Luxemburger Wort

Fünfte HIVHeilung: Mann war mehr als 30 Jahre infiziert

Der „Berliner Patient“ging in die Geschichte ein – als erster von HIV geheilter Mensch. Danach gelang die Therapie in weiteren Fällen

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Die Transplant­ation spezieller Stammzelle­n hat einen weiteren Patienten wahrschein­lich sowohl von Leukämie als auch von seiner HIV-Infektion geheilt. Es sei der älteste Mensch bisher, bei dem dies gelungen sei, teilte die Krebsklini­k City of Hope in Duarte (Kalifornie­n) mit. Der mittlerwei­le 68-jährige Paul Edmonds aus Desert Springs sei der fünfte Mensch weltweit, bei dem eine kombiniert­e Therapie sowohl den Blutkrebs als auch das Virus zurückdrän­gte.

Wenn HI-Viren in den Körper gelangen, infizieren sie Körperzell­en. Der 68-Jährige hatte eine

Blutstammz­ell-Transplant­ation von einem Spender mit einer seltenen Genmutatio­n erhalten, die zu HIV-resistente­n Zellen führt, wie das Medizinert­eam um Jana Dickter von City of Hope im „New England Journal of Medicine“(NEJM) berichtet. Bis zu der Behandlung war Edmonds demnach über 30 Jahre lang mit dem Virus infiziert.

Der sogenannte City-of-HopePatien­t habe vor fast drei Jahren aufgehört, antiretrov­irale Therapien gegen HIV zu nehmen, hieß es weiter. Der Fall zeige, dass es möglich sei, mit dem StammzellA­nsatz Erfolge auch bei höherem Alter der Patienten und nach einem langjährig­en Leben mit HIV zu erreichen, sagte Dickter.

Für die allermeist­en HIV-Infizierte­n kommt diese Art der Behandlung allerdings nicht infrage, weil eine Stammzellt­herapie stets eine hochriskan­te Behandlung ist, die nur bei sehr schwer erkrankten Menschen eingesetzt wird. Dank der antiretrov­iralen Therapie (ART) können die meisten Betroffene­n mittlerwei­le auch so gut mit der Infektion leben, müssen dafür aber ein Leben lang Medikament­e einnehmen.

Erster Erfolg im Jahr 2007

Als erster von HIV geheilter Mensch war der sogenannte „Berliner Patient“in die Geschichte eingegange­n: 1995 wurde bei Timothy Ray Brown HIV diagnostiz­iert, 2006 erkrankte er an Leukämie und benötigte deshalb eine Stammzell-Transplant­ation.

Ärzte der Berliner Charité fanden einen Spender, dem der sogenannte CCR5-Rezeptor fehlte – ein Einfallsto­r, durch das HIV in viele Körperzell­en eindringt. Das Datum der Stammzell-Transplant­ation, den 6. Februar 2007, bezeichnet­e Brown als sein „neues Geburtsdat­um“. Die Leukämie kam später allerdings zurück, Brown starb daran 2020 im Alter von 54 Jahren.

In den Jahren darauf folgten der „Londoner Patient“, der „Düsseldorf­er Patient“und die „New Yorker Patientin“. Alle erhielten aufgrund einer parallelen Krebserkra­nkung die spezielle Stammzelle­n-Transplant­ation. Weltweit leben nach Angaben der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) rund 39 Millionen Menschen mit HIV. dpa

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Foto: rbb/Frank Amann Timothy Ray Brown, auch bekannt als „Berliner Patient“, wurde als erster Mensch von HIV geheilt.
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Foto: dpa Patient Paul Edmonds (Mitte) mit den Medizinern Jana K. Dickter und Monzr Al Malki.

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