Erneute Schießerei im Zentrum von Brüssel
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gab es ein weiteres Todesopfer bei einer vermeintlichen Auseinandersetzung zwischen Drogenbanden
Brüssel ist erneut von Gewalt betroffen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es gegen 6 Uhr zu einer Schießerei, bei der ein Mensch getötet wurde. Jean Spinette, der Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Saint-Gilles, erklärte, dass sich die Tat in der Nähe des Jacques-Franck-Platzes ereignete, wo am Dienstagnachmittag schon einmal eine Schießerei stattgefunden hatte.
Nach Angaben des Bürgermeisters, der von der Nachrichtenagentur Belga zitiert wurde, handelte es sich vermutlich um eine weitere Abrechnung, die im Zusammenhang mit den Schießereien der letzten Tage im Stadtteil Porte de Hal steht. Bei dem Konflikt zwischen den Drogenhändlern sei es um die Frage gegangen, „wer die Kontrolle über das Gebiet übernimmt“.
Bei der vorherigen Schießerei am Dienstag um 14 Uhr wurde mit einer Schusswaffe in den Himmel geschoßen. Dabei wurde niemand verletzt. Allerdings haben die Täter auf der Flucht eine Frau angefahren und sind mit mehreren Fahrzeugen kollidiert.
„Gestern ging es noch um Einschüchterung, heute sieht es eher nach einer Hinrichtung aus“, sagte der Bürgermeister Jean Spinette. „Die Kriminalpolizei ist vor Ort und leitet die Ermittlungen.“
Die Zahl der Abrechnungen steigt explosionsartig an
In den letzten Monaten ist die Zahl der Schießereien in Brüssel, die vermeintlich mit dem Drogenmilieu in Verbindung stehen, sprunghaft angestiegen. Erst am Sonntag kam es im gleichen Viertel zu einer Schießerei, bei der zwei Personen schwer verletzt wurden. Die Täter flüchteten auf einem Tretroller. Am selben Abend wurden vier Personen von der Polizei festgenommen. „Nach der Vernehmung durch die Polizei wurden die vier Personen der Staatsanwaltschaft Brüssel übergeben. Sie wurden von den diensthabenden Beamten freigelassen. Es soll sich um vier Personen aus dem Umfeld der Opfer handeln“, hat die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung jedoch berichtigt.
Einige Monate zuvor wurde ein Passant durch eine verirrte Kugel verletzt. Im Dezember verdoppelte sich die Gewalt bei einer Schießerei auf dem Toison d'Or, einem der meistbesuchten Orte der Stadt. Dabei wurden fünf Personen verletzt.
Acht Tote und 130 Verletzte innerhalb eines Jahres
Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Opfer dieser Gewalttaten auf acht Personen und rund 130 Verletzte. Seit den Anschlägen vom 22. März 2016, bei denen 32 Menschen getötet wurden, ist dies in Brüssel noch nie vorgekommen.
Gestern ging es noch um Einschüchterung, heute sieht es eher nach einer Hinrichtung aus. Jean Spinette, Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Saint-Gilles
Die Schießereien zwischen den Drogenbanden sind ein unverkrampfter Ausdruck ihres erbarmungslosen Kampfes. Dabei wurden mehrfach Sturmgewehre eingesetzt. Die Kontrolle der „Territorien“, in denen Kokain und andere illegale Substanzen, die hauptsächlich aus den Häfen von Antwerpen und Rotterdam stammen, ist für die Drogenhändler von großer Bedeutung. Hierbei schrecken sie nicht davor zurück, zu härteren Mitteln zu greifen.
Im vergangenen Sommer haben hohe Beamte der Kriminalpolizei öffentlich ihre Hilflosigkeit bekundet und mehr Personal und Material zur Bekämpfung dieser Plage gefordert. Die Innenministerin Annelies Verlinden versprach, dass ihre Beschwerden Gehör finden würden.
Dieser Artikel erschien zuerst auf virgule.lu. Übersetzung: Joel Pierrat.