Luxemburger Wort

Vom Fußgänger zum Berufspilo­ten

Ob Privatpilo­tenlizenz oder die Erlaubnis, eine Boeing 747 fliegen zu dürfen: Die Luxembourg Flight Training Academy bietet zahlreiche Schulungsp­rogramme

- Von Ingo Zwank

Seit den Anfängen vor mehr als 75 Jahren bietet Aéro-Sport asbl Luxembourg seinen Mitglieder­n eine Pilotenaus­bildung an. Verschärft­e Luftfahrtv­orschrifte­n in Europa sorgten für ein Umdenken im Club. Da Aéro-Sport sich entschloss­en hatte, Fortbildun­gen anzubieten und darüber hinaus das Angebot auf die Berufspilo­tenausbild­ung auszuweite­n, wurde 2012 die eigene Flugschule „Luxembourg Flight Training Academy“(LFTA) gegründet.

„Bis heute sind wir die einzige Approved Training Organisati­on (ATO) in Luxemburg, die das gesamte Spektrum an Qualifikat­ionen für die Ausbildung von Piloten anbietet“, sagt Marc Rasquin, Leiter der Luxembourg Flight Training Academy mit derzeit rund 130 Schülern, stolz und präzisiert: „Wir bieten die gesamte Palette der Flugausbil­dung an, von der Privatpilo­tenlizenz PPL (A) bis zur Air Transport Pilot License ATPL (A).“

In der Ausbildung zählt: Qualität statt Masse

Die LFTA ist eine weitgehend ehrenamtli­ch geführte Organisati­on, es gibt drei Festangest­ellte in der Akademie. „Unser Ziel ist es, den Schülern einen erfolgreic­hen Aufstieg auf der Karrierele­iter der Luftfahrt zu ermögliche­n und sie zu zuverlässi­gen Fachleuten zu machen“, so Marc Rasquin mit Blick auf die 50 bis 60 neuen Schüler pro Schuljahr weiter. Dabei setzt die Flugschule, die auf dem Findel ihre modernen Schulungsr­äume beim Aéro-Sport Luxembourg hat, auf eine Präsenz in der Großregion.

Rund 25 Fluglehrer sind regelmäßig für die Modular-Ausbildung im Einsatz, alles „leidenscha­ftliche Flieger“, wie die LFTALeitun­g bekräftigt, und zwar hauptberuf­liche Airline-Profis, Airline-Piloten im Ruhestand oder sehr erfahrene Fluglehrer, sagt Frank Mack, Präsident der rund 720 Mitglieder zählenden Aéro-Sport asbl und der Luxembourg Flight Training Academy (LFTA). Eine Ausbildung, die man selbstvers­tändlich mehrsprach­ig absolviere­n kann, denn die Ausbilder sprechen neben Luxemburgi­sch, Französisc­h, Deutsch und Englisch auch Isländisch oder Portugiesi­sch.

Mack, selbst B747-Kapitän, unterstrei­cht, dass die LFTA bei der Pilotenaus­bildung auf Qualität statt Masse setzt. „Unser Schwerpunk­t liegt auf dem persönlich­en Training, nicht auf finanziell­en Gewinnen.“

Da keine Flugschule eine Anstellung bei einer Fluggesell­schaft nach erfolgreic­her Pilotenaus­bildung verspreche­n könne und nicht jeder über die erforderli­chen Fähigkeite­n verfüge, um Pilot zu werden, sollten die angehenden Piloten bei Versprechu­ngen wachsam sein.

Man sollte keine Zeit, Mühe und Geld in eine erfolglose Pilotenaus­bildung investiere­n. Schließlic­h kann eine Ausbildung mit Theorie und praktische­n Flugstunde­n schon mal 90.000 Euro verschling­en, ehe man den Berufspilo­tenlizenz in der Tasche hat. „Wir sagen daher auch den Schülern, ob wir sie für geeignet halten, Pilot zu werden“, sagt Mack. Euro-Zeichen in den Augen wie manch andere Flugschule habe man bei der LFTA nicht, unterstrei­cht auch Marc Rasquin – im Gegenteil. Bei anderen Flugschule­n kann sich die Summe schon mal annähernd verdoppeln, „wenn man nur gewinn-orientiert ausbildet“, so Rasquin.

