Das Bob-MarleyABC: Dreadlocks, Ganja, Tegernsee
Mit „One Love“kommt die Reggae-Legende über 40 Jahre nach ihrem Tod nochmal auf die große Leinwand. Wer auf dem Weg ins Kino fachsimpeln will, kann hier sein Wissen auffrischen
Abstammung
Für Bob Marley ein vieldeutiges Konzept. Er stammte natürlich aus Jamaika, sein Vater allerdings war ein weißer britischer Kolonialsoldat, der zudem 40 Jahre älter war als seine Mutter. Das brachte dem jungen Marley den Spitznamen „White Boy“ein – ein Schimpfwort im schwarzen Kingston.
Barrett-Brüder
Im Jahr 1970 stießen zwei Musiker zu Bob Marley und seinen Wailers, die als Rhythmusgrupe nachhaltigen Einfluss nehmen sollten: Aston Francis „Family Man“Barrett am Bass und Carlton Lloyd Barrett am Schlagzeug sorgten für die Entschleunigung des Marley-Sounds vom schnellen Ska zum entspannten Roots Reggae. Das Stichwort heißt „One Drop“(siehe dort), extrem langsam und, zumindest für europäische Ohren, „gegen den Takt“. „Family Man“starb Anfang 2024, Carlton wurde 1987 in Kingston ermordet.
BMW
Sobald der Geldbeutel es hergab, leistete Marley sich zwei Sportwagen aus bayrischer Produktion. Der Grund ist einfach: „Bob Marley and the Wailers“– BMW. Ganz zufrieden war er damit trotz des Wortspiels aber nicht – später fuhr er Jeep.
Clapton-Cover
1973 veröffentlichte Marley einen seiner größten Hits: „I Shot The Sheriff“– ein Song über Polizeigewalt, Notwehr und Justizirrtümer. (In Wirklichkeit sollen das allerdings Metaphern gewesen sein, der notorische Verhütungsverweigerer Marley meinte mit dem Sheriff angeblich einen Frauenarzt, der seiner Freundin die Pille verschrieben hatte). Einen immensen Popularitätsschub erhielt der Song, als Eric Clapton ihn bereits 1974 coverte. Es wurde Claptons erste Nummer 1 – die auch späteren Wailers-Singles das Rampenlicht in jamaikanischen Radiostationen wegnahm.
Dreadlocks
Hinter der spektakulären Haartracht steckt mehr als nur modische Überlegungen, sie sind ein religiöses Symbol: Die wollen mit den dicken verfilzten Zöpfen aussehen wie der „Löwe von Juda“im Alten Testament. Marley musste seine Mähne am Ende seines Lebens opfern, weil er zu schwach war, sie zu tragen – ein herber Schlag.
Rastafari Fußball Kinder: Ganja krebsbedingt
Das Spiel hat Bob Marley wohl noch mehr geliebt als Musik, und die Mütter seiner „Fußball ist Freiheit“soll er gesagt haben. Die Wailers nutzten auf Tour jede freie Minute zu Fußballmatches, wenn nötig auch im Hotelzimmer, und Bobs Talent hätte auch zum Profi gereicht, sagt man. Journalisten bot er an „Wenn Ihr mich kennenlernen wollt, müssen wir Fußball spielen.“
Ganja
Marihuana kam im 19. Jahrhundert über den Sklavenhandel aus Indien nach Jamaika. Es dient überzeugten nicht nur zur Entspannung, sondern ist Grundbestandteil der Religion: Ein Cannabisrausch soll die Gläubigen näher zu Gott führen. Einen „Spliff“zu teilen, ist also ein Ritual. (Das Marley bis zu 18 Mal am Tag vollzogen haben soll.)
Get Up, Stand Up RastaRastafari, Rastafari
Der Hit von 1973 entstand im Haiti der Duvalier-Diktatur als Reaktion auf die extreme Armut, die Marley dort bei einem Besuch wahrnahm. Die Aufforderung, sich gegen die Zustände zu erheben, anstatt aufs Jenseits zu warten, passt zu Marleys Spiritualität. Die Wailers beendeten ihre Konzerte mit dem Stück, weswegen es auch der letzte Song ist, den Marley live sang – am 23. September 1980. Amnesty International übernahm „Get Up, Stand Up“als inoffizielle Hymne.
Haile Selassie
Der letzte Kaiser von Äthiopien ist eine zentrale Figur der weil sie in ihm die Wiederkehr Jesu Christi sehen – er ist für sie „Jah“(von alttestamentarisch „Jahwe“). Selassies Geburtsname Ras Tafari Makonnen stand auch Pate für den Namen der religiös-politischen Bewegung.