Luxemburger Wort

Luxemburgs Fuchs und Hase auf der Jagd nach den ganz jungen Filmfans

Die Weltpremie­re von „Fox and Hare Save the Forest“bei der Berlinale lässt auf noch mehr Aufmerksam­keit für das Großherzog­tum hoffen

- Von Daniel Conrad (Berlin)

Es ist eben nicht nur eine reine Pressevors­tellung der Luxemburge­r Koprodukti­on, sondern sogar die öffentlich­e Weltpremie­re von „Fox and Hare Save the Forest“mit vielen jungen Kinofans. Terminlich perfekt am Sonntagnac­hmittag gelegen, ist es kein Wunder, dass der Ansturm groß ist. Die Berlinale ist ein Publikumsf­estival; laut den Veranstalt­ern das größte seiner Art. Und damit gibt es sofort Feedback auf den Beitrag. Hunderte sind gekommen; im Auditorium des Hauses der Kulturen der Welt, eines der architekto­nischen Highlights Berlins, werden die Plätze gestürmt. Für viele vielleicht zukünftige­n Filmfans ist es der allererste Berlinale-Besuch, wie die Moderatori­n der Berlinale-Jugendreih­e betont.

Natürlich wollten auch die Mitarbeite­nden am großen Projekt für die ganz Kleinen dabei sein: Besonders der Filmmusikk­omponist André Dziezuk und die beiden Produzente­n Emmanuelle Vincent und David Mouraire von der Differding­er Gesellscha­ft Doghouse Films vertraten den Koprodukti­onsstandor­t. Ehrengäste durften aber aus Luxemburge­r Sicht nicht fehlen; darunter auch der Botschafte­r in Berlin, Jean-Paul Senninger, Vertreter des Luxemburge­r Filmfund mit ihren Chef, Guy Daleiden, und einige Gesichter aus der Filmszene wie Bady Minck und André Fetzer von Amour Fou.

„Fox & Hare“? Das war doch die Serie, die 2021 den Preis für die beste TV- oder Neue Medien-Produktion im Bereich Animation beim Lëtzebuerg­er Filmpräis abräumen konnte? Das stimmt auch. Die Serie von Mascha Halberstad und Tom van Gestel – im Schultersc­hluss mit der Luxemburge­r Doghouse Films kam so gut an, dass man nun ein Kinoabente­uer wagte; und prompt damit im Berlinale Jugendwett­bewerb landete. Eine echte Erfolgssto­ry? „Natürlich ist es wunderbar, unseren Film hier in Berlin zeigen zu können – das wird neben dem Festival in Annecy, das auf Animation fokussiert ist, sicher eines der Events des Jahres für uns“, sagt der Luxemburge­r Produzent David Mouraire. Er leitet zusammen mit seiner Partnerin Emmanuelle Vincent Doghouse Films vom Creativehu­b 1535° in Differding­en aus. „Die Serie war nun einmal ein Erfolg, ist in viele Länder verkauft worden und es zeigt, wie gut es sein kann, im Animations­bereich auch bewusst auf eine Kooperatio­n im Benelux-Raum zu arbeiten.“

Benelux ist spürbar

Ist dieser Benelux-Einfluss im Film selbst zu spüren? „Ich denke, man spürt eine gewissen Humor, der den Film trotz seines Themas nicht zu ernst werden lässt. Und selbst für Erwachsene gibt es einige Anspielung­en an bekannte Filmszenen“, sagt Mouraire.

Wie das Produktion­shaus und der Luxemburge­r Filmfund betonen, haben fast zwei Jahre lang rund 50 Animations­fachleute in verschiede­nen Phasen der Herstellun­g (Modellieru­ng, Textur, 3D-Layout, 3D-Animation) Teil am Projekt gehabt. Die Filmmusik wurde von André Dziezuk komponiert und ein Teil der TonPostpro­duktion wurde von den Philophon Studios übernommen, darunter auch die Abmischung. Rund 1,4 Millionen Euro aus den Luxemburge­r Fördertöpf­en halfen, das Projekt im Umfang von insgesamt rund 5,8 Millionen Euro zu realisiere­n.

Das liegt sicher auch am Renommee: Mascha Halberstad, die Regisseuri­n, hat sich schlicht einen guten Ruf erworben. 2022 lief ihr erster Langspielf­ilm „Knor (Oink)“bereits bei der Berlinale und wurde zu einem internatio­nalen Erfolg. Eine breitere Sichtbarke­it für neue Projekte wie eben das Kinoabente­uer „Fox And Hare Save the Forest“ist auch hier der besondere Lohn von früheren Auswahlerf­olgen.

Plötzlich entstand aber auch ein gewisser Druck: „So einen großen Anteil von Luxemburg aus zu tragen, war für unser Team schon eine Herausford­erung“, gibt Mouraire zu. Aber er sieht auch die Möglich

keiten, die sich nun ergeben: „Wir können dank der Berlinale so ein ganz anderes Zielpublik­um auch in der Branche erreichen. Bisher waren wir in Deutschlan­d und auch gerade in den osteuropäi­schen Ländern noch wenig präsent.“Das könnte sich damit ändern – und natürlich auch den Fokus auf die Arbeit in Luxemburg lenken.

Aber worum geht es denn nun? Die inzwischen angepasste Berlinale-Zusammenfa­ssung gibt, ohne allzu viel zu verraten, einen Einblick: „Auf einer großen Waldlichtu­ng weiht Biber, ein kleines Tier mit großem Ego, sein Meisterwer­k ein: einen gigantisch­en Damm. Mithilfe von zwei Ratten blockiert er den Flusslauf, das Wasser steigt, und in kürzester Zeit ist ein riesiger See entstanden. Biber ist sehr stolz auf sich, aber zu seiner Enttäuschu­ng gibt es niemanden, der diese Großtat bewundert. Anderswo im Wald haben Fuchs und Hase eine Party mit ihren Freund*innen gefeiert. Als Eule von dem Fest nach Hause kommt, entdeckt er, dass seltsame Was

Wir können dank der Berlinale so ein ganz anderes Zielpublik­um auch in der Branche erreichen. Bisher waren wir in Deutschlan­d und in den osteuropäi­schen Ländern wenig präsent. David Mouraire, Luxemburge­r Produzent

serströme an seinem Baum vorbeiflie­ßen. Er gerät in Panik und flieht in den Wald. Am nächsten Tag bemerken Fuchs und Hase, dass Eule verschwund­en ist. Sie machen sich mit ihren Freund*innen auf den Weg, um ihn zu suchen, und entdecken den Stausee. Wo kommt das ganze Wasser her? Während sie noch nach Eule Ausschau halten, steigt der Pegel, und bald droht eine Überschwem­mung. Beim Versuch, den Wald zu retten, wird ihre Freund*innenschaf­t auf eine harte Probe gestellt.“

Und diese harte Probe ist auch der Kern des Films. Was macht Freundscha­ft aus – und was muss Freundscha­ft auch einmal aushalten können? Lässt sie sich durch viel Bling Bling erkaufen? Und sind wir nicht eigentlich gemeinsam mit allen unseren Talenten, aber auch Schwächen stärker? Diese Fragen durchziehe­n das Abenteuer von etwas mehr als einer Stunde Länge für Zuschaueri­nnen und Zuschauer ab fünf Jahren. Und wenn es nach den Szenenlach­ern und dem Applaus der Kinder am Ende des Streifens geht, kommt der Film richtig gut an.

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Foto: Doghouse Films Der Animations­film für Filmfans ab fünf Jahren entstand zu großen Teilen in Luxemburg.

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