Luxemburger Wort

Vom Armeeangeh­örigen zum Zombie

Seit dem Jahr 2015 beschäftig­t sich David Mond intensiv mit dem Thema Cosplay. In Luxemburg war der 27-jährige einer der Ersten, die sich diesem Hobby verschrieb­en haben

- Interview: Sebastian Weisbrodt

Im „normalen“Leben ist David Mond Sicherheit­sbeamter in der Armee. In seiner Freizeit kennen den 27-Jährigen gebürtigen Luxemburge­r aber viele als „DMCosplay“. Mit aufwendige­n Kostümen hat er sich nicht nur als einer der Pioniere der Szene des Großherzog­tums einen Namen gemacht. Mittlerwei­le kenne ihn sogar viele im grenznahen Frankreich, wo er auch seit einiger Zeit lebt. Nun präsentier­t er zwei seiner Kreationen bei der „Anime Focal“in der Luxexpo.

David Mond, wie kam es dazu, dass Sie Cosplayer geworden sind?

Im Jahr 2015 habe ich zunächst mit Make-up angefangen. Damals habe ich mir in einem kleinen Laden Schminke für Halloween gekauft und meine ersten Facepaints gemacht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich im Internet recherchie­rt habe und dann auch relativ schnell auf das Thema Cosplay gestoßen bin. Später kamen dann die ersten Convention­s, wie die „LuxCon“, wo ich die ersten Cosplayer aus der Luxemburge­r Szene getroffen habe. Da wusste ich, dass ich das auch machen will, und ich habe immer mehr Energie und Zeit in das Hobby gesteckt.

Hatten Sie Vorbilder?

Eigentlich nicht. Aber es gab natürlich Leute, die mich weiter in die Szene hineingezo­gen haben. An denen habe ich mich ein Stück weit orientiert und mir Tipps geholt, wenn ich nicht wusste, wie ich ein bestimmtes Kostüm angehen soll.

Welche sind Ihre Lieblingsc­haraktere?

Ein Charakter, mit dem ich schon immer gerne gespielt habe, ist der Joker aus der Batman-Reihe. Mit ihm bin ich groß geworden. Und außerdem war ich schon immer von Clowns und dem ganzen Thema Zirkus fasziniert. Ich habe ihn jetzt schon einige Jahre nicht mehr dargestell­t, aber er hat mich in der Szene bekannter gemacht.

Sie stellen ihre Kostüme selbst her. Wie lange brauchen Sie, bis Sie sich damit zeigen können?

Das ist unterschie­dlich. Manche gehen relativ schnell, an anderen sitze ich sechs Monate oder sogar ein Jahr. Richtig aufwendig war zum Beispiel eine Figur als dem Videospiel „World of Warcraft“, weil ich dafür eine ganze Rüstung aus Schaumstof­f angefertig­t habe. Am Ende hat es acht Monate gedauert, bis ich zufrieden damit war.

Wie viel Zeit und Geld stecken Sie in ihr Hobby?

Die Rüstung hat mich ungefähr 500

Euro gekostet. Da ich aber hauptsächl­ich mit Schaumstof­f arbeite, bleibt es in einem überschaub­aren Rahmen. Andere formen ihre Sachen mit Hartplasti­k, das ist deutlich teurer. Von meiner Freizeit geht etwa die Hälfte für das Cosplaying drauf. Daneben mache ich aber auch gerne Sport. Das Verhältnis liegt ungefähr bei 50:50.

Welche handwerkli­chen Fähigkeite­n haben Sie dadurch erlernt?

Ich kann mittlerwei­le ein bisschen nähen. Ich bin nicht sehr gut darin, aber für das Wichtigste reicht es. Im Umgang mit Schaumstof­f bin ich schon relativ gut geworden. Was ich anfangs gar nicht so auf dem Zettel hatte, ist, dass man auch wissen sollte, wie man mit Leder arbeitet. Man macht viele Befestigun­gen und Verbindung­sstücke daraus, damit das Kostüm insgesamt stabiler wird. Seit ein paar Wochen habe ich auch einen 3D-Drucker, mit dem ich momentan viel experiment­iere. Über die Jahre habe ich durch das Hobby ziemlich viel gelernt und muss fast jeden Tag kreative Lösungen für bestimmte Probleme finden.

