Luxemburger Wort

Nicolas Schmits Vorzeigepr­ojekt steht vor dem Aus

-

Brüssel. Nach dem Abschluss der Verhandlun­gen zwischen den Regierunge­n der EU-Mitgliedst­aaten und dem EU-Parlament fand die Richtlinie zum Schutz der Plattform-Arbeiter keine Mehrheit unter den Mitgliedst­aaten. Besonders, weil Frankreich, das seit jeher dem Vorhaben skeptisch gegenüber steht, sich bis zum bitteren Ende dagegen wehrte. Paris stimmte am vergangene­n Freitag auf EU-Botschafte­r-Ebene dagegen. Zusammen mit einigen Enthaltung­en, unter anderem auch von Deutschlan­d, erreichte der Vorschlag nicht die notwendige Mehrheit.

Macron erntet viel Kritik

Die Richtlinie, die vom luxemburgi­schen EU-Kommissar für Soziales, Nicolas Schmit (LSAP), auf den Tisch gelegt wurde, steht dadurch vor dem Aus. Die EU-Kommission wollte mit dem Gesetz die Arbeitsbed­ingungen von Arbeitnehm­ern auf Plattforme­n wie etwa Uber oder WeDely verbessern. Ein weit verbreitet­es Problem im Sektor ist Scheinselb­stständigk­eit, dass also Arbeitnehm­er, die eigentlich angestellt sein müssten, stattdesse­n formell selbststän­dig sind und dadurch Rechte verlieren.

Hier soll die Richtlinie es Arbeitnehm­ern leichter machen, ihre Rechte durchzuset­zen, indem sie, durch eine Reihe von Kriterien, als Angestellt­e anerkannt werden müssen. Wieso sich Frankreich derartig dagegen wehrte, ist unklar. Nicolas Schmit sagte gestern auf RTL, große Online-Plattforme­n hätten unheimlich starkes Lobbying gegen die Richtlinie betrieben.

Die verfehlte Abstimmung beschrieb Schmit als „zutiefst enttäusche­nd“. „Die Kommission ist nach wie vor fest davon überzeugt, dass die Arbeitsbed­ingungen für GigArbeite­r verbessert und in der gesamten Union gleiche Wettbewerb­sbedingung­en geschaffen werden müssen“, so Schmit auf X.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron erntete durch seine Blockade viel Kritik in Paris. All jene, die Macron als Totengräbe­r der sozialen Rechte beschreibe­n, sahen sich dadurch bestätigt. „Frankreich ist das einzige Land in der gesamten Europäisch­en Union, das sich gegen die europäisch­e Richtlinie zu Plattforma­rbeitern ausgesproc­hen hat“, bedauerte etwa Manon Aubry, die französisc­he Chefin der Linken im EU-Parlament. „Millionen von Arbeitnehm­ern werden Status und Sozialschu­tz entzogen. Die nationale Schande hat einen Namen: Emmanuel Macron.“Wie es nun weitergeht mit der Richtlinie, ist unklar. Nicolas Schmit und die belgische EURatspräs­identschaf­t glauben noch, dass eine Kompromiss­lösung möglich sei.

 ?? Foto: AFP ?? Die EU-Kommission wollte die Rechte von Lieferante­n stärken.
Foto: AFP Die EU-Kommission wollte die Rechte von Lieferante­n stärken.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg