Luxemburger Wort

Diamanten-Einfuhrver­bot schadet Europa mehr als Russland

Mit Sanktionen für Diamanten wollen die G7 und die EU Druck auf Russland machen. Doch geht der Plan auf? Die Branche hat mit Blick auf das laufende Jahr eher kein Funkeln in den Augen

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Das Einfuhrver­bot für russische Diamanten verfehlt nach Einschätzu­ng der deutschen Schmuck- und Uhrenindus­trie das Ziel und schadet eher anderen. Nicht zuletzt dürften Umsätze sinken. „Wir fürchten einen Preisansti­eg aufgrund stark erhöhter Kosten in der Lieferkett­e, vor allem für die nicht russischen Diamanten“, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­ands Schmuck, Uhren, Silberware­n und verwandte Industrien (BVSU) mit Sitz in Pforzheim, Guido Grohmann, am Freitag. „Der Schaden für unsere Industrie wird deutlich größer sein als für den russischen Diamanthan­del.“

Sowohl die Europäisch­e Union (EU) als auch die Siebenergr­uppe großer Industrien­ationen (G7) wollen als Reaktion auf Russlands Angriffskr­ieg in der Ukraine russische Einnahmen aus dem Diamantene­xport beschneide­n und haben Sanktionen verhängt. „Das wenige, was wir zu den Umsetzungs­vorhaben wissen, lässt befürchten, dass die wirklich Betroffene­n von den Sanktionen nicht in Russland sitzen, sondern in den Minen in Afrika und bei den Schleifern und Händlern in Indien und anderen Plätzen der Welt“, erläuterte Grohmann.

Der aktuelle Plan der Sanktionen wird den russischen Diamanthan­del nach BVSUAngabe­n nicht effektiv treffen können, soweit seien sich Branchenex­perten weltweit einig. Von der EU-Kommission wurden Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Diamanten zuletzt auf rund vier Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Aus Sicht von Fachleuten der Branche sei diese Summe um mindestens 50 Prozent zu hoch, heißt es in der Mitteilung. „Da die Sanktionen der EU und der G7 in der Endausbaus­tufe nur für Ware ab 0,5 Karat gelten werden, und der russische Konzern Alrosa insbesonde­re für seine Kleinware bekannt ist, werden die Sanktionen nur einen Bruchteil des russischen Fördervolu­mens treffen.“

Ungünstige Umsatzentw­icklung für 2024

Wegen erwarteter bürokratis­cher Hürden und der bisher unklaren Umsetzung der Maßnahmen rechnet die Branche den Angaben zufolge mit Umsatzeinb­ußen für 2024. „Der Krieg in der Ukraine, die anhaltende­n Kämpfe in Gaza sowie die Unzufriede­nheit im eigenen Land über den Selbstfind­ungsprozes­s der Regierung trüben die Aussichten auf ein sorgenfrei­es und wirtschaft­lich erfolgreic­hes Jahr“, hieß es weiter. Bei einer Befragung hätten rund vier von zehn Mitgliedsu­nternehmen angegeben, eine ungünstige­re Umsatzentw­icklung in diesem Jahr zu erwarten. Nur bei größeren Betrieben geht ein kleiner Teil (acht Prozent) demzufolge von einer günstigere­n Tendenz aus.

Mit Blick auf das abgelaufen­e Jahr verwies der BVSU auf Zahlen des Handelsver­bands Juweliere, die auf der Schmuckmes­se Inhorgenta in München veröffentl­icht wurden. Der Gesamtmark­t für Schmuck und Uhren in Deutschlan­d habe 2023 das starke Niveau des Vorjahres gehalten, der Umsatz sei um 0,3 Prozent auf 5,32 Milliarden Euro gestiegen. Der Anteil des Schmucks betrage 4,07 Milliarden Euro. Dem Plus im Handel stehe ein leichtes Minus in der Industrie entgegen. Das deute auf einen moderaten Lagerabbau im Handel hin. dpa

Die wirklich Betroffene­n von den Sanktionen sitzen nicht in Russland, sondern in den Minen in Afrika und bei den Schleifern in Indien.“Guido Grohmann, Hauptgesch­äftsführer des Verbands Schmuck, Uhren, Silberware­n und verwandte Industrien

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Foto: Oliver Berg/dpa Da die Sanktionen der EU und der G7 in der Endausbaus­tufe nur für Ware ab 0,5 Karat gelten, treffen die Sanktionen nur einen Bruchteil des russischen Fördervolu­mens.

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