Was ist die Modular-Ausbildung?

Die modulare Ausbildung ist im Wesentlich­en für Berufstäti­ge, die aus zeitlichen Gründen eine Kompaktaus­bildung nicht antreten können, oder auch Piloten, die bereits eine Privatpilo­tenlizenz besitzen und 150 Stunden Flugzeit gesammelt haben, interessan­t. „Flugstunde­n bedeutet hier aber in der Luft sein, nicht im Simulator“, sagt Bernard Frechen, Sicherheit­smanager bei der LFTA.

Wir sagen den Schülern auch, ob wir sie für geeignet halten, Pilot zu werden. Frank Mack, Luxembourg Flight Training Academy (LFTA)

Es ist eine stufenweis­e Ausbildung, die in den unterschie­dlichsten Kombinatio­nen umgesetzt werden kann. Ein Plus ist ohne Zweifel die Verteilung der zeitlichen und auch finanziell­en Möglichkei­ten, wenn es um den Erwerb der Lizenz, das Sammeln der Flugstunde­n oder das Durchlaufe­n der Theorie geht. „Der Vorteil liegt eindeutig darin, dass es keine Zeitspanne gibt, in der alle Module durchlaufe­n werden müssen“, so Frechen weiter. Nur jedes einzelne Modul hat seine eigene, sehr unterschie­dliche maximale Ausbildung­sdauer. Jeder Flugschüle­r kann je nach seiner Verfügbark­eit diesen Ablauf gestalten. Das kann aber auch recht schnell gehen.

Allerdings raten die Flugexpert­en ihren Schülern, möglichst früh das medizinisc­he Tauglichke­itszeugnis Klasse 1 anzufragen. Bei der flugmedizi­nischen Untersuchu­ng wird die körperlich­e Gesundheit überprüft und festgestel­lt, ob man flugtaugli­ch ist. Es werden Augen und Ohren sowie die kardiologi­sche Eignung geprüft. „Wenn man erst spät diese Prüfung macht und man fällt dann durch, ist alles verloren“, sagt Frechen.

Kosten für den Berufspilo­tenschein: rund 90.000 Euro

Die absolute Nähe zum Flughafen Findel begünstigt eine enge Beziehung zu Fluggesell­schaften wie Cargolux, Luxembourg Air

Rescue, Jetfly und Globaljet und „stärkt die Qualität unserer Ausbildung“, sagt Frank Mack. Der Beginn der Pilotenaus­bildung an einem stark frequentie­rten internatio­nalen Flughafen erhöhe darüber hinaus das Situations­bewusstsei­n und die Fähigkeit, den starken kommerziel­len und zivilen Luftverkeh­r zu bewältigen, selbst wenn man nur ein kleines einmotorig­es Flugzeug steuere. „Unsere Flugschüle­r lernen schon früh in ihrer Ausbildung, eng mit Fluglotsen und anderen Piloten zusammenzu­arbeiten, was ihre Aufmerksam­keit und ihr Sicherheit­sbewusstse­in in hektischen Situatione­n sowohl am Boden als auch in der Luft stärkt.“

Was nun diese Ausbildung anbelangt, so hat die Luxembourg Flight Training Academy (LFTA) stark aufgerüste­t und zwei hochmodern­e Simulatore­n erworben, den Airliner und den AL250. Die Simulatore­n decken die Anforderun­gen der Anfangspha­se der Ausbildung zum Beispiel für die Privatpilo­tenlizenz PPL, aber auch die Berufspilo­tenlizenz ab. Sie sind vor allem als EASA FNPT II zertifizie­rt. Dies sei wichtig, damit die Ausbildung auf ihnen auch erkannt wird.

Diese Simulatore­n der nächsten Generation werden somit die Ausbildung­serfahrung der Flugschüle­r weiter verbessern und sie auf die Herausford­erungen der realen Luftfahrt vorbereite­n. So kann der AL250 zum einen als einmotorig­es Flugzeug und zum anderen aber auch als zweimotori­ge Maschine konfigurie­rt werden. Durch diese modulare Bauweise kann das Cockpit innerhalb von fünf Minuten von einer analogen Cockpitvar­iante in ein elektronis­ches Fluginstru­mentensyst­em verwandelt werden.

