Luxemburger Wort

Kalköfen in Gefahr: Studie verspätet sich um vier Jahre

Sowohl die Gemeinde als auch die Denkmalsch­utzbehörde wollen das Rümelinger Industriee­rbe retten. Doch das Vorhaben stockt seit mehreren Jahren

- Von Glenn Schwaller

Einst waren die beiden Kalköfen an der Place des Bruyères in Rümelingen ein Wahrzeiche­n des industriel­len und wirtschaft­lichen Aufschwung­s. Einst gehörten sie zum Anwesen der Berens-Fabrik, die in den Öfen Branntalk herstellte. Einer der beiden Öfen wurde in den 1920er-Jahren gebaut, der zweite 1950. Einige Jahre später schloss die Fabrik ihre Türen, womit auch das Betriebsle­ben der beiden Kalköfen endete. Seit 1988 stehen sie unter Denkmalsch­utz. Allerdings droht ihnen heute der Verfall.

Ihr Zustand verschlech­tert sich von Jahr zu Jahr. 2020 stürzte eine Betonüberf­ührung ein, 2021 berichtete ein Bewohner von immer neuen Rissen in den Mauern der Gebäude, im vergangene­n Jahr stürzte schließlic­h eine Stützmauer der benachbart­en Straße teilweise ein. Bei Anwohnern herrscht die Sorge, dass weitere Teile abfallen und dabei auch die Rue de la Bruyère, die einzige Zufahrtsst­raße zur Cité Kiirchbier­g, treffen und beschädige­n könnten.

Aufräumarb­eiten sollten bereits vor vier Jahren durchgefüh­rt werden

Dabei hätte längst etwas geschehen sollen. Bereits 2020 verwies der Rümelinger Bürgermeis­ter Henri Haine (LSAP) auf LWNachfrag­e auf eine Studie, die beim Büro Schroeder & Associés in Auftrag gegeben wurde und den Zustand der Kalköfen klären sollte. Erst im Anschluss an diese Studie könne das weitere Vorgehen geklärt werden. Passiert ist seitdem jedoch nicht viel. In den Jahren 2021 und 2023 verwies Haine in weiteren LW-Artikeln immer wieder auf die ausstehend­e Studie. Doch selbst in diesem Jahr ist diese weiterhin nicht vorangekom­men.

Das liege daran, dass die Aufräumarb­eiten auf dem Gelände noch immer nicht abgeschlos­sen seien, so Haine. Denn zunächst müssen alle Trümmer beseitigt werden, damit die Experten zu den Öfen gelangen und mit der Studie beginnen können. Eigentlich hätten diese Arbeiten bereits vor vier Jahren durchgefüh­rt werden sollen, die Pandemie machte aber einen Strich durch die Rechnung, sodass erst im vergangene­n Jahr eine neue Ausschreib­ung erfolgte. Daraufhin wurde der Beginn der Arbeiten auf den vergangene­n April verschoben. Doch es kam erneut anders als geplant.

„Die Arbeiten sind leider nicht so gut vorangekom­men, wie wir uns das vorgestell­t hatten“, gesteht der Bürgermeis­ter. Diese hatten zwar im April vergangene­n Jahres begonnen, wurden dann jedoch recht schnell wieder von der Gewerbeins­pektion (ITM) gestoppt. „Die ITM war der Meinung, dass wir nicht mit allen Sicherheit­svorschrif­ten im Reinen waren“, berichtet Haine und fährt fort. „Der Ingenieur der Stadt Rümelingen und das Studienbür­o haben das aber anders gesehen“. Erst nach einigen Anpassunge­n gab die ITM die Baustelle wieder frei.

„Nach dem Kollektivu­rlaub haben die ersten Arbeiten angefangen, die eigentlich im vergangene­n April starten sollten“, erklärt Haine und ergänzt: „Lockere Teile, die an den Türmen hingen, wurden entfernt. Nun bleiben nur noch Aufräumarb­eiten am Boden übrig“. In den vergangene­n Wochen mussten die Arbeiten wegen der schlechten Wetterbedi­ngungen aber wieder ruhen. „Wegen des Frostes und des anschließe­nden Tauwetters konnte nicht gearbeitet werden. Die Maschinen wären sonst im Schlamm stecken geblieben. Sobald es die Wetterbedi­ngungen aber wieder erlauben, werden die Arbeiten weitergefü­hrt“, berichtet der Rümelinger Bürgermeis­ter.

Erst nach Abschluss dieser Arbeiten könne über die weitere Vorgehensw­eise beraten werden. Auch ein Treffen mit der Denkmalsch­utzbehörde (INPA) soll stattfinde­n, um die Zukunft der Kalköfen zu klären, so Henri Haine.

Gemeinde hat Angebot des INPA bisher nicht angenommen

Bisher habe das aber bislang nicht geklappt, wie man beim INPA bedauert. „In der Vergangenh­eit hat es kein Treffen zwischen dem INPA und der Stadt Rümelingen gegeben“, erklärt Patrick Diederich. Er ist bei der Denkmalsch­utzbehörde für die Konservier­ung des industriel­len Erbes zuständig ist: „Wir haben der Gemeinde unsere Hilfe angeboten, um über Ideen für die Zukunft zu sprechen, bisher ist aber noch niemand darauf zurückgeko­mmen“.

Diederich verweist auch auf die anstehende Studie. „Wenn diese abgeschlos­sen ist, werden wir den Kontakt zur Gemeinde suchen und ihnen unsere Hilfe bei Stabilisie­rungs- und Restaurier­ungsarbeit­en verspreche­n. In diesem Rahmen muss dann auch über die zukünftige Nutzung gesprochen werden“. Das INPA kann nämlich bis zu 50 Prozent der Kosten für die Sanierung denkmalges­chützter Gebäude übernehmen und der Gemeinde mit Fachwissen und Beratung zur Seite stehen. Auch an der anstehende­n Studie beteiligt sich die Denkmalsch­utzbehörde finanziell.

Mit Blick auf die Rümelinger Kalköfen ist für Diederich jedenfalls eines klar: „Was für uns außer Frage steht, ist, dass dieses Erbe erhalten werden muss.“

Für uns steht außer Frage, dass dieses Erbe erhalten werden muss. Patrick Diederich, Denkmalsch­utzbehörde

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Foto: C. Olinger Das Gelände rund um die Kalköfen ist bereits seit einiger Zeit abgesperrt.

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