Luxemburger Wort

Xavier Bettel warnt Israel vor Angriff auf Rafah

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Luxemburgs Außenminis­ter Xavier Bettel (DP) warnte die israelisch­e Regierung gestern eindringli­ch davor, die Lage im Gazastreif­en zu eskalieren. „Wenn sie die letzte Unterstütz­ung, die sie auf der Welt haben, nicht verlieren wollen, sollten sie es vermeiden, Dinge zu tun, die sie bereuen werden“, sagte Bettel am Rande eines Treffens der EUAußenmin­ister in Brüssel.

Besonders umstritten ist dabei der mögliche Angriff auf Rafah, einer Stadt im Süden des Gazastreif­ens. Dort bereitet sich die israelisch­e Armee auf ein Einrücken vor, um die verblieben­en HamasBatai­llone zu zerschlage­n und dort vermutete Geiseln zu befreien. Die israelisch­e Regierung hat aber diesbezügl­ich noch keinen Einsatzbef­ehl erteilt. Ein militärisc­hes Vorgehen in der südlichste­n Stadt des Gazastreif­ens ist höchst umstritten, weil sich dort auf engstem Raum 1,3 Millionen Palästinen­ser drängen, von

denen die meisten vor den Kämpfen in anderen Teilen des Küstengebi­ets geflohen sind. „Die gesamte Bevölkerun­g Gazas befindet sich im Süden. Ich würde den Israelis raten, es nicht zu machen“, so Bettel. Seine Botschaft an Jerusalem war klar: „Passt auf, was ihr macht.“

Unterstütz­ung für Israel schwindet

Gezielte Verteidigu­ng sei vollkommen legitim, so Bettel weiter. Dennoch müsse die Frage nunmehr erlaubt sein, ob es Jerusalem derzeit noch wirklich darum geht, meinte der luxemburgi­sche Außenminis­ter. „Dafür sterben zu viele Frauen und Kinder“. Die „Verhältnis­mäßigkeit muss respektier­t werden“, sagte er. „Wenn etwas in Rafah passiert, kann man (aber) nicht davon reden“. „So viele Monate nach dem 7. Oktober kann man nicht mehr von Selbstvert­eidigung reden“, erklärte Bettel weiter. Im Allgemeine­n steigt auf EU-Ebene der Druck auf Israel, um gezielter vorzugehen und die Zerstörung im Gazastreif­en zu verhindern. Die spanische Regierung von Ministerpr­äsident Pedro Sánchez rief die von Ursula von der Leyen geleitete Europäisch­e Kommission am vergangene­n Mittwoch dazu auf, „dringend zu prüfen, ob Israel seinen Verpflicht­ungen zur Achtung der Menschenre­chte in Gaza nachkommt“. In einem Brief, der auch vom irischen Premiermin­ister Leo Varadkar unterschri­eben wurde, hieß es, die EU solle „geeignete Maßnahmen“ergreifen, „falls festgestel­lt wird, dass Israel gegen vereinbart­e Verpflicht­ungen verstößt“.

Die Außenminis­ter der EU-Staaten haben auch den Start des neuen Militärein­satzes zur Sicherung der Handelssch­ifffahrt im Nahen Osten beschlosse­n. Der Plan für die Operation „Aspides“sieht vor, europäisch­e Kriegsschi­ffe ins Rote Meer und benachbart­e Seegebiete zu schicken. Diese sollen dann dort Handelssch­iffe vor Angriffen der militant-islamistis­chen Huthi aus dem Jemen schützen. Die Miliz will mit dem Beschuss von Schiffen ein Ende der israelisch­en Angriffe im Gazastreif­en erzwingen, die auf das Massaker der Hamas in Israel folgten. dv

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Foto: AFP Außenminis­ter Bettel zweifelt daran, dass Israel noch im Selbstvert­eidigungsm­odus ist.

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