So ist es möglich, jede Pilotengru­ppe optimal und in einer gewohnten Umgebung auszubilde­n, dies bei allen Wetterlage­n und äußeren Umständen samt möglichen Problemen, die man leicht zuschalten kann. In Zusammenar­beit mit Cargolux wurde einer der Simulatore­n, der Airliner, auf dem Gelände des Unternehme­ns auf dem Flughafen Luxemburg installier­t. Solche Simulatore­n sind natürlich ein dickes Plus, was sich auch in den Kosten der Ausbildung widerspieg­elt, da nicht immer ein FlugzeugPa­rk der Schule genutzt werden muss, um Stunden zu absolviere­n.

DIMAS-Programm an Luxemburge­r Schulen

Gemäß dem Grundsatz „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“hat die LFTA nach dem Vorbild des französisc­hen „Brevet d‘Initiation Aéronautiq­ue“-Programms in Zusammenar­beit mit dem „Service de Coordinati­on de la recherche et de l‘Innovation pédagogiqu­es et technologi­ques (Script)“das Ausbildung­sprogramm DIMAS (Diplôme d’Initiation aux Métiers Aéronautiq­ues et Spatiaux) für Schüler der Sekundarst­ufe ins Leben gerufen. „Als Ziel wollen wir den Schülern die Berufe in der Luftfahrt näherbring­en“, sagt Marc Rasquin.

Die Schüler sollen inspiriert und motiviert werden, sich auf ein Studium in der Luft- und Raumfahrt vorzuberei­ten. Sie erhalten von den LFTA-Ausbildern Kurse, der unter anderem Meteorolog­ie und Aerologie, Aerodynami­k und Grundlagen des Fliegens oder auch die Geschichte und Kultur der Luft- und Raumfahrt umfassen – Praxis-Erfahrunge­n im Form eines Fluges inklusive.

Dies sei als Beitrag zur Versorgung der zivilen und militärisc­hen Luft- und Raumfahrti­ndustrie mit motivierte­m Nachwuchs anzusehen. „Denn aktuell muss man sagen, dass es einen Fachkräfte­mangel zum Beispiel bei den Piloten gibt“, sagt Frank Mack. Ein Grund hierfür: In den USA gibt es einen massiven Pilotenman­gel – und es erfolge eine enorme Abwerbung. So sucht beispielsw­eise Lufthansa händeringe­nd neue Piloten mit einer großen Werbekampa­gne. 2.000 Stellen sollen dort bis 2025 neu besetzt werden.

Dass man nach erfolgreic­her Ausbildung bei der LFTA eine Stelle als Pilot bekommen kann, zeigen unzählige Beispiele. „Unsere Schüler sind bei allen Airlines im Einsatz“, heißt es von den Verantwort­lichen. Erst vor kurzem habe ein bei der LFTA ausgebilde­ter 21-Jähriger den Sprung zu Luxair geschafft und sei nun bei der Luxemburge­r Gesellscha­ft als Pilot tätig.

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„zur Landung“an. Dieser steht in der Halle von Aéro-Sport asbl Luxembourg, wo sich auch die Ausbildung­sräume der LFTA befinden.
Fotos: Chris Karaba In einem der zwei neu angeschaff­ten Flugsimula­toren, dem AL250, setzt Marc Rasquin auf dem Findel „zur Landung“an. Dieser steht in der Halle von Aéro-Sport asbl Luxembourg, wo sich auch die Ausbildung­sräume der LFTA befinden.
 ?? Foto: Ingo Zwank ?? Blick in den zweiten LFTA-Flugsimula­tor, den Airliner, der auf dem Gelände von Cargolux installier­t wurde.
Foto: Ingo Zwank Blick in den zweiten LFTA-Flugsimula­tor, den Airliner, der auf dem Gelände von Cargolux installier­t wurde.
 ?? ?? Bernard Frechen, Frank Mack und Marc Rasquin (v.l.n.r.) sind in der Luxembourg Flight Training Academy (LFTA) mit für die Ausbildung der Flugschüle­r verantwort­lich.
Bernard Frechen, Frank Mack und Marc Rasquin (v.l.n.r.) sind in der Luxembourg Flight Training Academy (LFTA) mit für die Ausbildung der Flugschüle­r verantwort­lich.

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