Hat Joe Biden einen „Plan B“?
In Washington möchte kaum jemand glauben, dass der 81-jährige US-Präsident stur an einer Kandidatur festhält. Doch was sind die Alternativen?
Spätestens seit dem Abschlussbericht von Sonderermittler Robert Hur in der Dokumenten-Affäre gibt es kein Wegschauen mehr. Die Fitness Joe Bidens für das anstrengendste Amt der Welt ist ein Problem, das einer Wiederwahl des Präsidenten im Weg steht. Der Sonderermittler hatte auf eine Anklage verzichtet, weil die Jury mildernde Umstände geltend gemacht hätte. Biden wäre dort als „wohlmeinender, älterer Herr mit schwachem Gedächtnis“herübergekommen, schreibt Hur.
Ein juristischer Freispruch, der sich im November jedoch als politisches Todesurteil erweisen könnte. Zumal er den bestehenden Eindruck der meisten Amerikaner bestätigt. Laut einer aktuellen Umfrage des TV-Senders ABC halten 86 Prozent der Befragten Biden für zu alt für eine zweite Amtszeit. Selbst drei von vier Demokraten sagen das über den Präsidenten, der bei den Vorwahlen seiner Partei keinen ernsthaften Herausforderer hat.
Mit Witzen über die eigene Vergesslichkeit und Präsenz auf TikTok lässt sich diese Wahrnehmung nicht aus der Welt schaffen. Zu Recht oder nicht, der Präsident wird für zu gebrechlich für den Job im Weißen Haus gehalten. Was sich auch in den Beliebtheitswerten spiegelt. Die sind längst unter die 40Prozent-Marke gerutscht. Und werden nicht besser.
Bidens Bewunderer und Verteidiger sind überzeugt: „Dark Brandon“muss ein Ass im Ärmel haben, mit dem er seine Kritiker noch einmal überrascht. Wie so oft in seiner Karriere, die ihn 1972 mit 29 Jahren zum jüngsten Senator in der Geschichte machte. Seitdem hat Biden sich als das ultimative Stehaufmännchen der amerikanischen Politik erwiesen. Oft tot gesagt und immer zum Leben auferstanden. Zuletzt vor vier Jahren bei dem historischen Comeback der Vorwahlen in South Carolina.
Gerüchteküche brodelt
Doch dieses Mal geht es nicht um Politik, sondern Fitness. Das tatsächliche Alter, der gebrechliche Gang, der zähe Sprachfluss und die zahlreichen Gedächtnislücken lassen sich nicht aus der Welt reden. Seine Erinnerung an Gespräche mit längst Toten wie François Mitterrand oder Helmut Kohl sind nicht bloß Versprecher, sondern vor allem peinlich. Wie der Auftritt vor Reportern im Weißen Haus nach Veröffentlichung des Hur-Reports. Da bekräftigte Biden mit der Verwechslung des mexikanischen Präsidenten mit dem ägyptischen, dass der Sonderermittler an etwas dran war.
Was also könnte der Trumpf sein, den Biden noch ausspielt? Darüber zu spekulieren, ist Gesellschaftssport der „Politicos“in Washington.