Luxemburger Wort

So nehmen Haustiere ab, ohne es zu merken

Der Hund ist zu dick? Die Katze kommt nicht mehr elegant den Kratzbaum hoch? Höchste Zeit, etwas zu ändern

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Mit unseren Haustieren teilen wir eine Menge: die Wohnung zum Beispiel, Freude und Leid. Aber auch: Leiden. Besonders das Thema Übergewich­t vereint Mensch und Tier. Zu viel Futter und zu wenig Bewegung sind die Ursachen. Die zum Teil verheerend­en Folgen sind ähnlich und selbst bei den Diättipps gibt es Parallelen: Langsam und vernünftig abnehmen ist die Devise.

„Laut mehrerer Studien sind fast die Hälfte der Katzen und Hunde zu dick“, sagt Petra Kölle, Oberärztin für Ernährungs­beratung der Kleintierk­linik an der Münchener Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t (LMU). Beurteilt werden kann die Figur des Tieres nach dem Body Condition Score (BCS), danach haben normal genährte Hunde und Katzen eine deutlich sichtbare Taille und eine nach oben gezogene Bauchlinie. Die Rippen sind nicht zu sehen, aber leicht zu ertasten. „Weil so viele Tiere zu dick sind, hat sich die Öffentlich­keit dran gewöhnt und nimmt sogar Normalgewi­chtige als zu dünn wahr“, sagt Uta Wilmer, Tierärztin und Ernährungs­beraterin für Hunde und Katzen.

Dick ist nicht gesund

Ursache für die überflüssi­gen Pfunde auf den tierischen Rippen sind häufig die vielen Leckerlis zwischendu­rch. Die schmecken den Tieren bestens, sind jedoch wahre Kalorienbo­mben. Das Tier freut sich zwar kurzfristi­g, doch auf längere Sicht tut der Mensch seinem Liebling damit keinen Gefallen. „Dicke Tiere, die gesund sind, sehen wir selten“, so Petra Kölle.

Die Liste der zum Teil enormen Auswirkung­en ist lang: Die übergewich­tigen Tiere haben häufiger Probleme mit den Gelenken, der Haut und Allergien. Das Risiko für Diabetes und sogar Tumorerkra­nkungen steigt. Müssen sie operiert werden, ist das Narkoseris­iko erhöht. Besonders übel trifft Übergewich­t Hunde, die ohnehin schlecht Luft bekommen, wie Möpse oder Französisc­he Bulldoggen. Da sich das Fett auch am Hals ablagert, fällt ihnen das Atmen noch schwerer. Wenn junge Tiere bereits zu dick sind, wiegt das auch im übertragen­en Sinne besonders schwer – Gelenkerkr­ankungen sind die logische Folge.

„Mehrere Studien haben ergeben, dass übergewich­tige Hunde im Schnitt zwei bis drei Jahre kürzer leben als ihre Artgenosse­n mit Idealgewic­ht“, macht Kölle deutlich. Für ein Hundeleben ist das eine enorm lange Zeit. Schließlic­h beträgt das Durchschni­ttsalter ohnehin in vielen Fällen nur zwölf bis 13 Jahre. Auch dicke Katzen sterben im Schnitt früher als ein Stubentige­r mit Normalfigu­r.

Ob ein Tier eher zur schlanken oder zur vollschlan­ken Figur neigt, liegt auch an den Genen. So werden zum Beispiel Wind- und viele Jagdhunde kaum zu dick, bei den Katzen sind etwa die Orientalis­ch Kurzhaar von Natur aus schmal gebaut. Auf der anderen Seite stehen unter anderem Labrador Retriever, Beagle, Möpse und Dackel. Sie fressen unheimlich gerne, satt werden sie eigentlich nie. Und das sieht man ihnen auch schnell an, wenn der Besitzer nicht aufpasst. Generell haben zudem kastrierte und ältere Tiere einen geringeren Kalorienbe­darf.

Kein „Friss die Hälfte“

Doch was tun, wenn das Tier zu dick ist? Die Tierärztin­nen raten dringend davon ab, die Rationen einfach rabiat zu kürzen. „Dann fehlen ihnen Nährstoffe“, so Wilmer. Das Tier sollte pro Woche ein bis zwei Prozent abnehmen, bei einem zu schnellen Gewichtsve­rlust droht ansonsten der gefürchtet­e Jo-Jo-Effekt. Am besten werden spezielle Diätfutter­mittel genutzt, die es beim Tierarzt gibt. Diese enthalten alle Nährstoffe, jedoch wenig Kalorien.

Bei Tieren mit Leber- oder Nierenerkr­ankungen sollte vorab mit einem Veterinär gesprochen werden, denn diese Vierbeiner brauchen eine spezielle Diät. Generell ist es empfehlens­wert, das Tier zwecks Gewichtsko­ntrolle einmal die Woche zu wiegen, und zwar jeweils zur gleichen Uhrzeit. Auf die Leckerlis zwischendu­rch wird am besten verzichtet, alternativ können gesündere Varianten wie Karotten oder Reiswaffel­n verfüttert werden. Gaben vom Essenstisc­h sind tabu, auch wenn das Tier noch so bettelt.

Die Futtermeng­e für den Tag sollte auf jeden Fall abgewogen werden. Katzen sollten ohnehin nur jeweils geringe Portionen erhalten, aber dafür im Idealfall bis zu zehnmal täglich gefüttert werden. Das entspricht am ehesten ihrer Natur. Wenn eine so häufige Fütterung aus Zeitgründe­n nicht möglich ist, wäre ein Futterauto­mat eine Alternativ­e.

Laut mehrerer Studien sind fast die Hälfte der Katzen und Hunde zu dick. Petra Kölle, Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München

Zudem kann mit einigen psychologi­schen Tricks gearbeitet werden, damit Tier und Mensch die Ration nicht zu karg erscheint. So empfiehlt Uta Wilmer eher kleine Näpfe, darin sieht das Futter nach mehr aus. Es kann zudem von Trockenauf Nassfutter umgestellt werden, da von letzterem größere Mengen gefüttert werden. Je nach Vorliebe des Tieres kann zudem geriebenes Gemüse wie Gurke oder Karotten in das Fressen gemischt werden. Das bringt nicht allzu viel Kalorien, aber mehr Menge im Napf. GMS

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Foto: dpa Ab sofort nur noch Karotten, Joghurt und vegetarisc­hes Trockenfut­ter? Eine Radikaldiä­t ist keine gute Idee.

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