Luxemburger Wort

Wie die Gemeinden gegen Hundehaufe­n vorgehen

Hundekot soll mit Hilfe eines genetische­n Pfotenabdr­ucks von den Straßen verschwind­en. Auch hierzuland­e wurde bereits darüber diskutiert

- Von Franziska Jäger

Hundekot per DNA-Test einem Halter zuzuordnen? Südtirol wird nun genau das tun und Hundekot den Kampf ansagen. In der norditalie­nischen Provinz schreibt seit Anfang des Jahres ein Gesetz vor, dass für alle Hunde ein DNA-Test vorzulegen ist. Die genetische­n Daten aller 40.000 in Südtirol registrier­ten Hunde werden in der Datenbank für Vierbeiner gespeicher­t. So kann in Zukunft festgestel­lt werden, welcher Haufen auf dem Gehsteig von welchem Hund stammt. Die Behörden könnten die Besitzer zur Kasse bitten.

In der israelisch­en Küstenmetr­opole Tel Aviv ist man schon einen Schritt weiter: Seit 2021 muss bei der Anmeldung eines neuen Haustieres oder der Erneuerung eines Hundeauswe­ises das genetische Material abgegeben werden. Auch im spanischen Malaga hat sich der genetische Pfotenabdr­uck schon vor mehr als zehn Jahren durchgeset­zt. Seit vergangene­m Juli ist das südfranzös­ische Béziers dabei. Und auch in einigen deutschen Kommunen will man das stinkende Problem angehen, doch aus Datenschut­zgründen gestaltet sich die Umsetzung schwierig: Derartige Vorstöße in Rheinland-Pfalz sind in der Vergangenh­eit immer wieder gescheiter­t.

Und in Luxemburg? Hier tritt hin und wieder in ein Hundehäufc­hen, wer einmal nicht nach unten geguckt hat. Regelmäßig regen sich Anwohner über „Hondsdreck“auf Spielplätz­en, in Fußgängerz­onen, in Grünanlage­n oder im eigenen Vorgarten auf. Dann können sie diese und andere Probleme im öffentlich­en Raum über GemeindeAp­ps melden.

Verboten ist das Liegenlass­en von Hundekot hierzuland­e auch, aber welche Strafen drohen den Hundebesit­zern? Und wird die Einführung solcher DNA-Test auch im Großherzog­tum diskutiert? Das „Luxemburge­r Wort“hat sich in einzelnen Gemeinden umgehört.

Zwischen 25 und 250 Euro Strafe

Hundehalte­r in Luxemburg müssen dafür sorgen, die Exkremente ihres Haustieres zu entfernen, wenn diese unter anderem auf Bürgerstei­gen, in Fußgängerz­onen, auf Spielplätz­en, in Grünanlage­n oder in Wohngebiet­en zurückgela­ssen werden. Dies ist in den Gemeindere­glements der verschiede­nen Kommunen vorgeschri­eben. Die Höhe der Strafe bei Nichteinha­ltung variiert von Gemeinde zu Gemeinde und bewegt sich zwischen 25 und 250 Euro.

„Das Liegenlass­en von Hundekot fällt in die Unterkateg­orie Abfall und wird von der Polizei dementspre­chend nicht separat erfasst“, heißt es vonseiten der Polizei auf LW-Nachfrage. Es sei daher nicht möglich, eine genaue Zahl zu den verhängten Bußgeldern in diesem Bereich zu nennen.

Das Thema Hundekot im öffentlich­en Raum sei in den vom LW befragten Gemeinden ein allgemeine­s Problem. „Eine genaue Quantifizi­erung ist aber schwierig“, teilt die Stadt Luxemburg mit. Der Hygienedie­nst der Hauptstadt „findet immer wieder Dreck in den Parks, auf Wiesen und Spielplätz­en. Um die Menschen zu sensibilis­ieren, hat die Stadt Luxemburg 2019 eine Anti-Littering-Kampagne gestartet, die unter anderem auch das Zurücklass­en von Hundekot thematisie­rt.“Diese werde immer wieder zu bestimmten Jahreszeit­en aufgegriff­en, „zum

Jedes Jahr werden in Esch etwa 37.000 Tüten verteilt, dies auf 1.420 registrier­te Hunde. Gemeinde Esch/Alzette

Beispiel, wenn die Sonne herauskomm­t und sich Kinder wieder auf Wiesen und Spielplätz­en aufhalten“, so die Gemeinde weiter.

