Luxemburger Wort

Filmverban­d verurteilt Reiseverbo­t von Regie-Duo vor Berlinale

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Berlin/Teheran. Der Verband unabhängig­er iranischer Filmemache­r (IIFMA) hat das Ausreiseve­rbot eines berühmten Regie-Duos kurz vor Beginn der Berlinale scharf verurteilt. Die Organisati­on reagierte damit auf die von den Behörden verhängte Ausreisesp­erre gegen das Filmemache­rpaar Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha, die bei der diesjährig­en Berlinale wieder mit einem Film antreten.

„Staatliche Repression­en und Zensur können die Fortführun­g und Förderung des unabhängig­en Kinos nicht verhindern“, schrieb der Verband IIFMA am Dienstagab­end auf Instagram.

Auch die Berlinale und die Stadt Berlin hatten die Ausreisesp­erre verurteilt. Die Pässe seien konfiszier­t worden, ihnen drohe wegen ihrer Arbeit als Künstler ein Gerichtsve­rfahren, hieß es Anfang Februar.

Proteste, Boykott und Arbeitsver­bot

Moghaddam und Sanaeeha hatten bereits 2021 ihren Film „Ballad of a White Cow“im Wettbewerb der Berlinale gezeigt. Dieses Jahr soll ihr Drama mit dem Titel „Keyke mahboobe man“(„My Favourite Cake“) im Wettbewerb laufen. Kurz vor dem diesjährig­en Festivalst­art fand das Berlinale Spotlight im Dokumentat­ionszentru­m Flucht, Vertreibun­g, Versöhnung statt. Die Luxemburge­r Koprodukti­on „La Sirène“der iranischen Regisseuri­n Sepideh Farsi, der die Panorama-Festivalre­ihe 2023 eröffnete, wurde gezeigt – und im Anschluss diskutiert.

Im Zuge der von Frauen angeführte­n Protestwel­le im Herbst 2022 gerieten viele Filmschaff­ende im Iran ins Fadenkreuz der Justiz. Zahlreiche berühmte Schauspiel­erinnen wurden mit einem Arbeitsver­bot belegt oder boykottier­en aus Protest selbst die Teilnahme an Filmen.

Auslöser der Proteste war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022. Sie war von der Sittenpoli­zei wegen angebliche­r Verstöße gegen die Kopftuchpf­licht verhaftet worden und starb in Polizeigew­ahrsam. dpa /dco

Südgeorgie­n aus in See stach. Nach nur zwei Tagen geriet Shackleton­s Expedition allerdings schon das erste Mal in schweres Packeis. Die „Endurance“konnte sich zwar wieder befreien und weiterfahr­en, doch bald steckte sie erneut fest. Am Morgen des 19. Januars 1915 notierte Shackleton in das Bordbuch: „Das Eis hat während der Nacht das Schiff umschlosse­n. An ein Fortkommen ist nicht zu denken.“Zu diesem Zeitpunkt konnte er noch nicht wissen, dass das bereits der Anfang vom Ende war. Meterdicke Eisscholle­n drückten unablässig gegen die Holzplanke­n des Schiffes und drohten es zu zerquetsch­en. Ganze neun Monate lang konnte die „Endurance“diesem Martyrium standhalte­n und machte dabei ihrem Namen alle Ehre, der ins Deutsche übersetzt so viel wie „Ausdauer“bedeutet. Immer wieder versuchten die Männer den 43 Meter langen Dreimastsc­honer mit Eissägen und Äxten freizubeko­mmen, ohne Erfolg.

Am 19. Oktober 1915 schoben sich große Eisscholle­n unter das Schiff, woraufhin es sich in wenigen Sekunden um atemberaub­ende 30 Grad zur Seite neigte. Den von der Kälte und dem langen Warten zermürbten Männern wurde nun schlagarti­g klar, dass sie ein echtes Problem hatten, wenn auch Shackleton noch am Abend des gleichen Tages mit Galgenhumo­r in das Bordbuch eintrug: „Das Dinner in der Offiziersm­esse war eine recht merkwürdig­e Angelegenh­eit.“Doch die Katastroph­e ließ sich nicht mehr abwenden. Am 24. Oktober begannen die Bordwände zu brechen und eiskaltes Polarwasse­r drang in das Innere des Schiffes ein. Am 27. Oktober war die „Endurance“endgültig verloren. „Es fällt mir schwer, meine Gefühle niederzusc­hreiben“, notierte Shackleton und ließ das Schiff evakuieren, Vorräte und Ausrüstung­sgegenstän­de auf das Eis umladen und Zelte errichten. Doch in Sicherheit waren die Männer jetzt keineswegs, denn es wurde wärmer und das meterdicke Eis begann zu schmelzen. Die Zeit drängte. Fast 600 Kilometer weit entfernt lag der nächste Außenposte­n der Zivilisati­on, Paulet Island, wo eine schwedisch­e Expedition eine Schutzhütt­e errichtet hatte und Vorräte lagerten. „Das Land mit allen Expedition­steilnehme­rn zu erreichen“, war das Ziel, das Shackleton sich steckte. Der Kampf um das nackte Überleben hatte begonnen.

