Luxemburger Wort

P&R Rodange bleibt trotz zufriedene­r Nutzer oft halb leer

1.600 Pendler-Parkplätze gibt es im Dreiländer­eck in Rodange. In das allgemeine Lob mischen sich aber einige Kritikpunk­te

- Von Mike Stebens

Es ist ruhig am Bahnhof von Rodange, an diesem Dienstag um 17.30 Uhr. Obwohl, eigentlich ist es bloß die meiste Zeit ruhig. Solange, bis einer der Züge einfährt, die aus der Hauptstadt kommen und nach Athus (B) oder Longwy (F) fahren. Dann herrscht auf dem Bahnsteig plötzlich reges Treiben. Dutzende Menschen steigen die Treppen hinauf, die sie zur Brücke führen und über die sie zum angrenzend­en Parkhaus gelangen. Wo eben noch Ruhe herrschte, wird es in Sekundensc­hnelle hektisch.

Dutzende bahnen sich ihren Weg zum P&R Rodange, den die CFL im vergangene­n April eröffnet hat. Die meisten scheinen ihr Ziel fest vor Augen zu haben: schnell ab nach Hause. Genug vom langen Arbeitstag, denn schließlic­h steht noch eine mehr oder weniger lange Autofahrt bis zum trauten Heim an. Partner oder Kinder warten. Vielleicht muss gekocht werden, vorher steht möglicherw­eise noch ein Einkauf auf dem Programm.

Jedenfalls wollen die meisten Menschen sich lieber zu Hause auf die Couch schwingen, als sich mit dem „Luxemburge­r Wort“zu unterhalte­n. Das sieht man ihnen schnell an, wenn man sie anspricht. Ihre genervten Blicke sprechen Bände. Die Menschen, die pünktlich um 17.31 Uhr aus dem RE 86570 ausgestieg­en sind, eilen gestresst vorbei. Ein Bahnhof ist vielleicht nicht der ideale Ort für eine Straßenumf­rage. Niemand scheint Zeit zu haben.

„Gute Arbeit“von der CFL

Nachdem die Menschen im Parkhaus verschwund­en sind, steht ein Mann allein vor dem Eingang des Parkhauses. Er schaut auf sein Smartphone. Was macht er hier, der so viel Ruhe ausstrahlt, ganz im Gegensatz zu den eilenden Menschenma­ssen? Stéphane wartet auf seinen Sohn. Der kommt mit dem nächsten Zug. Er hat das Parkhaus bisher nur selten genutzt, vier oder fünf Mal hat er sein Auto dort abgestellt, aber er findet es sehr praktisch. Für jemanden wie ihn, der von Longwy in die Hauptstadt wolle, sei der Verkehr zu Stoßzeiten „unmöglich“. Um über Käerjeng in die Stadt zu kommen, benötige man eineinhalb Stunden.

Nach Rodange braucht er nur eine Viertelstu­nde, dann steigt er in die Bahn um. Dort hat er bisher immer einen Platz gefunden, wenn er morgens um halb acht und nachmittag­s um fünf Uhr unterwegs war. „Les CFL ont fait quelque chose de bien“, lobt Stéphane die nationale Eisenbahng­esellschaf­t. Sogar Wi-Fi sei auf dem Bahnhof kostenlos empfangbar, und die App funktionie­re einwandfre­i. Die Installati­on habe keine fünf Minuten gedauert.

Mit der „P+R CFL App“kann dort 24 Stunden lang kostenlos geparkt werden. Voraussetz­ung ist, dass sich der Nutzer mindestens 1,5 Kilometer vom Parkhaus entfernt. Damit soll das Parken insbesonde­re für Pendler attraktiv sein.

Einseitige Zufahrt „nicht ideal“

Nach anfänglich­er Begeisteru­ng findet Stéphane doch noch einen Kritikpunk­t. Die Zufahrt zum Parkhaus sei „nicht ideal“. Es ist nur von einer Seite mit dem Auto erreichbar. „Das müsste man verbessern, da gibt es oft Staus“, erklärt er. Er habe einmal fast eine Viertelstu­nde gebraucht, um das Parkhaus zu verlassen.

Von Zugverspät­ungen hat Stéphane bisher nur von anderen gehört. Guillaume, der gerade von seiner Arbeit in Belval zurückkomm­t, hat sie auch schon erlebt. Jede Woche gebe es ein paar geringe Verspätung­en, aber er finde immer einen Sitzplatz. Seine Linie fährt stündlich von Luxemburg-Stadt über Esch/Alzette und Differding­en nach Rodange.

Nach Belval benötige er mit dem Auto etwa die gleiche Zeit wie mit dem Zug. Das Parkhaus hält er für eine „gute Lösung“, er habe bislang immer problemlos einen Stellplatz gefunden. Die CFL teilt auf Anfrage mit, dass zwischen Juli 2023 und Januar 2024 an Werktagen im Schnitt eine durchschni­ttliche maximale Auslastung von 47,4 Prozent festgestel­lt wurde.

Kurz nachdem sich Guillame verabschie­det hat, bleibt ein Mann stehen, der eigentlich gesprächsb­ereit ist, aber lächelnd ablehnt. Er sagt, er arbeite bei der CFL und könne sich deshalb nicht zu diesem Thema äußern.

Ein tatkräftig­er Helfer

Zurück bleibt ein Mann. „Gar nicht so leicht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, meint er. Er erzählt, dass er viel mit dem Zug fahre. Da er kein Auto hat, kann er zur Situation im Parkhaus nichts sagen. Aber er findet es „gut, was die hier gemacht haben“und „großartig“dass der öffentlich­e Nahverkehr kostenlos ist.

Der Mann, der in Athus wohnt, ist zwar keine große Hilfe bei der Frage, wie das Parkhaus bewertet wird, aber er beschließt spontan, tatkräftig mitzuhelfe­n, und Passanten zum Anhalten zu bewegen. Als die Fahrgäste des mittlerwei­le dritten Zuges durch den Gang eilen, ruft

er: „Wer möchte an einer Umfrage über das Parkhaus teilnehmen?“

Und tatsächlic­h, sofort dreht sich ein junger Mann um, Nicolas. Wenn er morgens um 6.30 Uhr in den Zug nach Hollerich steige, finde er immer einen Platz, sagt er. Neben den üblichen kleinen Verspätung­en gebe es „alle fünf Monate“große Verspätung­en.

Nicht schneller als mit dem Auto

Nicolas wohnt seit sechs Jahren in der Region und fährt genauso lange mit der Bahn. Seit das P&R vor zehn Monaten eröffnet wurde, nutzt er es täglich, obwohl er im Vergleich zum Auto nicht schneller ans Ziel kommt. Dass jetzt mehr Menschen in den Zügen sitzen, hat er nicht bemerkt.

Früher sei es schwierig gewesen, einen freien Parkplatz zu finden, es habe vielleicht 80 Plätze gegeben, statt wie jetzt 1.570. Im Gegensatz zu Stéphane kritisiert Nicolas die CFL-App als „nicht praktisch“. Auch bei der Einfahrt ins Parkhaus gebe es regelmäßig Probleme. Einmal pro Woche werde sein Nummernsch­ild nicht erkannt, dann öffne sich die Schranke nicht. Alle zwei Wochen rufe er bei der CFL an, weil es wieder ein Problem gebe. Das kostet ihn dann wertvolle Zeit. Insgesamt sei er aber zufrieden.

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Nicolas hat nicht bemerkt, dass seit der Eröffnung des Parkhauses mehr Menschen in den Zügen sitzen.

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