Der Konflikt zwischen ArcelorMittal und Rom spitzt sich zu
Das Ilva-Werk in Italien gehört seit 2017 zum Stahlkonzern. Dieser will aber kein Geld mehr in den Standort investieren
Das Stahlwerk Ilva in Taranto in Italien soll unter staatliche Aufsicht gestellt werden. Dazu hat die öffentliche Investmentgesellschaft Invitalia das italienische Ministerium für Unternehmen am Sonntagabend aufgefordert. Deren Hauptaktionär, der Stahlkonzern ArcelorMittal, weigere sich, Geld in das Werk in Italien zu stecken. Laut Invitalia wolle der Konzern darüber hinaus das Joint Venture mit dem IlvaWerk auch nicht auflösen.
„Solange ArcelorMittal nicht beabsichtigt, in das Unternehmen zu investieren, halte ich es für richtig, dass sich das Land das Werk wieder aneignet“, erklärte der Minister für Unternehmen Adolfo Urso. Invitalia schrieb in einer Erklärung, dass das Ziel die Sicherung des Fortbestands des Stahlwerks in Taranto in Süditalien sei. In den letzten Monaten habe man alle möglichen Anstrengungen unternommen, um eine Einigung mit dem privaten Partner zu erzielen.
Nachdem ArcelorMittal nicht weiter in das Werk investieren wollte, hat Invitalia beim Ministerium für Unternehmen einen Antrag auf das Verfahren der Sonderverwaltung der Acciaierie d'Italia gestellt. Mithilfe dieser Sonderverwaltung ernennt die Regierung Kommissare, die das Management des Unternehmens übernehmen und einen Rettungsplan ausarbeiten sollen, bis ein neuer Investor gefunden wird. Acciaierie d’Italia, die das Ilva-Stahlwerk, eines der größten in Europa, verwaltet, wird zu 62 Prozent von ArcelorMittal und zu 38 Prozent vom italienischen Staat kontrolliert.
10.000 Arbeitsplätze betroffen
Die Gewerkschaften wurden für Montagabend zu einem Treffen in Rom ein
geladen. Adolfo Urso teilte ihnen das von der Regierung vorbereitete Szenario mit, das es dem Stahlwerk ermöglichen würde, den Betrieb aufrechtzuerhalten und Tausende von Arbeitsplätzen zu sichern.
ArcelorMittal hatte 2018 die IlvaGruppe mit 10.700 Beschäftigten übernommen, davon 8.200 am Standort Taranto, das eine hohe Umweltbelastung verursacht. Dieses Werk wurde bereits damals nach einer Reihe von finanziellen und gerichtlichen Krisen seit 2015 unter staatliche Verwaltung gestellt. Um die Übernahme des Ilva-Werks in Taranto in Italien Ende 2018 abzuschließen, hat ArcelorMittal seine Werke in Düdelingen und in Belgien an Liberty Steel verkauft.
Der Betreiber Acciaierie d’Italia gab am Sonntagabend bekannt, dass er einen neuen Antrag auf Schutzmaßnahmen gestellt habe, die ihn vor den Gläubigern schützen würden, nachdem sein erster Antrag am Freitag vom Gericht in Mailand abgelehnt worden war. AFP