Aus wie vielen ihrer Ideen ist letztendli­ch auch ein Kostüm geworden?

Das kann ich so genau gar nicht sagen. Bei mir zu Hause hängen zurzeit zwischen 30 und 50 Kostüme. Ich habe aber auch schon einige verkauft und andere sind kaputtgega­ngen.

Als ich 2015 angefangen habe, war die Szene in Luxemburg wirklich noch ganz klein. Da gab es nur eine Handvoll Cosplayer.

Versucht man auch den Charakter der Figur anzunehmen?

Bei Convention­s bleibe ich eigentlich immer ich selbst. Wenn ich ein Fotoshooti­ng mache, dann probiere ich auch in die Rolle zu schlüpfen und den jeweiligen Charakter so gut wie möglich zu interpreti­eren. Bei Wettbewerb­en mache ich das natürlich auch. Es ist also schon auch ein bisschen schauspiel­erisches Talent gefragt. (lacht)

Was fasziniert Sie an Cosplay am meisten?

Wie es die Leute fertigbrin­gen, optisch so nahe an fiktive Charaktere heranzukom­men. Die meisten Cosplays stammen ja aus Comics, Animes oder Videospiel­en und sind gezeichnet. Und natürlich bin ich auch immer wieder von der Art und Weise begeistert, wie die Cosplayer ihre Kostüme und die dazugehöri­gen Accessoire­s, wie zum Beispiel Waffen, letztendli­ch angefertig­t haben. Man erkennt dabei auch oft eine Handschrif­t. Das finde ich toll.

Ist die Szene eher von Frauen oder eher von Männern dominiert?

Ich würde sagen, dass Frauen nach wie vor in der Überzahl sind. Das liegt wohl daran, dass sie dem ganzen Thema Mode eher zugewandt sind. Aber gerade in den vergangene­n Jahren ist der Anteil der Männer gestiegen.

Wie ist es um die Szene im Großherzog­tum bestellt?

Als ich 2015 angefangen habe, war die Szene in Luxemburg wirklich noch ganz klein. Da gab es nur eine Handvoll Cosplayer. Während der Corona-Pandemie sind viele neue Leute, vor allem junge, dazugekomm­en. Das sieht man vor allem in den sozialen Netzwerken. Ungefähr zur selben Zeit hat Netflix viele Animes in sein Programm aufgenomme­n. Das hat der Szene einen weiteren Schub gegeben.

An diesem Wochenende findet in der Luxexpo die Convention „Anime Focal“statt. Wie finden Sie die Veranstalt­ung?

Ich habe schon viel davon gehört und viele Fotos gesehen, bin selbst in diesem Jahr aber zum ersten Mal dabei. Ich werde an den beiden Tagen zwei Kostüme aus dem Videospiel und Anime „Cyberpunk“tragen. Ich freue mich darauf, ein paar alte Freunde wiederzuse­hen und lasse mich einfach überrasche­n.

Über die Jahre habe ich durch das Hobby ziemlich viel gelernt und muss fast jeden Tag kreative Lösungen für bestimmte Probleme finden.

„Anime Focal Luxembourg 2024“

Auf einer 12.000 Quadratmet­er großen Fläche lädt die „Anime Focal Luxembourg 2024“ihre Gäste am 17. und 18. Februar dazu ein, die Welt von Manga, Anime und fernöstlic­her Popkultur zu entdecken. Neben Manga-Zeichnern aus Japan haben auch zahlreiche internatio­nale Künstler, Cosplayer und Handwerker ihr Kommen angekündig­t. Desweitere­n bieten Aussteller an mehr als 200 Ständen Figuren, japanische­s Essen sowie Kleidung an. Aktivitäte­n wie Karaoke, Tanz, Videospiel­e sowie japanische kulturelle Angebote, wie Shiatsu, Kendo, Kalligrafi­e, Origami und Darbietung­en auf japanische­n Musikinstr­umenten runden das Angebot ab.

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 ?? ?? David Mond ist einer der Vorreiter der luxemburgi­schen Cosplay-Szene.
David Mond ist einer der Vorreiter der luxemburgi­schen Cosplay-Szene.
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Fotos: DM Cosplay David Mond als Yokai, ein Dämon aus dem japanische­n Volksglaub­en.
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