Mit der Tram durch die Neipuertsgaass – oder doch nicht?
Die Erweiterung der Strecke durch das Viertel Laangfur in Kirchberg und nach Hollerich ist in trockenen Tüchern. Bei einem Teilstück des Ausbaus Richtung CHL stellt sich die DP jedoch quer
Am 1. Februar wurde in der Chamber das Finanzierungsgesetz für zwei neue Tramlinien gestimmt. Dabei geht es um die Ausdehnung des Netzes in Kirchberg durch das geplante Neubauviertel Laangfur sowie die neue Strecke vom Hauptbahnhof in Richtung Hollerich. Während der Diskussion zu dem Gesetz kam jedoch fast unbemerkt eine andere Weichenstellung zur Sprache: die Linie zum Centre Hospitalier de Luxembourg (CHL).
Der damalige Mobilitätsminister François Bausch (Déi Gréng) hatte noch im Juli 2022 erklärt, dass das Finanzierungsgesetz für die drei neuen Tramstrecken dem Parlament in der zu diesem Zeitpunkt laufenden Legislaturperiode unterbreitet werden sollten. Aus diesen drei geplanten Strecken wurden deren aber lediglich zwei, wobei die Weiterführung in Richtung CHL unter den Tisch fiel.
Die Pläne durch die Rue de la Porte Neuve liegen bereit
Wie dieses neue Teilstück in Zukunft aussehen soll, stand im Großen und Ganzen bereits fest. Ausgehend von der bestehenden Strecke von Kirchberg über die rote Brücke, sollte die neue Strecke links in die Neipuertgaass einbiegen, wo gleich eine Haltestelle vorgesehen war. In etwa dort, wo sich heute die Bushaltestelle „Fondation Pescatore“in Richtung Stadtzentrum befindet, würde die Tram anhalten.
Durch die Rue de la Porte Neuve sollte es weiter in Richtung Boulevard Royal gehen, vorbei am Forum Royal bis zur Kreuzung mit der Grand-Rue. Danach war vorgesehen, die bestehenden Gleise in Richtung Stäreplaz zu benutzen, um von dort geradeaus der Route d’Arlon zu folgen. Die weitere Streckenführung verläuft durch die Rue Federspiel am Eingang zur Maternité vorbei. Vorläufige Endstation wäre der Parkplatz des heutigen Baumarkts Bâtiself, der bis dahin abgerissen sein soll.
DP hat Bedenken gegen die Erweiterungsroute
Dass das nun verabschiedete Gesetz diese Tramlinie nicht beinhaltet, scheint bei der Déi Gréng-Fraktion nicht gut anzukommen. So hat der Abgeordnete Meris Sehovic (Déi Gréng) eine Motion in der Chamber eingebracht, in der die Regierung dazu aufgefordert wird, die Teilstrecke der Tram zum CHL und durch die Avenue de la Porte Neuve prioritär anzugehen.
Wie während der diesbezüglichen Debatte im Parlament ersichtlich wurde, gibt es jedoch auf der Seite der DP Bedenken zum Verlauf dieser Streckenführung. So war etwa der DP-Fraktionsvorsitzende Gilles Baum gegen die Motion. Gegen den Abschnitt zwischen der Stäreplaz und dem CHL wäre hingegen nichts einzuwenden. Auffallend war ebenfalls, dass Hauptstadtbürgermeisterin Lydie Polfer (DP) in ihrer Stellungnahme nur vom Abschnitt über die Route d’Arlon sprach und den Teil durch die Neipuertsgaass mit keinem Wort erwähnte.
Gespräche zwischen Ministerium, Stadt und Luxtram laufen
Wie François Bausch nun im Gespräch mit dem LW betont, habe es während seiner Mandatszeit als Minister Widerstand vonseiten der Bürgermeisterin gegeben, wenn es um den Ausbau der Tram in Richtung Rue de la Porte Neuve gegangen sei. Damit eng verbunden ist auch die Ausführung der Linie zum CHL. Für Bausch ist es unerlässlich, dass eine zweite Trasse zwischen dem Theater und der Stäreplaz entstehen müsse. Ohne diesen Abschnitt würde eine direkte Verbindung zwischen CHL und Kirchberg unmöglich werden.
Für François Bausch steht fest, dass eine andere Streckenführung mehr Umsteigen bedeuten würde, worunter auch die Qualität sowie der Komfort leiden würden. Des Weiteren würde es im Umkehrschluss ebenfalls bedeuten, dass die soeben beschlossene zweite Linie nach Kirchberg auf der gleichen Strecke fahren müsste wie die derzeitige. Der zusätzliche Nutzen dieser Linie sei folglich gering. Gleichzeitig würde die bestehende Linie überlastet.
Mit der nun erfolgten Aussage der DPFraktion auf dem Krautmarkt bleibt es spannend, wie die neue Mobilitätsministerin Yuriko Backes mit dem Widerstand aus ihren eigenen Reihen umgehen wird. Auf Nachfrage beim Mobilitätsministerium heißt es, dass Anfang Februar ein erstes Treffen mit dem Ministerium, der Stadt Luxemburg und Luxtram stattgefunden habe, bei dem über „alle möglichen Erweiterungen des Netzes gesprochen wurde“. Dies sei ein konstruktiver Austausch gewesen, der nach den Karnevalsferien fortgesetzt werden soll. „Ziel ist es, dass Luxtram zeitnah an den jeweiligen Erweiterungen weiterarbeiten kann und der Verwaltungsrat die diesbezüglichen Studien aufnehmen oder abschließen kann“, heißt es weiter.