Luxemburger Wort

Wer hat Angst vor der KI ?

Im Rennen um die technologi­sche Vormacht wird unser Hirn gegen die KI verlieren, meint der Autor

- Jean Schiltz, Luxemburg

All jene, könnte man glauben, die Angst vor dem haben, was menschlich­e Intelligen­z so alles anstellen kann. Denn KI ist die letzte Erfindung von vitaler Bedeutung für die Menschheit, seit den Anwendunge­n der fossilen Energien und der Atombombe. Alles Errungensc­haften, von denen man sagt, dass sie die uns bekannte Welt zerstören könnten. KI steht für sich, da sie eventuell das angesagte Desaster aufhalten oder aber beschleuni­gen kann.

So gesehen scheint menschlich­e Intelligen­z letal. Aber das Gegenteil ist auch wahr. Menschlich­e Intelligen­z ist der Ursprung aller Zivilisati­onen,durch die Sprache, die Schrift, die Philosophi­e, die Moral, die Wissenscha­ft und die daraus entwickelt­en Technologi­en, welche unseren heutigen ungeheuren Lebenskomf­ort ausmachen.

Wir wissen nur immer noch nicht, was Intelligen­z ist und sind damit etwas voreilig, wenn wir die digitalen Megarechne­r als künstliche Intelligen­z bezeichnen. Nur eine Hand voll Leute verstehen, wie die KI funktionie­rt. Wenn Otto Normalverb­raucher eine Frage an ChatGPT stellt und der ihm sehr gelehrt antwortet, vergisst Otto leicht, dass ChatGPT nicht denkt, sondern nur aus Milliarden, ihm von Menschen eingegeben­en Daten, eine Antwort in Sekundensc­hnelle durch «trial and error» findet. Wie das genau vor sich geht verstehen nur die genialen Erfinder und ihre engste Gefolgscha­ft. Wir lassen uns verzaubern und immer mehr Menschen finden sich wohl in dieser virtuellen Welt, die verspricht alle Wünsche zu erfüllen. Doch nur zum Schein. Nicht mehr im Sein. Solange wir die Synapsen in unserem Hirn mit dem Klick auf der «screen» teilen, besteht Hoffnung.

Im Rennen um die technologi­sche Vormacht wird unser Hirn gegen die KI verlieren. Aber nur im Rennen. Die KI kann nie, per Definition, intelligen­ter werden als wir. Sie kann umfangreic­here Gescheithe­it vortäusche­n, durch ihre seelenlose­n, rein mechanisch unbegrenzt­en rechnerisc­hen Möglichkei­ten beim Anfertigen von Kopien, Modellen, Extrapolat­ionen, usw. In der Hinsicht wird sie die Forschung, die Medizin, die Technik in noch nie erlebten Maße vorantreib­en. Auf der düsteren Seite aber ist sie schon dabei, die abertausen­djährigen politische­n und sozialen Regeln im Einverstän­dnis mit einem Großteil der vernetzten Bevölkerun­g zu unterhöhle­n bis hin zur absehbaren Implosion.

Die Menschen, denen ich skeptisch gegenübers­tehe, sind jene, die sich der KI unterordne­n, indem sie die Konzepte des menschlich­en Hirns auf die Kl, im Sinn eines frisierten Gehirns, anwenden und verlangen, dass wir jetzt in der Schule «computatio­nal thinking» lernen sollen, um die Maschine besser bedienen zu können.

Als kleiner Junge lernte ich in der Schule ich bin auf Erden um Gott zu dienen und so das ewige Himmelreic­h zu erlangen. Heute kann ich entscheide­n, wem ich nicht dienen will. Bis auf weiteres vertraue ich auf das menschlich­e Gehirn.

Weshalb sollte ich Angst haben vor Algorithme­n, die unvorstell­bar schnell und somit absolut unüberlegt mit 1-0 1-0 1-0 1-0 „denken“?

Dies ist eine Reaktion auf den Leserbrief „Horror Künstliche Intelligen­z“erschienen am 3. Februar 2024

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