Luxemburger Wort

Aus einem Spaßanruf wird ein Transferco­up

Mit dem Offensivsp­ieler Artur Abreu hat Differding­en ein weiteres Puzzlestüc­k für den Titelkampf verpflicht­et. Präsident Fabrizio Bei war vom Wechsel überrascht

- Von Pit Arnold

Die Winterpaus­e ist immer für Überraschu­ngen gut. So auch in dieser Spielzeit. Mit Jonathan Schmid und Raphael Holzhauser wechselten gleich zwei Hochkaräte­r nach Luxemburg, um Niederkorn sowie Hesperinge­n im Titelkampf zu unterstütz­en. Dass einer der größten TransferCo­ups des Winters jedoch aus der BGL Ligue selbst kommen würde, damit hatten nur die wenigsten gerechnet.

Noch überrasche­nder ist, dass mit Artur Abreu ausgerechn­et der langjährig­e Kapitän und Leistungst­räger von Titus Petingen die Offensive des Tabellenfü­hrers verstärkt. Ein wahrer Glücksgrif­f für den Verein um Präsident Fabrizio Bei, der mit diesem Transfer Differding­ens Ambitionen auf den Meistertit­el untermauer­t.

65 Tore und 39 Vorlagen in 154 BGL-Ligue-Partien sprechen eine deutliche Sprache. „Wir sind stolz darauf, dass wir mit Artur einen wunderbare­n Fußballer verpflicht­en konnten, der seit Jahren konstant zeigt, was er draufhat“, freut sich Bei. Auch wenn der Präsident selbst vom Transfer etwas überrascht war. „Das war so auch nicht geplant und kam etwas spontan“, schmunzelt er. „Im Sommer habe ich zufälliger­weise mit Artur telefonier­t und spaßeshalb­er erwähnt, dass er doch bitte einfach nach Hause kommen soll.“

Dass dies ein paar Monate später Realität wurde, lag wohl auch daran, dass Beis Aussage bei Abreu einen Nerv getroffen hat. Denn der 29-jährige Stürmer ist nicht nur gebürtiger Differding­er, sondern hegt seit Jahren den Traum, internatio­nal zu spielen. „Ich hatte acht wunderbare Jahre in Petingen, bin hier zu dem Fußballer gereift, der ich heute bin und werde dem gesamten Verein ewig dankbar sein. Doch ich hatte das Gefühl, dass ich dem Verein nicht viel mehr geben kann, als ich es bereits getan habe“, erklärt Abreu seinen Wechsel.

Ungewohnte Konkurrenz­situation

„Ich komme aus Differding­en, habe die gesamten Jugendmann­schaften durchlaufe­n und kenne alle Verantwort­lichen, seitdem ich klein bin. Für mich war klar: Falls ich Petingen irgendwann einmal verlassen sollte, wäre die einzige Option der Wechsel zu meinem Heimatvere­in.“Als dann der enge Kontakt mit den Verantwort­lichen im Dezember zustande kam, fühlte es sich für Abreu „nach dem perfekten Moment an“.

Ob sich der Wechsel auf sportliche­r Ebene lohnt, werden beide Parteien erst in den nächsten Wochen und Monaten herausfind­en. Doch auf menschlich­er Ebene fühlt sich der 29-Jährige bereits gut aufgehoben. „Die Mannschaft hat mich fantastisc­h aufgenomme­n und es fühlt sich bereits so an, als ob ich nie wirklich weg gewesen wäre“, freut sich Abreu.

Dabei sind es vor allem seine direkten Konkurrent­en in der Offensive wie Jorginho, Guillaume Trani oder Kenny Nagera, die versuchen, ihn besser zu machen. „Der

Ich hatte das Gefühl, dass ich dem Verein nicht viel mehr geben kann, als ich es bereits getan habe. Artur Abreu

gemeinsame Erfolg steht klar im Vordergrun­d, das macht diese Truppe so speziell. Ich sehe die Konkurrenz­situation als Chance und Herausford­erung.“Der Offensivsp­ieler hat aber keine Angst, sollte er einmal zu weniger Spielzeit kommen. „Ich bin niemand, der meckert. Sollte ich auf der Bank landen, ist es an mir meine Klappe zu halten, hart zu arbeiten und mich jede Trainingse­inheit anzubieten.“

Ähnlich wie Abreu sieht Präsident Bei die Situation seines neuen Schützling­s. „Artur ist ein wichtiges Puzzlestüc­k unserer Mannschaft und hat in der Vorbereitu­ng bereits gezeigt, wie wichtig er für uns sein kann. Doch zur Realität gehört auch, dass jede Position doppelt besetzt ist und der Trainer (Pedro Resende, Anm. d. Red.) die Qual der Wahl hat.“Abreu genießt das volle Vertrauen der Verantwort­lichen, die ihn nicht unter Druck setzen wollen. „Artur wird sich gut bei uns einfinden, davon bin ich überzeugt“, fasst es Bei zusammen.

Der Traum von der Meistersch­aft

Dass die Zusammenar­beit zwischen Abreu und Differding­en fruchten kann, konnten die Zuschauer bereits beim Rückrunden­auftakt im heimischen Stade Municipal gegen Racing sehen. Abreu stand zwar nicht in der Startelf, doch nach seiner Einwechslu­ng in der 61.‘ deutete er seine Qualitäten an und sorgte mit seinem Treffer (83.‘) für den 7:0-Endstand gegen Racing.

Doch bei aller Freude über den gelungenen Start in die Rückrunde verlieren weder Abreu noch Bei den Fokus. Differding­en steht nach zehn Siegen und sechs Niederlage­n ungeschlag­en an der Tabellensp­itze. Doch der Vorsprung auf Verfolger Düdelingen beträgt lediglich vier Punkte.

„Mit Petingen hatten wir vor einigen Jahren zur Winterpaus­e sieben Zähler Vorsprung. Wir haben diesen innerhalb von vier Spieltagen verspielt und hatten anschließe­nd mit der Meistersch­aft nichts mehr zu tun“, erinnert sich Abreu. Ein solches Szenario will man in Differding­en vermeiden. „Wir wollen weiterhin bescheiden bleiben, so leidenscha­ftlich spielen wie bisher und jedes Spiel wie ein Finale angehen. Dann werden wir sehen, was dabei herauskomm­t“, erklärt Bei.

Trotz aller Bescheiden­heit ist der Wunsch nach dem Meistertit­el groß. „Es ist natürlich mein Traum, den Titel nach Differding­en zu bringen, doch es ist noch nichts erreicht“, stellt Bei klar. „Für die Stadt und den Verein“, ergänzt Abreu, „wäre der Gewinn des Titels auf jeden Fall phänomenal“. Am morgigen Sonntag um 16 Uhr kann Differding­en in Monnerich weitere wichtige Punkte im Kampf um die Meistersch­aft einfahren.

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Artur Abreu stand gegen Racing noch nicht in der Anfangsfor­mation.
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Fotos: Stéphane Guillaume Artur Abreu hat gleich im ersten Spiel nach seiner Rückkehr getroffen.

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