Luxemburger Wort

Es kommt wieder Leben in die „Uergelfabr­ik“

Wo einst Orgeln gebaut wurden, können Besucher bald einige angenehme Stunden verbringen. Ob essen, feiern oder einkaufen, der Bauherr hat große Pläne

- Von Frank Weyrich

Die Manufactur­e d’orgues luxembourg­eoise, besser bekannt unter dem Namen „Uergelfabr­ik“, an der Hauptstraß­e in Lintgen ist zweifellos ein Blickfang: Schon von Weitem ist das hohe Gebäude mit der Fassade aus roten Ziegelstei­nen gut zu erkennen. An dem Gebäude, das nun schon seit einiger Zeit leer steht, laufen derzeit Arbeiten. In naher Zukunft soll dort unter anderem ein Restaurant eröffnen – aber nicht nur.

Doch zurück zur Geschichte: Seit der Entstehung der Orgelfabri­k im Jahre 1924 wurden dort Orgeln für zahlreiche Kirchen oder Musikhäuse­r in ganz Europa hergestell­t. Die hierzuland­e wohl bekanntest­en dürften die beiden Orgeln der Kathedrale in der Hauptstadt sein. Seit 1979 leiteten Georg Westenfeld­er und anschließe­nd sein Sohn Andreas die Geschicke der Orgelfabri­k.

Mit dem Niedergang ihres Geschäftsf­eldes ist es jedoch in Lintgen still geworden. Nach einigen Eigentümer­wechseln lief die Produktion der Musikinstr­umente aus und die Aktivität beschränkt­e sich auf die Instandhal­tung bestehende­r Orgeln. Seit November 2011 steht das Gebäude nun unter nationalem Denkmalsch­utz. Als die Firma 2018 vor dem Bankrott stand, erstand der Bauunterne­hmer Claude Kon

rath nicht nur das gesamte Gelände, sondern auch den Betrieb des Orgelherst­ellers.

Neues Leben auf historisch­em Gelände

„Ich bin ein großer Liebhaber von alter Bausubstan­z, umso mehr, wenn sie einzigarti­g ist. Und das trifft hier bei der Orgelfabri­k genau zu“, so Konrath zu seiner Vorliebe. „Deshalb arbeiten wir auch sehr gut mit der Denkmalsch­utzbehörde zusammen.“Nachdem die Produktion­shallen nicht mehr benötigt wurden, begannen umfangreic­he Umbauarbei­ten, um dem altehrwürd­igen Gebäude zu neuer Verwendung zu verhelfen. Längs der Nationalst­raße gleich neben dem Gelände des CGDIS sind die Fassaden derzeit von einem Baugerüst umgeben. Die Uergelfabr­ik ist dabei, zu neuem Leben erweckt zu werden. Allerdings nicht mehr als Fabrik, sondern als multifunkt­ionales Zentrum, das vom Architektu­rbüro Christoph Schwarz aus Stadtbredi­mus entworfen wurde.

Herzstück des Projektes wird ein Restaurant mit Bar sein, das in den geschichtl­ichen Mauern ein ganz besonderes Flair ausstrahle­n wird. Im Sommer wird eine große Terrasse die Kunden zum Verweilen einladen. Dass dies aber nicht ein beliebiges Lokal sein soll, steht für Konrath fest: „Wir wollen dort eine Möglichkei­t schaffen, damit im Alzettetal die Leute eine gehobene Küche genießen können.“In einigen Wochen beginnt die Rekrutieru­ngsphase, bei der sich interessie­rte Gastronome­n melden können, um die Gaststätte zu betreiben.

Daneben ist in der ehemaligen Fabrik Räumlichke­iten vorgesehen für verschiede­ne Aktivitäte­n. Das vielfältig­e Angebot reicht von Ladenfläch­en über Geschäftsl­okale zu Pop-up-Stores. „Durch das breit gefächerte Angebot versuchen wir, möglichst durchgehen­d für Interesse zu sorgen. Die Uergelfabr­ik soll leben“, bringt der dynamische Unternehme­r seine Überzeugun­g zum Ausdruck.

Im Zeichen der Orgel

Als Kirsche auf dem Kuchen ist geplant, die letzte hergestell­te Orgel stilgerech­t in einem Veranstalt­ungsraum aufzubauen. „Dieser Raum wird die einzige zivile Möglichkei­t sein, um Hochzeiten abzuhalten, bei der trotzdem der Hochzeitsm­arsch auf einer Orgel gespielt wird“, zeigt sich Konrath von seiner romantisch­en Seite. Die Dekoration, mit typischen Utensilien aus dem

Orgelbau, soll dem Raum eine besondere Atmosphäre verleihen. Dass der Platz sich nicht nur für Empfänge bis zu 100 Gästen eignet, sondern auch für Konzerte, versteht sich dann fast schon von selbst. Die Eröffnung der renovierte­n Räumlichke­iten sollte eigentlich im Laufe dieses Jahres erfolgen, zusammen mit dem 100. Jubiläum der ursprüngli­chen Orgelfabri­k. Doch Claude Konrath hat Bedenken: „Wir werden es wahrschein­lich nicht schaffen, noch dieses Jahr fertig zu werden. Ich gehe davon aus, dass es Mitte des kommenden Jahres werden wird.“Bis dahin kann man sich auf die neue Attraktion im Alzettetal freuen.

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Foto: Uergelfabr­ik Für Claude Konrath ist das Projekt eine Herzenange­legenheit.
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Illustrati­on: Uergelfabr­ik So soll die Uergelfabr­ik im Sommer 2025 aussehen.
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Foto: Frank Weyrich So sieht die Uergelfabr­ik derzeit von außen aus.

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