Domenico Laporta holt das Maximale aus dem runden Leder heraus
Der Präsident der Vereinigung für Straßenfußball ist der Antreiber zahlreicher kleiner Ballsportarten und stellt dabei soziale Aspekte in den Vordergrund
Mit geschätzt über vier Milliarden Fans weltweit ist der Fußball nicht nur die beliebteste aller Sportarten, sondern er verbindet darüber hinaus alle sozialen Schichten miteinander. Domenico Laporta hat dies bereits früh erkannt und arbeitet seit jeher daran, die positive Wirkung des runden Leders in all ihren Variationen sinnvoll zu nutzen.
Denn der gelernte Erzieher will durch die Kraft des Sportes jungen Menschen helfen, die Probleme mit ihren Eltern, in der Schule oder sonstiger Art haben und ihnen eine andere Perspektive zeigen. „Es ist wichtig, dass junge Menschen, die keine Mitglieder eines Vereines sind, trotzdem die Chance bekommen, einem Sport nachzugehen. Zusätzlich wollen wir das Spiel durch sozialpädagogische Maßnahmen fördern.“
Aus diesem Grund gründete Laporta 2009 die Association Luxembourgeoise de Street Soccer (ALSS), die in den vergangen 15 Jahren das Zuhause für viele verschiedene Versionen des beliebtesten Sports der Welt wurde. So ist Laporta mitverantwortlich, dass es mittlerweile eine Futsal-Meisterschaft im Großherzogtum gibt, oder auch, dass Trendsportarten wie Teqball, eine Mischung aus Fußball und Tischtennis, den Weg nach Luxemburg gefunden haben.
Denn der 43-Jährige erkannte schnell, dass es in Europa viele vom Fußball abgeleitete Spielformen gibt, die in Luxemburg noch weitgehend unbekannt waren. So gelang es etwa durch die Varianten Street Soccer, Freestyle, Panna Knock-out, Futsal oder eben Teqball Teams hierzulande aufzubauen, die unter anderem an Veranstaltungen wie dem Homeless World Cup in Brasilien oder der Fair Play Soccer Tour teilnahmen.
„Für die Jugendlichen und Hilfsbedürftigen waren dies Erfahrungen, die ihr Selbstwertgefühl positiv beeinflusst haben“, spielen bei der Entwicklung neuer Fußball-Variationen für den studierten Erzieher soziale und pädagogische Aspekte immer eine entscheidende Rolle. „Integration und gegenseitiger Respekt sind Eckpfeiler all unserer Konzepte. Insgesamt konnten wir bereits vielen Jugendlichen über den Sport helfen, wieder einen gesellschaftlichen Anschluss zu finden.“
Während die sozialen Erfolge mit Nachhaltigkeit überzeugen, trifft dies auf rein sportlicher Ebene nicht immer zu 100 Prozent auf alle Einzelprojekte zu. „Teqball stammt eigentlich aus Ungarn. Die Firma, welche die beiden Erfinder bei der Gründung finanziell unterstützte, hat auch in Luxemburg einen Sitz. Sie versuchte daher den Sport auch hier zu etablieren“, so Laporta, den man als Präsident der ALSS und erfahrenen Projektmanager als Unterstützung mit an Bord nahm.
„Am Anfang wurde alles sehr stark gepusht, es wurde sogar Ronaldinho zu einer Werbeaktion nach Luxemburg eingeladen“, so Laporta. „Mit der FLTeq wurde 2018 zudem ein eigener Verband gegründet, bei dem ich die Aufgaben des Generalsekretärs übernahm.“Laporta, der selbst Teqball spielte, fungierte parallel noch als Trainer und betreute bei der Teqball-WM in Reims (F) 2018 die neu formierte Nationalmannschaft.