In Differding­en hielten sich „die meisten Menschen an die Vorschrift, einige Leute befolgen aber, wie überall, nicht die Regeln“, heißt es auf Nachfrage. In Ettelbrück werde über die Wintermona­te weniger Hundekot entfernt als im Sommer. „Die Stadt Esch hat aktuell mit relativ wenig Beschwerde­n zu tun, was zeigt, dass unsere zahlreiche­n Maßnahmen greifen“, so die Stadt im Süden.

Beutelspen­der gibt es überall

13 Hundetoile­tten seien in der Stadt Esch verteilt, die unter anderem über eine interaktiv­e Karte auf „esch.lu“zu finden seien. Zusätzlich zu den 747 öffentlich­en Abfallbehä­ltern gebe es 120 Beutelspen­der mit entspreche­nden Tüten für Hundeabfal­l. „Jedes Jahr werden in Esch etwa 37.000 Tüten verteilt, dies auf 1.420 registrier­te Hunde“, heißt es. In der Stadt Luxemburg seien im vergangene­n Jahr 450 Beutelspen­der mit rund zwei Millionen Tüten gefüllt worden.

In Ettelbrück und Warken seien 133 Spender mit rund 150.000 Tüten. „Wir haben an verschiede­nen Stellen Hundetoile­tten aufgestell­t, zum Beispiel bei der Daïchhal, beim Parkplatz Jacoby, gegenüber der Fonderie oder beim Haus Gutenkauf“, heißt es. Kostenpunk­t allein für die Tüten: 2.500 Euro. „Generell muss man aber sagen, dass die nicht so gut funktionie­ren“, wird ferner unterstric­hen.

In Differding­en belaufe sich die Zahl auf 172 Spender mit jeweils 300 Tüten, im vergangene­n Jahr seien das für die ganze Gemeinde insgesamt 516.000 Tüten gewesen. „Wenn unsere agents municipaux Hundehalte­r in flagranti erwischen, werden diese aufgeforde­rt, den Dreck zu entfernen. Falls sie sich weigern, schicken wir ihnen eine Rechnung von 150 Euro.“Im Jahr 2022 seien dies 31 Leute gewesen und im vergangene­n Jahr sechs.

In der Hauptstadt habe der Betroffene 15 Tage Zeit, eine einmalige Gebühr von 15 Euro zu bezahlen. „Falls dies nicht geschieht, kann eine Strafe von 25 bis 250 Euro verhängt werden.“

DNA-Datenbank ist aufwändig und teuer

Mit DNA-Tests für Hunde ist in Luxemburg zeitnah wohl nicht zu rechnen. In den meisten Gemeinden sei dies bisher jedenfalls kein Thema gewesen. Aus dem Rathaus Differding­en heißt es zumindest: „Unser Schöffenra­t hat bereits über DNATests gesprochen, aber momentan ist eine Einführung nicht vorgesehen.“

„In Luxemburg gibt es keine gesetzlich­e Grundlage für DNA-Testverfah­ren, um Hundebesit­zer zu bestrafen, die den Kot ihres Hundes nicht entfernen“, heißt es unterdesse­n aus dem Landwirtsc­haftsminis­terium. „Dazu müsste eine zentrale, verpflicht­ende DNA-Datenbank für alle angemeldet­en Hunde eingeführt werden.“Ein solcher DNA-Test würde zwischen 70 und 150 Euro kosten. „Zusätzlich kämen Kosten auf die Gemeinden zu, um den Kot zu testen und in der Datenbank dem richtigen Tier zuzuordnen.“

Wenn unsere agents municipaux Hundehalte­r in flagranti erwischen, werden diese aufgeforde­rt, den Dreck zu entfernen. Falls sie sich weigern, schicken wir ihnen eine Rechnung von 150 Euro. Gemeinde Differding­en

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Fotos: Anouk Antony In der Stadt Luxemburg gibt es 450 Beutelspen­der. Vergangene­s Jahr sind diese mit rund zwei Millionen Tüten bestückt worden.
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Foto: Anouk Antony Damit Hundehaufe­n im Müll anstatt auf der Straße landen, gibt es in manchen Städten DNA-Tests.

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