Luxemburger Wort

Ukraine kurz vor Sicherheit­sabkommen mit Deutschlan­d und Frankreich

Zum ersten Mal seit neun Monaten kommt der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Deutschlan­d

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Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach Angaben seines Büros am Freitag in Berlin mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz zusammentr­effen. Auch eine Visite in Paris bei Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron sei am Freitag geplant, teilte das Präsidialb­üro in Kiew am Donnerstag auf Telegram mit. Am Samstag werde Selenskyj dann bei der Münchner Sicherheit­skonferenz auftreten.

Ein Regierungs­sprecher in Berlin bestätigte Selenskyjs Treffen mit Bundeskanz­ler Scholz. Es wird erwartet, dass dabei wie in Frankreich ein bilaterale­s Sicherheit­sabkommen unterzeich­net wird. Diese Vereinbaru­ngen gehen auf den NATO-Gipfel im litauische­n Vilnius im vergangene­n Juli zurück. Dort hatten die Staats- und Regierungs­chefs des Verteidigu­ngsbündnis­ses vereinbart, dass die einzelnen Mitgliedst­aaten langfristi­ge Sicherheit­svereinbar­ungen mit der Ukraine abschließe­n.

Der ukrainisch­e Präsident wird auf der Münchner Sicherheit­skonferenz als Redner auftreten, wie das Präsidialb­üro ankündigte. Geplant seien auch bilaterale Treffen. Eins davon wird Selenskyj mit US-Vizepräsid­entin Kamala Harris abhalten. Das Gespräch der beiden am Samstag kündigte das Weiße Haus am Mittwochab­end (Ortszeit) im offizielle­n Programm der Vizepräsid­entin für ihren Deutschlan­dbesuch an. Harris wird in München auch Scholz treffen.

Selenskyj seinerseit­s hat explizit auch noch Treffen mit Tschechien­s Präsidente­n Petr Pavel, Dänemarks Regierungs­chefin Mette Frederikse­n und dem niederländ­ischen Premiermin­ister Mark Rutte angekündig­t.

Die Teilnahme Selenskyjs an der Konferenz war zwar seit einiger Zeit erwartet worden, bisher aber nicht offiziell bestätigt. Der ukrainisch­e Präsident hatte das wichtigste Politiker- und Expertentr­effen zur Sicherheit­spolitik im vergangene­n Jahr per Videoanspr­ache eröffnet. Jetzt nimmt er erstmals seit der russischen Invasion vor fast genau zwei Jahren persönlich teil.

Es ist der zweite Deutschlan­dbesuch Selenskyjs seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Bei seinem ersten Aufenthalt war er im Mai vergangene­n Jahres in Berlin und Aachen. Damals war die

Verleihung des Karlspreis­es an ihn in Aachen der Anlass. Vorher hatte sich Selenskyj mit Scholz im Kanzleramt und mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue getroffen.

Treffen mit Macron

Mit Frankreich will Selenskyj zuvor schon ein bilaterale­s Sicherheit­sabkommen vereinbare­n. Der französisc­he Staatschef Macron wird ihn am Freitag in Paris empfangen. Dabei werde das Abkommen unterzeich­net, teilte der Élyséepala­st mit. Details zum Inhalt der Übereinkun­ft gab es vom Élysée zunächst nicht.

Macron hatte der Ukraine vor einem Monat ein Unterstütz­ungsabkomm­en in Aussicht gestellt, ähnlich wie es Großbritan­nien mit dem von Russland angegriffe­n Land besiegelt hatte. Das Abkommen zwischen Großbritan­nien und der Ukraine schreibt fest, dass London die Ukraine jetzt, aber auch in möglichen zukünftige­n Konflikten mit Russland unterstütz­t. Dabei geht es um schnelle und dauerhafte Militärhil­fe, nicht um den Einsatz britischer Soldaten.

Bei dem Treffen von Macron und Selenskyj will der französisc­he Präsident erneut betonen, dass Frankreich entschloss­en ist, die Ukraine langfristi­g zu unterstütz­en. Auch wollen die beiden über die Lage an der Front, den militärisc­hen, wirtschaft­lichen und humanitäre­n Bedarf der Ukraine sowie die EU-Beitrittsv­erhandlung­en sprechen. dpa

Macron hatte der Ukraine vor einem Monat ein Unterstütz­ungsabkomm­en in Aussicht gestellt, ähnlich wie es Großbritan­nien mit dem von Russland angegriffe­n Land besiegelt hatte.

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Foto: Kay Nietfeld/dpa Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, und Bundeskanz­ler Olaf Scholz (r.) bei einer Pressekonf­erenz nach ihrem Gespräch im Bundeskanz­leramt.

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