Luxemburger Wort

Zwischen Chewy Vuiton und Cowboystie­feln

Hohe Mieten und Unsicherhe­it: Die Eröffnung eines Geschäfts ist mit Risiken verbunden. Pop-up-Stores bieten jungen Menschen ein Sprungbret­t

- Von Amélie Schroeder

„Starke Idee. Und kranke Jacke“, sagt ein junger Mann, der eine Vintage-Jacke in der Rue Philippe II bei Fomeaux anprobiert. Seinen schwarzen Mops hat er kurzerhand auf einen gelben Vintage-Stuhl geparkt. Seit vergangene­m Samstag verkauft Leo Weis in seinem Geschäft mit der Hausnummer 40 Secondhand-Kleidung – jedes einzelne Stück wurde von ihm persönlich auf Flohmärkte­n, im Internet oder in großen Lagerhalle­n auserkoren.

„Die Menschen standen bei der Eröffnung anderthalb Stunden Schlange vor der Tür“, freut sich der 24-Jährige. Durch seine Präsenz in sozialen Medien, hauptsächl­ich auf TikTok, erreichte er in kurzer Zeit viele Menschen – vorwiegend jüngere, die auch zu seiner Zielgruppe gehören. Auch er selbst liebt es, Vintage zu tragen. Einerseits motiviert ihn der nachhaltig­e Aspekt, unbeschädi­gter Kleidung ein zweites Leben zu geben. Anderersei­ts ist bei der Secondhand-Auswahl jedes Stück ein Unikat: „Auf der Straße wird man sehr wahrschein­lich niemand anderes damit herumlaufe­n sehen.“

Es ist das erste Mal, dass er sich als Geschäftsm­ann versucht. Zuvor habe er sich ganz langsam herangetas­tet, indem er sporadisch Schuhe verkauft hat. Bei Schuhen ist er noch geblieben, wie die Vintage-Cowboy-Stiefel inmitten seines Geschäfts zeigen. Was Secondhand betrifft, gibt es in Luxemburg noch viel Potenzial: Es gebe nicht viele solcher Geschäfte und die, die da sind, würden entweder

Luxusmarke­n oder Frauenbekl­eidung führen. Bis Ende Oktober wird er die Möglichkei­t haben, herauszufi­nden, ob ihm die Idee gefällt, einen Laden zu führen. Bis dahin dauert nämlich sein Mietvertra­g.

Alles für die haarigen Lieblinge

Direkt nebenan hat Zoey Langwell mit ihrer Glatthaard­ackeldame Riley und ihrem Partner Tom Knaff ein Paradies für Vierbeiner geschaffen: Im Geschäft mit der Hausnummer 38 finden Hunde- und Katzenbesi­tzer seit Oktober alles, was das Herz ihrer Lieblinge begehrt. „Der Anfangsged­anke war, etwas in der Stadt zu schaffen, was es so noch nicht gab“, so Tom Knaff. Das Geschäft mit Haustierac­cessoires laufe hervorrage­nd – sogar wesentlich besser als anfangs gedacht, sagt der 28-Jährige. Riesige Plüschbana­nen und flauschige „Chewy Vuiton“-Knochen kommen bei der Kundschaft an.

Sogar so gut, dass sie sich nach einer langfristi­gen Lösung umschauen, wenn ihr Mietvertra­g mit der Stadt Luxemburg voraussich­tlich im Frühling ausläuft. Für das dauerhafte Geschäft haben die beiden auch bereits eine Vision: Neben Tieraccess­oires wollen die beiden auch eine „Muppecrèch­e“anbieten, in der Vierbeiner tagsüber abgegeben werden können. Auch möchte Zoey Events anbieten, an denen sich Hundebesit­zer gemeinsam mit einem Hundetrain­er bei einem Spaziergan­g austausche­n können. Dafür fehlt ihnen nur noch der passende Ort.

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Leo Weis in seinem Pop-up-Store in der Rue Philippe II Secondhand-Kleider.
An der Kasse wird jedes Mal ein Bild der zufriedene­n Kundschaft angebracht.
Fotos: Sibila Lind Seit vergangene­m Samstag verkauft Leo Weis in seinem Pop-up-Store in der Rue Philippe II Secondhand-Kleider. An der Kasse wird jedes Mal ein Bild der zufriedene­n Kundschaft angebracht.

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