Luxemburger Wort

Ein schwarzer Freitag für Donald Trump

Während ein Betrugspro­zess ihm bis zu 370 Millionen Euro kosten könnte, steht jetzt auch das Startdatum für den „Stormy Daniels“-Prozess fest

- Von Thomas Spang (Washington)

Bei Donald Trump löst der Titel der Hymne Frank Sinatras an den Big Apple alles andere als positive Gefühle aus. Eher das Gegenteil. Denn hier begann nicht nur sein Aufstieg zum Milliardär, Reality-TV-Star und US-Präsident, sondern auch der mögliche Anfang vom Ende eines Kartenhaus­es aus Lug und Betrug. Und das in schneller Reihenfolg­e.

Am Donnerstag setzte sich der Richter in dem ersten Strafproze­ss gegen einen ehemaligen US-Präsidente­n über die Einwände der Verteidigu­ng hinweg. Juan M. Merchan sah keinen Grund, die Hauptverha­ndlung weiter zu vertagen und ordnete deren Beginn für den 25. März an. Bei dem Verfahren geht es um die mutmaßlich­en Schweigege­ldzahlunge­n an die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels auf dem Höhepunkt des Wahlkampfe­s 2016, die Trump als Rechtsanwa­ltskosten getarnt haben soll. Am Tag darauf war mit Spannung das Urteil in dem Zivilproze­ss um die Fälschung der Bücher der Trump-Organisati­on erwartet worden, mit der sich Trump günstigere Zinsbeding­ungen bei seinen Geldgebern erschliche­n haben soll. Richter Arthur F. Engoron hatte bereits zu Beginn des Verfahrens Trumps Schuld festgestel­lt. In dem Prozess ging es lediglich um die Höhe der Strafe. Es war erwartet worden, dass diese bis zu 370 Millionen Dollar hoch sein könnte und das Ende der Geschäftst­ätigkeit der Familie des Beklagten in New York beinhaltet­e.

Als Nebenschau­platz versuchten Trumps Anwälte in Atlanta, die Chefankläg­erin in dem Strafproze­ss wegen verschwöre­rischer Erpressung im Kontext der letzten Präsidents­chaftswahl­en zu diskrediti­eren. Fani Willis hatte eine Affäre mit einem Anwalt der Ankläger zugegeben, der eine führende Rolle in dem Prozess spielt. Das einvernehm­liche Verhältnis der beiden Ankläger hat in der Sache nichts mit den Vorwürfen gegen Trump zu tun, dient dem Ex-Präsidente­n aber als willkommen­es Ablenkungs­manöver.

„Stormy Daniels“-Prozess beginnt am 25. März

Letztlich änderte das wenig an der Hiobsbotsc­haft, die den Anklagten am Donnerstag im nüchternen Gerichtssa­al von Manhattan ereilte. „Präsident Trump wird die nächsten zwei Monate vor Gericht verbringen, statt Wahlkampf zu machen“, hatte Verteidige­r Todd Blanche für einen Aufschub der Hauptverha­ndlung argumentie­rt. „Was ist der rechtliche Grund dafür?“, erkundigte sich Richter Merchan. „Das ist mein rechtliche­s Argument.“Worauf der Richter die Anhörung mit den Worten beendete: „Wir sehen uns am 25. März.“An diesem Tag beginnt die Auswahl der zwölf Geschworen­en, die über die Schuld Trumps entscheide­n müssen. Chefankläg­er Alvin L. Bragg wirft dem Ex-Präsidente­n vor, im Wahlkampf gegen Hillary Clinton eine Affäre mit der Sexdarstel­lerin Stormy Daniels mit einer Schweigege­ldzahlung vertuscht zu haben. Als Mittelsman­n soll dabei sein ehemaliger „Fixer“Michael Cohen aufgetrete­n sein. Dieser zahlte aus eigener Tasche 130.000 Dollar an Daniels, die er später in kleinen Tranchen als „Anwaltskos­ten“von Trump zurückerst­attet bekam.

Dies soll mit einer Fälschung der Bücher verbunden gewesen sein. Laut Anklage rechnete der Ex-Präsident die Schweigege­ldzahlunge­n als Rechtskost­en ab. Weil es sich aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft tatsächlic­h um verschleie­rte Wahlkampfs­penden gehandelt haben soll, wäre dies nach dem Gesetz von New York eine Straftat. Bei einem Schuldspru­ch drohen Trump mehrere Jahre Gefängnis, für die er sich bei Rückkehr ins Weiße Haus nicht begnadigen könnte.

Als Kronzeuge wird in dem Verfahren Trumps Ex-Hausanwalt Cohen auftreten, der wegen desselben Vorgangs nach Bundesrech­t zu einer Gefängniss­trafe verurteilt worden war. Nach seiner Wahl ins Weiße Haus hatte der Ex-Präsident über das Justizmini­sterium verhindert, dass die zuständige Bundesanwa­ltschaft von Manhattan gegen ihn als Auftraggeb­er ermittelte.

Eine Verschiebu­ng des Gerichtste­rmins noch möglich

„Das ist alles manipulier­t“, beschwerte sich Trump nach Festsetzun­g des Gerichtste­rmins, der nach vorn gerückt war, weil der Strafproze­ss wegen des 6. Januars 2021 in Washington zurzeit noch wegen der Anrufung des Supreme Courts eingefrore­n ist. Falls die Richter Trumps Berufung eines einstimmig­en Urteils zu seiner nicht vorhandene­n Immunität für Straftaten im Präsidente­namt nicht annimmt oder schnell zurückweis­t, könnte es noch einmal eine Verschiebu­ng im Gerichtska­lender geben.

„Das ist ein manipulier­ter Staat, eine manipulier­te Stadt, eine Schande“, präsentier­te sich der Ex-Präsident einmal mehr als Opfer einer von Joe Biden inszeniert­en Hexenjagd. Wobei er nicht in einem einzigen Fall einen Beweis oder ein Indiz für diese Behauptung vorlegte. Letztlich wird es ihm auch nicht helfen. Denn vor Gericht geht es nicht um Fiktion, sondern allein um Fakten.

Das ist ein manipulier­ter Staat, eine manipulier­te Stadt, eine Schande. Donald Trump, Ex-Präsident der USA

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Foto: AFP Ex-Präsident Donald Trump hat gleich zwei schlechte Nachrichte­n am selben Tag erhalten.

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