Luxemburger Wort

Putin macht Russland zur lupenreine­n Diktatur

- Diego Velazquez Kontakt: diego.velazquez@wort.lu

Eine bessere Metapher als Alexej Nawalnys Tod gibt es kaum für die Lage der Demokratie in Russland. Beide sind bzw. waren eingesperr­t, abgemagert, seelisch und körperlich offensicht­lich am Ende. Doch dass Alexej Nawalny überhaupt noch lebte, war Wladimir Putin offenbar schon zu viel des Guten. Die Botschaft an alle, die einmal überlegt haben, sich mit dem Machtappar­at in Moskau anzulegen, ist am Freitag erneut klar geworden: Widerstand leisten tötet – mal langsam, mal brutal.

Denn es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass Wladimir Putin einen Störfaktor eliminiert. Bereits 2006 wurde die kremlkriti­sche Journalist­in Anna Politkowsk­aja vor ihrer Haustür tot aufgefunde­n. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt worden. Schon vor ihr starben zahlreiche Journalist­en in Wladimir Putins Russland. Und auch nach ihr ging das Sterben von Kritikern und sonstigen unbequemen Elementen munter weiter: Boris Nemtsov, Selimchan Changoschw­ili, Alexander Litwinenko, Jewgeni Prigoschin. Dazu kommen all jene, die nur knapp dem Tode entkommen konnten.

Nawalny gehörte bis am Freitag zur zweiten Gruppe. Dabei hatte der Kreml mehrmals versucht, ihn schon früher in die erste Kategorie zu versetzen. Doch er trotzte dem mit fast lausbubenh­after Kühnheit. Die Furchtlosi­gkeit, mit der er nach einem verfehlten Mordanschl­ag in Russland und anschließe­nder Behandlung in Deutschlan­d in den Flieger nach Moskau stieg, war heldenhaft. Denn seine Inhaftieru­ng, die, wie wir jetzt wissen, zu seinem Tod führen würde, galt als ausgemacht.

Diese Trotzhaltu­ng hielt die Hoffnung auf eine Alternativ­e zum Putinismus am Leben. Egal wie hoch der persönlich­e Preis sein mag, den man dafür zahlen wird, es lohnt sich für ein demokratis­cheres Russland zu kämpfen, lautete die Botschaft, die Alexej Nawalny verkörpert­e. Eine Botschaft, die, so erhofft es sich Putin, mit Nawalny gestorben ist.

Nun liegt es auch am Westen zu beweisen, dass Nawalny nicht umsonst starb, und dass der Putinimus keine Fatalität ist. Anders als Nawalny oder zahlreiche Ukrainerin­nen und Ukrainer müssen wir nicht unser Leben aufs Spiel setzen, um dagegen Widerstand zu leisten. Noch stärkere Wirtschaft­ssanktione­n gegen Moskau und mehr Waffen und Geld für die Ukraine würden reichen.

Nun liegt es auch am Westen zu beweisen, dass Nawalny nicht umsonst starb.

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