Mehr Pädagogen in den Vereinen nötig
„Wir haben den Sport in Schulen und bei Sportvereinen vorgestellt“, erklärt Laporta. „Aber es waren vor allem die Kinder, die Gefallen daran gefunden haben.“Für eine eigene Liga konnten nie genügend Spieler gefunden werden. „Später wurde von Unternehmensseite dann immer mehr
Druck aufgebaut, mehr Tische zu verkaufen, sodass ich einen Schlussstrich zog.“2020 beendete der Erzieher zusätzlich seine Tätigkeit bei der FLTeq. „Ich hatte nie kommerzielle Interessen. Mir ging es nur um den Sport und die soziale Komponente“, waren für Laporta die Prioritäten von vorneherein klar.
Doch auch wenn Teqball bisher nicht der große Durchbruch in Luxemburg gelungen ist, schließt Laporta weitere Projekte dieser Art für die Zukunft nicht aus. Zu sehr fühlt sich der sportbegeisterte Erzieher seinen Schützlingen und den vielen Varianten des Fußballes verbunden.
Aktuell bringt Laporta sein Know-how beim Drittligisten AS Luxembourg (Erste Division) ein, denn dort hat er offiziell das Amt des Präsidenten inne. Und wie so oft, will er auch dort die Jugendlichen davon überzeugen, sich sportlich zu betätigen. Der Aufbau einer eigenen Jugendabteilung ist sein großes Ziel. „Leider bin ich derzeit gesundheitlich sehr angeschlagen
Insgesamt konnten wir bereits vielen Jugendlichen über den Sport helfen, wieder einen gesellschaftlichen Anschluss zu finden. Domenico Laporta
Wir möchten auch Innovationen in die Welt des Fußballs in Luxemburg bringen, indem wir einen qualifizierten Pädagogen einstellen, der für den psychosozialen Aspekt des Projekts zur Verfügung steht. Domenico Laporta
und kann nicht mehr so anpacken wie früher. Aber ich habe ein hervorragendes Team um mich, das mit großem Enthusiasmus dabei ist. Momentan liegt unser Fokus auf der Jugendarbeit. Wir würden das auch gerne mit Futsal und Straßenfußball kombinieren.“
Laporta betrachte diese beiden Sportarten nämlich als hilfreich für die technische Entwicklung der Jugendlichen. „Wir möchten auch Innovationen in die Welt des Fußballs in Luxemburg bringen, indem wir einen qualifizierten Pädagogen einstellen, der für den psychosozialen Aspekt des Projekts zur Verfügung steht. Die Unterstützung junger Menschen bei der Schulausbildung oder der Suche nach einem Praktikum oder Arbeitsplatz ist für die Integration junger Menschen von großer Bedeutung. Die Integration der Eltern in den Nachwuchsentwicklungsprozess ist uns ebenfalls sehr wichtig“, führt der Erzieher weiter aus.
Seit 40 Jahren trat der AS Luxembourg, der bereits mehrere verschiedenen Namen trug, nun nicht mehr mit einer eigenen Jugendmannschaft an. Doch die Arbeit von Laporta und seinem Team könnte schon bald Früchte tragen und der Verein endlich wieder mit einem Jugendteam an den Start gehen.
Paul Wilwerding, 2024 erlebt Luxemburgs Frauenfußball eine Premiere. Die besten Vier der Tabelle bestreiten ab März eine Play-offRunde um den Titel, die Mannschaften auf den Plätzen fünf bis zehn spielen den direkten Absteiger und den Barrage-Teilnehmer aus. Wie finden Sie das neue Format?
Ich habe gemischte Gefühle. Das Niveau der Liga ist in dieser Saison höher, weil die Spielklasse von zwölf auf zehn Mannschaften verkleinert wurde und weil Aufsteiger Hesperingen sehr viel investiert hat. Persönlich bin ich der Meinung, dass eine Meisterschaft mit Hin- und Rückrunde ohne Play-offs gespielt werden sollte. Aber dafür bräuchte man zwölf Mannschaften, die sich hinsichtlich des Niveaus nicht zu sehr unterscheiden.
So viele gibt es davon in Luxemburg momentan aber nicht. Und mit zehn