Auf den Notfall vorbereitet
Am Sonntag findet in Schifflingen der Karnevalsumzug statt. Veranstalter Scott Kries erklärt, wie es um die Sicherheit steht
Wenn Tausende von Menschen zusammenkommen, um zu feiern, kann vieles passieren. Berichte aus Deutschland zeigen, dass, wie jüngst in Bitburg, Umzugswagen nicht vor Feuer gefeit sind. In St. Goarshausen starb ein Jugendlicher, der unter einen Karnevalswagen geraten war und in Freiburg wurden Passanten durch Böllerschüsse verletzt. Vieles kann schiefgehen. Das reicht vom Versagen von Geräten über medizinische Notfälle bis hin zu Bränden, Naturphänomenen oder Anschlägen. Auch wenn nicht alles wahrscheinlich ist, so gilt es doch, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
„Ich kann Ihnen ein Beispiel vom letzten Jahr nennen, das die Besucher zum Glück nicht so mitbekommen haben“, erzählt Scott Kries von der Vereinigung Folklorama, die am Sonntag wieder zur Schëfflenger Kavalkad einlädt. „Kurz vor Beginn der Kavalkade, brach in einer Straße, durch die der Umzug führte, ein Feuer aus. Zum Glück war es ein kleines Feuer. Die Feuerwehr hatte den Brand schnell gelöscht und niemand kam zu Schaden.“Scott Kries fügt aber hinzu, dass wenn es sich um einen Großbrand gehandelt hätte, oder das Feuer etwas später ausgebrochen wäre, man den Umzug hätte absagen müssen. „Wir können nicht einfach die Strecke ändern“. Die Umzugswagen bräuchten Platz und das Sicherheitskonzept, samt Evakuierungsplan und Zufahrtswegen sei nicht spontan auf andere Straßen übertragbar.
Ein Plan für alle Fälle
Doch wie plant man die Sicherheit einer Großveranstaltung? Es beginnt mit der Erlaubnis von der Gemeinde, erklärt Scott Kries. „Wenn wir die haben, beantrage ich eine „Grande Entrevue“in der wir mit der Gemeindeverwaltung, deren technischen Diensten, der Polizei, dem CGDIS, dem lokalen Feuerwehrkorps und dem TICE an einem Tisch sitzen.“Dies finde im Herbst statt. Später gibt es weitere Treffen mit Polizei und CGDIS, in denen Einzelheiten besprochen werden, die dann in das Sicherheitskonzept samt Notfallplan des CGDIS einfließen. Danach beschließt die Gemeinde ein Verkehrsreglement.
Im Notfallplan werden verschiedene Szenarien berücksichtigt. Auch lokale Begebenheiten spielen eine Rolle. „Schifflingen ist zwar eine große Gemeinde, was die Einwohnerzahl angeht, territorial gesehen aber klein und lang. Da muss man sehen, wie Notfallfahrzeuge alle Streckenteile anfahren und zeitnah wieder verlassen können.“
Mit Betonblöcken und Fahrzeugen gegen Anschläge
Was den Umzug angeht, so sorgen ein gutes Dutzend Polizeibeamte dafür, dass Straßensperren gesetzt und eingehalten werden. Das CGDIS stellt Sanitäter, die sogenannten „First Responder“. Zudem werden an strategischen Stellen Krankenwagen stationiert. Auch ein Krisenwagen, also eine mobile Einsatzzentrale, ist vor Ort.
Sicherheit geht immer vor.
Im Vorfeld wird ein geheimer Treffpunkt vereinbart, an dem sich Entscheidungsträger im Fall der Fälle treffen. Auch wird ein Saal bereitgehalten, in dem eine größere Anzahl an Verletzten untergebracht werden könnte. Zudem werden Betonblöcke und Unimog-Fahrzeuge strategisch platziert, sodass niemand im Falle eines Attentates „Anlauf nehmen kann“, wie Scott Kries es formuliert. Für den Fall von Panik sind Evakuationstrassen vorgesehen, in die die Menschenmassen im Notfall dirigiert würden.
