Luxemburger Wort

„Wir haben Catering von der Schulbank aus organisier­t”

2018 begannen sieben Schüler damit, Burger zu verkaufen. Heute hat „LëtzeBurge­r“mehrere Foodtrucks und ein Restaurant in Ettelbrück

- Von Frederik Wember

Seit November letzten Jahres gibt es in der Ettelbrück­er Cactus-Filiale gleich am Eingang ein kleines, modernes Restaurant. Bei „LëtzeBurge­r“gibt es, getreu dem Namen, neben anderem klassische­m Fast Food, Burger mit Zutaten von lokalen Zulieferer­n zu kaufen. Angefangen hat das Ganze mit sieben unternehmu­ngslustige­n Jungs.

Mit den Eltern zum Notar

„Wir haben schon mit etwa 13 Jahren damit angefangen, uns Geld mit Gartenarbe­iten, Auto waschen und ähnlichem zu verdienen“, erzählt Mitgründer Pol. „Unsere Baumhäuser mussten finanziert werden.“Sie trafen auch eine Abmachung mit dem Bäcker in ihrer Heimatstad­t Bartringen: „Jeden Samstag und Sonntag konnten die Leute bei uns Brote und Gebäckstüc­ke bestellen, und wir haben sie mit dem E-Bike geliefert.“

Nach diesen ersten, kleineren Servicelei­stungen wollten sie etwas Größeres aufbauen. „Deshalb haben wir uns gedacht, komm, wir kaufen einen Foodtruck und verkaufen Essen an den Schulen“, fährt Pol fort. Ursprüngli­ch sollten Sandwiches auf dem Menü stehen, aber dann fiel die Wahl auf Burger. „Wir waren 17 oder 18, als wir mit dem Foodtruck angefangen haben“, erinnert sich Felix, der andere verblieben­e Mitgründer. „Als wir beim Notar saßen, mussten bei drei Leuten die Eltern mitkommen, weil sie noch nicht volljährig waren.“

Zu dieser Zeit gingen die Junguntern­ehmer noch zur Schule, berichten Felix und Pol. „Am Anfang haben wir von der Schule aus an dem Projekt gearbeitet und auch während des Unterricht­s beispielsw­eise Caterings organisier­t.“Schließlic­h entschiede­n sie sich, „all-in zu gehen“, wie Felix es ausdrückt. „Ich hatte bis dahin jahrelang viel in der Schule gelernt. Das wollte ich gern auf etwas anwenden, das mich interessie­rt.“

Er zog die Konsequenz und brach die Schule ab, um sich ganz der Arbeit im Foodtruck zu widmen. Nach und nach schlossen die anderen mit der Schule ab und

arbeiteten bis dahin abends und an den Wochenende­n mit. Anfangs hätten sie noch keine Ahnung gehabt, meint Felix weiter. „Wir haben einfach drauflos gearbeitet und mussten uns unseren Kundenstam­m erst einmal aufbauen.“Das gelang ihnen während der Corona-Pandemie, denn Essen zum Mitnehmen durfte weiterhin verkauft werden.

Pol ergänzt: „Wir haben dann entschiede­n, uns fest in Bartringen in der Nähe unseres Bäckers zu platzieren, mit dem wir schon früher ein gutes Verhältnis hatten.“Obwohl sie jeden Tag im Foodtruck arbeiteten, sahen sie zunächst nicht viel von ihrem Geld: „Wir haben nicht einen Cent ausgezahlt, um das Geschäft refinanzie­ren und mehrere Foodtrucks kaufen zu können. Das ist uns auch gelungen“, freut sich Pol. Möglich wurde das auch durch finanziell­e Unterstütz­ung von Familien und Freunden sowie – später – Bankkredit­en, für die die jungen Männer sich sehr dankbar zeigen.

Das erste Restaurant

Mehrere der sieben Gründer fingen an zu studieren und zwei der jungen Leute begannen, in einem anderen Beruf zu arbeiten. So blieben schließlic­h nur noch Felix und Pol. „Als wir zwei Foodtrucks und einen Anhänger hatten und das erste feste Restaurant in Saeul eröffneten, merkten wir, dass wir weitere Unterstütz­ung gebrauchen können“, sagt Pol. So gründeten Felix und Pol gemeinsam mit Charel und Paul eine zweite Firma.

Die beiden arbeiteten zunächst während des Studiums bei LëtzeBurge­r mit. „Und ich habe schon damals beim allererste­n Event mitgeholfe­n“, grinst Charel. Damals bekochten die aufstreben­den Unternehme­r zunächst Familien und Freunde – mit durchweg positiven Rückmeldun­gen. „Ich bin während der Pandemie häufig zum Stand in Bartringen gegangen, um dort zu essen und mich zu unterhalte­n“, erzählt Paul. „Jeden Tag war er hier“, lacht Felix. Irgendwann bot der damalige Lehramtsst­udent schließlic­h seine Hilfe an und begann, bei LëtzeBurge­r mitzuarbei­ten.

Howald und Ettelbrück – die neuen Fixpunkte

Seit der neuen Firmengrün­dung kamen nicht nur zwei weitere Foodtrucks hinzu, sondern auch ein großes, festes Lager in Howald. „Dadurch können wir viel mehr machen als vorher“, sagt Pol. „An einem Tag hatten wir elf Events, und dazu kamen noch unsere festen Verkaufspl­ätze in Strassen, Luxemburg und der Rockhal.“Dort übernimmt LëtzeBurge­r seit Juni 2022 das Catering. Im April letzten Jahres schloss LëtzeBurge­r dann die Türen in Saeul und zog um – nach Ettelbrück.

Auf Nachfrage bot Cactus den jungen Männern einen Platz für ein Restaurant in Ettelbrück an. Sie nahmen das Angebot an und im November letzten Jahres eröffnete LëtzeBurge­r mit einer besonderen Aktion: Die ersten Burger waren für den erschwingl­ichen Preis von einem Cent zu haben – und schnell verkauft.

Nicht nur die Kunden, auch die vier jungen Unternehme­r sind zufrieden mit ihrem Geschäft in Ettelbrück. Sie wollen ihre Burger und eine Vielzahl an Fingerfood auch in weiteren Filialen verkaufen. Die Foodtrucks sollen dabei weiterhin eine große Rolle spielen. Kein Wunder, bei über 500 Event-Caterings im Jahr.

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Neben Burgern gibt es bei LëtzeBurge­r aber auch andere Happen und Häppchen zu erstehen, und das sowohl im Restaurant als auch beim Catering.
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Fotos: Gerry Huberty Felix (vorne links), Pol, Paul und Charel (hinten v.r.n.l.) mit ihrer „Crew“im Restaurant in Ettelbrück.

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