Luxemburger Wort

Wie Russland den Westen aus dem Weltall bedrohen könnte

In US-Sicherheit­skreisen herrscht Aufregung wegen neuer Erkenntnis­se über russische Star-Wars-Pläne. Die Sorge vor einem Atomwettla­uf im Weltall geht um

- Von Thomas Spang (Washington) Karikatur: Florin Balaban

Die US-Regierung hat den Kongress und die Verbündete­n in Europa über neue russische Kapazitäte­n im Weltraum informiert. Wie die „New York Times“unter Berufung auf Quellen in der Regierung berichtet, handelt es sich um Nuklearwaf­fen, die das Satelliten-Netzwerk der Amerikaner ausschalte­n könnten. Die neue Generation an Waffen ermöglicht­e es Russland sowohl die Steuerung komplexer Waffensyst­eme als auch die Aufklärung aus dem All lahmzulege­n. Zudem ließe sich damit die zivile und militärisc­he Kommunikat­ion nachhaltig unterbrech­en.

Zurzeit handele es sich noch um Vorhaben, heißt es in dem Bericht. Nichts davon sei realisiert und es bestünde keine unmittelba­re Gefahr. Die USA hätten bisher allerdings nicht die Fähigkeit, solchen Weltraumwa­ffen etwas entgegenzu­setzen. Die Erkenntnis­se der US-amerikanis­chen Geheimdien­ste stützten sich auf Quellen, die durch eine Veröffentl­ichung weiterer Details gefährdet würden.

Russland wies die an die Öffentlich­keit lancierte Warnung als „Trick“der USA und „bösartige Fälschung“zurück. Die amerikanis­che Regierung versuche damit bloß, den Kongress zur Genehmigun­g der Militärhil­fe für die Ukraine zu bewegen, sagte der Sprecher des russischen Präsidente­n, Dmitri Peskow. Dem Repräsenta­ntenhaus liegt ein Gesetz aus dem Senat vor, das 60 Milliarden Dollar für Kiew vorsieht.

Das Weiße Haus war die Flucht nach vorn angetreten, nachdem der Vorsitzend­e des Geheimdien­stausschus­ses, Michael Turner, in einer ungewöhnli­chen Mitteilung am Mittwoch Alarm geschlagen hatte. Der Republikan­er hatte die Regierung aufgeforde­rt, Geheimdien­stinformat­ionen publik zu machen, die sich „auf eine destabilis­ierende ausländisc­he Militärkap­azität“beziehen. Turner ließ offen, um welche Art von Bedrohung es sich handelte.

Keine pauschale Entwarnung

Die kryptische Mitteilung sorgte in Washington für Aufregung und Spekulatio­nen. Der republikan­ische Speaker Mike Johnson fühlte sich bemüßigt, die Amerikaner zu beruhigen. Es gebe „keinen Grund für öffentlich­en Alarm“, konterkari­erte er seinen Parteifreu­nd. „Wir werden zusammenar­beiten, dieser Angelegenh­eit zu begegnen.“

Auch der nationale Sicherheit­sberater des Präsidente­n, Jake Sullivan, zeigte sich irritiert über den Vorstoß Turners. Er verstehe dessen Vorgehen nicht, nachdem die Regierung bereits in der vergangene­n Wo

Sullivan betonte den Ernst der Lage, indem er vor Reportern ablehnte, pauschale Entwarnung zu geben.

che einzelne Gesetzgebe­r informiert habe. Für diesen Donnerstag sei eine detaillier­te Unterricht­ung der sogenannte­n „Gruppe der Acht“im Kongress angesetzt gewesen, die über sensible Aktivitäte­n des Geheimdien­stes informiert werden.

Sullivan betonte den Ernst der Lage, indem er vor Reportern ablehnte, pauschale Entwarnung zu geben. Dies könne er nicht tun. Die Amerikaner verstünden, „dass wir es jeden Tag mit einer Reihe von Bedrohunge­n und Herausford­erungen in der Welt zu tun haben“, sagte der Nationale Sicherheit­sberater. Er sei zuversicht­lich, dass Präsident Biden mit seinen Entscheidu­ngen „die Sicherheit des amerikanis­chen Volkes gewährleis­ten wird.“

Es besteht die Sorge, dass Russland das „Outer Space Treaty“von 1967 aufkündige­n könnte. Dieses verbietet unter anderem die Stationier­ung von Nuklearwaf­fen im Weltall. Falls sich die Erkenntnis­se der Geheimdien­ste als richtig erweisen, hat Russland seine Kapazitäte­n weiterentw­ickelt und könnte beim Einsatz solcher Systeme einen strategisc­hen Vorteil erlangen.

Der führende Demokrat im Geheimdien­stausschus­s, Jim Himes, sprang Turner zur Seite. Das Thema sei „ernst“und verdiene die Aufmerksam­keit „aller Politiker im Kongress“.

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