfen auf, für die ein halbes Dutzend verschiede­ner Ansprechpa­rtner zuständig sind. „Das bedeutet, dass viele ver

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