Auch die teilnehmenden Vereine stehen in der Pflicht
Als „Muss“bezeichnet Scott Kries die Sicherheitspersonen, die jedes größere Fahrzeug im Umzug begleiten. „Jeder Verein, der mitfährt, unterschreibt einen Vertrag“, erklärt er. Darin geht es auch um Sicherheit. Zum Beispiel, dass für den Fahrer und die begleitenden Sicherheitspersonen 0,0 Promille gilt. Vor jedem Traktor müssen zwei solcher Personen gehen und mindestens vier beim Anhänger. Je nach dessen Länge müssen es sogar sechs sein. Als kritische Punkte gelten die Vorderreifen des Traktors und der Bereich rund um die Anhängerkupplung. Die kann der Fahrer nicht ständig im Blick haben. Wenn zum Beispiel ein Kind oder ein „Fuesbok“der zu tief in sein Glas geguckt hat, in diese Richtung läuft, muss dieses Sicherheitspersonal blitzschnell reagieren.
Auch ist vorgeschrieben, dass die Umzugswagen selbst gewisse Bedingungen erfüllen müssen. Die Anhänger müssen bis zu 40 Zentimetern über dem Boden abgedeckt sein, sodass niemand unter den Anhänger fallen kann. Der Stromgenerator, den jeder Wagen mit sich führt, muss so platziert sein, dass im Falle eines Feuers niemand erstickt. Auch darf er nicht während der Kavalkade befüllt werden. Im Wagen müssen genormte Feuerlöscher vorhanden sein. In einigen Wagen fahren auch Sanitäter mit.
Ehrenamtliche von Folklorama sorgen dafür, dass der Fluss der Kavalkade nicht zum Erliegen kommt. Ihnen obliegt, dass kein Stau und keine Löcher zwischen den Gruppen entstehen, etwa wenn eine Fußgruppe eine Vorstellung darbietet. Andererseits müssen sie auch dafür Sorge tragen, dass im Notfall ein Rettungswagen durch die Mengen kommt. Insgesamt hat der Veranstalter rund 50 ehrenamtliche Mitarbeiter im Einsatz. Davon ist etwa die Hälfte für Sicherheitsbelange zuständig.
Dazu kommen die Mitarbeiter von Polizei, Rettungskräften und der Gemeinde.
Von Mehlattacken und der Absage in letzter Minute
Scott Kries, Organisator
Ernstere Zwischenfälle gab es bei der Schëfflenger Kavalkad bisher nicht. Einmal bekam eine ältere Person Atemprobleme, weil Mitglieder einer Gruppe Mehl von ihrem Wagen auf sie geworfen hatten. Ein Vorfall, der für Scott Kries in die Kategorie „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass jemand sowas tut“fällt. Seither steht im Vertrag, dass es verboten ist, andere Lebensmittel als Süßigkeiten vom Wagen aus zu werfen. Die ältere Person habe sich nach einem Krankenhausaufenthalt erholt, der Vorstand habe sie besucht, um sich bei ihr zu entschuldigen und die besagte Gruppe nimmt auch nicht mehr an der Schëfflenger Kavalkad teil.
2019 hatte die Kavalkade in letzter Minute wegen Sturmes abgesagt werden müssten. „Es war keine Wolke zu sehen. Die Sonne schien und es war traumhaftes Wetter, aber der Sturm blies mit über 100 km/h“, erinnert sich Scott Kries. Gegen 9 Uhr morgens sei dann die Entscheidung gefallen, die Kavalkade abzusagen. Schnell mussten Telefonate geführt werden, Straßensperren und Dekorationen mussten abgenommen werden und vieles mehr. Finanziell tat dies dem Veranstalter natürlich weh. Zum Glück konnte der Umzug später nachgeholt werden. Aber, da ist Scott Kries formell: „In dem Moment war das Finanzielle nicht wichtig. Sicherheit geht immer vor.“