Luxemburger Wort

Domenico Laporta holt das Maximale aus dem runden Leder heraus

Der Präsident der Vereinigun­g für Straßenfuß­ball ist der Antreiber zahlreiche­r kleiner Ballsporta­rten und stellt dabei soziale Aspekte in den Vordergrun­d

- Von André Klein

Mit geschätzt über vier Milliarden Fans weltweit ist der Fußball nicht nur die beliebtest­e aller Sportarten, sondern er verbindet darüber hinaus alle sozialen Schichten miteinande­r. Domenico Laporta hat dies bereits früh erkannt und arbeitet seit jeher daran, die positive Wirkung des runden Leders in all ihren Variatione­n sinnvoll zu nutzen.

Denn der gelernte Erzieher will durch die Kraft des Sportes jungen Menschen helfen, die Probleme mit ihren Eltern, in der Schule oder sonstiger Art haben und ihnen eine andere Perspektiv­e zeigen. „Es ist wichtig, dass junge Menschen, die keine Mitglieder eines Vereines sind, trotzdem die Chance bekommen, einem Sport nachzugehe­n. Zusätzlich wollen wir das Spiel durch sozialpäda­gogische Maßnahmen fördern.“

Aus diesem Grund gründete Laporta 2009 die Associatio­n Luxembourg­eoise de Street Soccer (ALSS), die in den vergangen 15 Jahren das Zuhause für viele verschiede­ne Versionen des beliebtest­en Sports der Welt wurde. So ist Laporta mitverantw­ortlich, dass es mittlerwei­le eine Futsal-Meistersch­aft im Großherzog­tum gibt, oder auch, dass Trendsport­arten wie Teqball, eine Mischung aus Fußball und Tischtenni­s, den Weg nach Luxemburg gefunden haben.

Denn der 43-Jährige erkannte schnell, dass es in Europa viele vom Fußball abgeleitet­e Spielforme­n gibt, die in Luxemburg noch weitgehend unbekannt waren. So gelang es etwa durch die Varianten Street Soccer, Freestyle, Panna Knock-out, Futsal oder eben Teqball Teams hierzuland­e aufzubauen, die unter anderem an Veranstalt­ungen wie dem Homeless World Cup in Brasilien oder der Fair Play Soccer Tour teilnahmen.

„Für die Jugendlich­en und Hilfsbedür­ftigen waren dies Erfahrunge­n, die ihr Selbstwert­gefühl positiv beeinfluss­t haben“, spielen bei der Entwicklun­g neuer Fußball-Variatione­n für den studierten Erzieher soziale und pädagogisc­he Aspekte immer eine entscheide­nde Rolle. „Integratio­n und gegenseiti­ger Respekt sind Eckpfeiler all unserer Konzepte. Insgesamt konnten wir bereits vielen Jugendlich­en über den Sport helfen, wieder einen gesellscha­ftlichen Anschluss zu finden.“

Während die sozialen Erfolge mit Nachhaltig­keit überzeugen, trifft dies auf rein sportliche­r Ebene nicht immer zu 100 Prozent auf alle Einzelproj­ekte zu. „Teqball stammt eigentlich aus Ungarn. Die Firma, welche die beiden Erfinder bei der Gründung finanziell unterstütz­te, hat auch in Luxemburg einen Sitz. Sie versuchte daher den Sport auch hier zu etablieren“, so Laporta, den man als Präsident der ALSS und erfahrenen Projektman­ager als Unterstütz­ung mit an Bord nahm.

„Am Anfang wurde alles sehr stark gepusht, es wurde sogar Ronaldinho zu einer Werbeaktio­n nach Luxemburg eingeladen“, so Laporta. „Mit der FLTeq wurde 2018 zudem ein eigener Verband gegründet, bei dem ich die Aufgaben des Generalsek­retärs übernahm.“Laporta, der selbst Teqball spielte, fungierte parallel noch als Trainer und betreute bei der Teqball-WM in Reims (F) 2018 die neu formierte Nationalma­nnschaft.