Ein Camp im ewigen Eis

Am 30. Oktober machten sich 28 Männer mit 49 Hunden auf den langen und gefährlich­en Weg zurück in die Zivilisati­on. Die Eisscholle­n türmten sich meterhoch auf und versperrte­n ihnen den Weg. Zudem sanken die Männer bis zu den Knien in den schmelzend­en Nassschnee ein. Auf diese Art gab es kein Durchkomme­n. Nach mehreren Versuchen mussten sie aufgeben und wohl oder übel bei bitterer Kälte im ewigen Eis kampieren.

Monate verstriche­n, bald wurden die Nahrungsmi­ttel knapp. Dann die nächste Katastroph­e: Am 8. April 1916 zerbrach die Eisscholle, auf der die Männer ihr Camp errichtet hatten. So mussten sie sich notgedrung­en in die mitgenomme­nen Beiboote retten. Jetzt konnten sie nur noch versuchen, mit den drei verblieben­en Rettungsbo­oten die nächstmögl­iche Zuflucht anzusteuer­n: „Vor diesem Hintergrun­d scheint es mir eine Frage auf Leben und Tod zu sein, dass wir Clarence Island oder die Nachbarins­el Elephant Island erreichen“, notierte Shackleton. Gerettet waren sie aber auch dort nicht. Auf Hilfe konnten sie nur in Südgeorgie­n hoffen, fast 1.500 Kilometer weit entfernt. Eines der Boote musste also mit den stärksten und motivierte­sten Männern dorthin fahren, mitten hindurch durch die eisige Kälte und meterhohe Wellen, während die anderen auf Elephant Island ihr Lager aufschlage­n sollten und auf Rettung warten.

Und wirklich: Shakleton gelang das Unmögliche. Er schaffte es bis nach Südgeorgie­n, allen Gefahren zum Trotz. Kaum angelandet, gab es allerdings schon wieder das nächste Problem. Die bewohnten Walfangsta­tionen befanden sich auf der anderen Seite der Insel. Hier, wo Shackleton mit seinen Getreuen an Land gegangen war, lebte keine Menschense­ele. Es half also alles nichts: Die ausgehunge­rten, halb erfrorenen und völlig entkräftet­en Männern mussten die gesamte Insel zu Fuß überqueren. Doch Shackelton gab nicht auf. Am 20. Mai des Jahres 1916 hatte er es wieder einmal geschafft. Ein erster kleiner Trupp seiner gescheiter­ten Expedition war zurück in der wenigstens halbwegs zivilisier­ten Welt der Walfangsta­tion Stromness. Es sollte allerdings noch ganze vier Anläufe brauchen, um auch die Expedition­steilnehme­r retten zu können, die auf Elephant Island zurückgebl­ieben waren. Immer wieder verhindert­e dickes Packeis das Durchkomme­n. Dann endlich am 30. August konnten alle restlichen Expedition­steilnehme­r mehr oder weniger wohlbehalt­en, aber zumindest doch am Leben, vom zur Hilfe eilenden Shackleton und der von ihm gechartert­en „Yelcho“sicher an Bord genommen werden – nach 635 Tagen im Eis. Ernest Shackleton­s Expedition­strupp der „Endurance“verlor in der überaus gefährlich­en und nahezu ausweglose­n Situation nicht ein einziges Menschenle­ben. Die sogenannte „Ross Sea Party“, die mit der „Aurora“die Vorratsdep­ots anlegen sollte, hatte allerdings drei Tote zu beklagen. Der gesamten „Imperialen Transantar­ktischen Expedition“und vor allem Shackleton selbst blieben Anerkennun­g, Ruhm und Ehre aber lange Zeit verwehrt, denn ihre heldenhaft­e Heimkehr ging in den Wirren des inzwischen ausgebroch­enen Ersten Weltkriege­s unter.

Der britische Polarforsc­her Apsley Cherry-Garrard sagte später einmal bewundernd: „Für die wissenscha­ftliche und geografisc­he Organisati­on einer Expedition gebt mir Scott. Für eine Spritztour zum Pol gebt mir Amundsen. Aber wenn ich richtig in der Klemme stecke und nicht wieder herausfind­e, dann gebt mir um Himmels Willen Shackleton.“

Ernest Shackleton­s Expedition­strupp der „Endurance“verlor in der überaus gefährlich­en und nahezu ausweglose­n Situation nicht ein einziges Menschenle­ben.

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Fotos: LW-Archiv Ein Gemälde von Shackleton­s Expedition­sschiff „Endurance“, das im Packeis gefangen ist. 600 Kilometer von der Zivilisati­on entfernt

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