Der FC Arsenal holt nach längerer Durststrecke zum großen Coup aus
Sowohl in der Premier League als auch in der europäischen Königsklasse sind die Gunners ein ernstzunehmender Titelanwärter
Für Pessimisten ist das Glas zumeist halb leer, für Optimisten hingegen stets halb voll. Beim FC Arsenal dürfte in dieser Saison die Zahl der positiv Denkenden überwiegen. Zwar schieden die Gunners in beiden nationalen Pokalwettbewerben vorzeitig aus, doch sowohl im Titelrennen um die englische Meisterschaft als auch in der Champions League rechnet sich das Team von Trainer Mikel Arteta Chancen aus, am Saisonende ganz oben zu stehen. Im Achtelfinalhinspiel beim FC Porto soll morgen in der Königsklasse der Grundstein für den Einzug in die Runde der letzten Acht gelegt werden.
Vor 20 Jahren krönten sich die Gunners letztmals zum Meister in der Premier League, auf einen Erfolg auf internationaler Ebene wartet Arsenal sogar noch länger. 1994 gewann das Team unter dem damaligen Trainer George Graham den Europapokal der Pokalsieger. Ein weiterer großer Coup blieb dem Team aus der englischen Hauptstadt anschließend verwehrt, als man 2006 im Champions-League-Finale am FC Barcelona scheiterte.
Im Anschluss holte der Club aus dem Norden Londons zwar noch viermal den FA Cup sowie fünfmal den englischen Supercup, eine Wiederholung der ganz großen Erfolge aus der Ära unter Trainerlegende Arsène Wenger lässt aber seit Längerem auf sich warten. Dessen 21-jährige Amtszeit endete 2018, als Arsenal bereits zweimal in Folge die Qualifikation für die Champions League verpasst hatte. Wenger wurde durch den glücklosen Unai Emery ersetzt, der seinerseits schon im Herbst 2019 wieder gehen musste.
Auf Interimslösung Freddie Ljungberg folgte wenige Wochen später Mikel Arteta, der von 2011 bis 2016 als Spieler bei den Gunners aktiv war und sich anschließend als Assistent von Pep Guardiola bei Manchester City seine ersten Sporen im Trainergeschäft verdiente. Zahlreiche Experten, die die Verpflichtung des Spaniers nicht als Ideallösung einschätzten, sahen sich anfangs bestätigt.
Unter Arteta schloss Arsenal in der Premier League zunächst zweimal auf dem achten sowie ein Mal auf dem fünften Rang ab – Platzierungen, die sicherlich nicht den Ambitionen des im Oktober 1886 gegründeten Traditionsvereins gerecht wurden. Dass sich Geduld mit einem Übungsleiter durchaus auszahlen kann, bestätigte sich im vergangenen Sommer, als sich die Gunners nach einer starken Saison und nach siebenjähriger Abstinenz endlich wieder für die Champions League qualifizierten. Dabei wäre
sogar noch mehr drin gewesen, hätte nicht Manchester City eine vorübergehende Schwächephase des Kontrahenten – Arsenal hatte als Tabellenführer zwischenzeitlich acht Punkte Vorsprung – ausgenutzt, um sich auf der Zielgeraden doch noch den Titel zu sichern.
Die Wochen der Wahrheit
Eben jene Gefahr, dass seiner Truppe im Endspurt erneut die Puste ausgehen könnte, macht Trainer Arteta zurzeit die meisten Sorgen. „Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase der Saison, deshalb ist es sehr wichtig, eine komplett fitte Mannschaft zu haben“, sagt der 41-Jährige und fügt hinzu: „Das müssen wir haben und wir arbeiten wirklich hart daran. Dies ist die erste Voraussetzung“. An der Qualität seiner Truppe zweifelt Arteta indes nicht. „Wir haben ein hohes Maß an Konstanz, und die Mannschaft hat schon oft geliefert, wenn es darauf ankam. Jetzt wollen wir einen weiteren Schritt nach vorne machen, und dann sehen wir, wo wir am Ende landen.“
Die Gruppenphase der Champions League überstand Arsenal weitgehend mühelos, obwohl die Gegner immerhin Eindhoven, Lens und FC Sevilla hießen. Den Beweis, mit den Topteams aus der englischen Liga mithalten zu können, lieferte man bereits mehrmals eindrucksvoll. Ein erstes Ausrufezeichen setzten die Gunners gleich zu Saisonbeginn mit dem Gewinn des Community Shield gegen Manchester City. Denselben Gegner schlug man in der Premier League mit 1:0. Gegen Spitzenreiter Liverpool holte Arsenal insgesamt vier Punkte und liegt zurzeit lediglich zwei Zähler hinter den Reds auf Platz zwei in Lauerstellung. Somit verdienen die Erfolge gegen die beiden direkten Titelkonkurrenten durchaus die Bezeichnung „big points“.
Mit nur 22 Gegentoren stellt Arsenal die beste Abwehr der Premier League. Maßgeblichen Anteil daran hat Torhüter David Raya, der zu Saisonbeginn als
Leihgabe aus Brentford kam und eigentlich als Backup für Stammkeeper Aaron Ramsdale galt. Dieser genoss jedoch nur an den ersten vier Spieltagen Artetas Vertrauen und musste fortan Konkurrent Raya den Vortritt lassen. „Mir gefällt an David, was er im Tor macht. Die Dinge, die er verhindert, sieht man gar nicht. Sie passieren nämlich erst gar nicht, weil er sie voraussieht“, begründet Arteta seinen Wechsel auf der Torhüterposition.
Nichtsdestotrotz warnt Coach Arteta davor, übermütig zu werden. „Am Ende der Saison kommt es vor allem darauf an, dass der Kader vollständig zur Verfügung steht. Und im Moment haben wir das nicht“, tritt der ehemalige spanische Jugendnationalspieler auf die Euphoriebremse. Und vielleicht ist es gerade diese Demut, die dem FC Arsenal dazu verhelfen könnte, sich im kommenden Mai mit dem ein oder anderen Titelgewinn zu belohnen.
Nichtsdestotrotz warnt Coach Arteta davor, übermütig zu werden. „Am Ende der Saison kommt es vor allem darauf an, dass der Kader vollständig zur Verfügung steht. Und im Moment haben wir das nicht“, tritt der ehemalige spanische Jugendnationalspieler auf die Euphoriebremse. Und vielleicht ist es gerade diese Demut, die dem FC Arsenal dazu verhelfen könnte, sich im kommenden Mai mit dem ein oder anderen Titelgewinn zu belohnen.
: Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase der Saison, deshalb ist es sehr wichtig, eine komplett fitte Mannschaft zu haben. Mikel Arteta, Trainer von Arsenal