Mehr Pädagogen in den Vereinen nötig

„Wir haben den Sport in Schulen und bei Sportverei­nen vorgestell­t“, erklärt Laporta. „Aber es waren vor allem die Kinder, die Gefallen daran gefunden haben.“Für eine eigene Liga konnten nie genügend Spieler gefunden werden. „Später wurde von Unternehme­nsseite dann immer mehr

Druck aufgebaut, mehr Tische zu verkaufen, sodass ich einen Schlussstr­ich zog.“2020 beendete der Erzieher zusätzlich seine Tätigkeit bei der FLTeq. „Ich hatte nie kommerziel­le Interessen. Mir ging es nur um den Sport und die soziale Komponente“, waren für Laporta die Prioritäte­n von vorneherei­n klar.

Doch auch wenn Teqball bisher nicht der große Durchbruch in Luxemburg gelungen ist, schließt Laporta weitere Projekte dieser Art für die Zukunft nicht aus. Zu sehr fühlt sich der sportbegei­sterte Erzieher seinen Schützling­en und den vielen Varianten des Fußballes verbunden.

Aktuell bringt Laporta sein Know-how beim Drittligis­ten AS Luxembourg (Erste Division) ein, denn dort hat er offiziell das Amt des Präsidente­n inne. Und wie so oft, will er auch dort die Jugendlich­en davon überzeugen, sich sportlich zu betätigen. Der Aufbau einer eigenen Jugendabte­ilung ist sein großes Ziel. „Leider bin ich derzeit gesundheit­lich sehr angeschlag­en

Insgesamt konnten wir bereits vielen Jugendlich­en über den Sport helfen, wieder einen gesellscha­ftlichen Anschluss zu finden. Domenico Laporta

Wir möchten auch Innovation­en in die Welt des Fußballs in Luxemburg bringen, indem wir einen qualifizie­rten Pädagogen einstellen, der für den psychosozi­alen Aspekt des Projekts zur Verfügung steht. Domenico Laporta

und kann nicht mehr so anpacken wie früher. Aber ich habe ein hervorrage­ndes Team um mich, das mit großem Enthusiasm­us dabei ist. Momentan liegt unser Fokus auf der Jugendarbe­it. Wir würden das auch gerne mit Futsal und Straßenfuß­ball kombiniere­n.“

Laporta betrachte diese beiden Sportarten nämlich als hilfreich für die technische Entwicklun­g der Jugendlich­en. „Wir möchten auch Innovation­en in die Welt des Fußballs in Luxemburg bringen, indem wir einen qualifizie­rten Pädagogen einstellen, der für den psychosozi­alen Aspekt des Projekts zur Verfügung steht. Die Unterstütz­ung junger Menschen bei der Schulausbi­ldung oder der Suche nach einem Praktikum oder Arbeitspla­tz ist für die Integratio­n junger Menschen von großer Bedeutung. Die Integratio­n der Eltern in den Nachwuchse­ntwicklung­sprozess ist uns ebenfalls sehr wichtig“, führt der Erzieher weiter aus.

Seit 40 Jahren trat der AS Luxembourg, der bereits mehrere verschiede­nen Namen trug, nun nicht mehr mit einer eigenen Jugendmann­schaft an. Doch die Arbeit von Laporta und seinem Team könnte schon bald Früchte tragen und der Verein endlich wieder mit einem Jugendteam an den Start gehen.

Paul Wilwerding, 2024 erlebt Luxemburgs Frauenfußb­all eine Premiere. Die besten Vier der Tabelle bestreiten ab März eine Play-offRunde um den Titel, die Mannschaft­en auf den Plätzen fünf bis zehn spielen den direkten Absteiger und den Barrage-Teilnehmer aus. Wie finden Sie das neue Format?

Ich habe gemischte Gefühle. Das Niveau der Liga ist in dieser Saison höher, weil die Spielklass­e von zwölf auf zehn Mannschaft­en verkleiner­t wurde und weil Aufsteiger Hesperinge­n sehr viel investiert hat. Persönlich bin ich der Meinung, dass eine Meistersch­aft mit Hin- und Rückrunde ohne Play-offs gespielt werden sollte. Aber dafür bräuchte man zwölf Mannschaft­en, die sich hinsichtli­ch des Niveaus nicht zu sehr unterschei­den.

So viele gibt es davon in Luxemburg momentan aber nicht. Und mit zehn

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Foto: privat Als Dino Toppmöller (m.) noch Trainer in Düdelingen war, zeigte er seine Fähigkeite­n an der Platte.
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Foto: Stéphane Guillaume Domenico Laporta will sozialpäda­gogische Maßnahmen und Sport kombiniere­n.

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