Luxemburger Wort

Luka Mladenovic pfeift auf Ratschläge aus dem Internet

Der Tischtenni­sprofi etabliert sich in der besten Liga Europas. Nächste Saison spielt er für den Traditions­verein Grenzau. Dort ist er nicht der erste Luxemburge­r

- Von Jan Morawski

Fast 600 Likes hatte Luka Mladenovic­s letzter Post bei Instagram. Mit emotionale­n Worten verabschie­dete sich der Tischtenni­sprofi von Mainz 05 – dem Club, in dem er zum Bundesliga­spieler gereift ist. „Ich habe in all diesen Jahren so viel gelernt, und ich kann nicht dankbar genug sein für alles, was mir dieser Verein gegeben hat“, schrieb der 25-Jährige.

Nach der Saison schlägt Mladenovic in seiner steilen Karriere ein neues Kapitel auf. Er wechselt innerhalb der deutschen Bundesliga zum Traditions­verein TTC Zugbrücke Grenzau. „Ich habe immer gesagt: Solange es für die Mannschaft noch Luft nach oben gibt, möchte ich in Mainz spielen“, erklärt Mladenovic. Doch ob der aktuelle Tabellenvo­rletzte nach dem Sommer noch im Oberhaus spielt oder in die zweite Liga zurückgeht, ist offen. „Diesen Weg kann ich aus persönlich­er Sicht nicht mitgehen.“

Dabei waren die sieben Jahre, die Mladenovic in Mainz verbrachte, fast schon eine romantisch­e Geschichte. 2017 wechselte er im Alter von 18 Jahren als frisch gebackener Landesmeis­ter von Ettelbrück in die rheinland-pfälzische Hauptstadt. Dort spielte er zuerst für die zweite Mannschaft in der Regionalli­ga. Er reifte zum Führungssp­ieler und kämpfte sich über sporadisch­e Einsätze langsam, aber sicher in die erste Garde hinein. 2022 feierte das Team den Aufstieg in die Bundesliga.

„Dieser Aufstieg war so emotional, dass er gefühlt noch gar nicht so lange her ist“, erklärt Mladenovic. „Ich weiß noch genau, wie es war, als wir zum Auftakt in Bergneusta­dt in die Halle kamen. Es war alles so neu. Und es ist mir super schwergefa­llen, mit den Emotionen umzugehen.“Dennoch ging Mladenovic nicht unter – im Gegenteil. In seiner ersten Bundesliga-Saison sammelte er stolze fünf Siege.

In der aktuellen Spielzeit hat er diese Marke bereits zwei Monate vor Saisonende geknackt. Wie sehr sich der Luxemburge­r verbessert hat, zeigt auch ein besonderes Beispiel: Nach dem Aufstieg überragte bei Mainz 05 der japanische Neuzugang Yuto Muramatsu. Mittlerwei­le spielt er in Saarbrücke­n – und verlor im Januar gegen Mladenovic. Die Zeiten, in denen Mladenovic ab und zu einen Überraschu­ngssieg landet und ansons

ten Bälle aufsammelt, sind vorbei. Selbst die Stars müssen sich ordentlich strecken, um den Luxemburge­r zu besiegen.

„Ich verlasse mich nicht mehr nur auf meinen Anti“, erläutert Mladenovic den Umgang mit seinem speziellen Störbelag. „Ich habe meinen Angriff stark verbessert und bin insgesamt variabler geworden.“Auch von großen Auswärts-Kulissen lässt sich Mladenovic nicht mehr beeindruck­en. „Das Gefühl ist jetzt anders, ich kann emotional viel besser mit allem umgehen“, sagt er. „Deshalb spiele ich stabiler.“

In den ersten Bundesliga-Monaten machte sich Mladenovic viele Gedanken darüber, was die Leute über ihn und sein Spiel dachten. Mittlerwei­le schaut er sich die Kommentare unter seinen YoutubeVid­eos gar nicht mehr an. „Ich habe gezeigt, was ich kann und bin davon überzeugt, was ich tue“, stellt er klar. „Dafür brauche ich keine Ratschläge aus dem Internet.“Von seinen Gegnern am Tisch spüre er ohnehin eher Respekt und Verwunderu­ng.

Denn dass sich Mladenovic in der – abgesehen von der chinesisch­en Super League – stärksten Tischtenni­sliga der Welt etabliert hat, ist ungewöhnli­ch. Anders als die meisten europäisch­en Spitzenspi­eler durchlief der Luxemburge­r in seiner Kindheit und Jugend kein intensives Trainingsp­rogramm. „Ehrlich gesagt bin ich daran selbst schuld“, räumt er ein. „Ich war einfach nicht so motiviert. Das kam erst mit etwa 15 Jahren.“

Mittlerwei­le bekommt Mladenovic, der mit seiner Freundin in Vianden lebt, eine riesige Unterstütz­ung. Der Sportsolda­t wird umfassend betreut, in der Coque stehen ihm unter Nationaltr­ainer Peter Engel sogar spezielle Trainingsp­artner zur Verfügung. „Es fühlt sich an, als hätte ich ein riesiges Team um mich herum. Ohne diese Möglichkei­ten wäre ich nicht da, wo ich heute bin“, stellt der 25-Jährige klar. „Dafür bin ich sehr dankbar.“

Neue Rolle im Nationalte­am

Nun will der Tischtenni­sprofi bei seinem künftigen Club aus Höhr-Grenzhause­n den nächsten Entwicklun­gsschritt gehen. Kurioserwe­ise schließt sich mit dem Wechsel ein Kreis, denn bereits vor seinem Engagement in Mainz hatte Mladenovic mit Grenzau verhandelt. Dort spielte mit Gilles Michely (2009 bis 2012) auch schon ein Luxemburge­r. „Der Verein ist legendär“, erklärt Mladenovic. „Und ich habe richtig Lust, für Grenzau zu spielen.“

Ich habe gezeigt, was ich kann und bin davon überzeugt, was ich tue. Luka Mladenovic

Dort trifft Mladenovic auf einen alten Bekannten: Mit Coach Slobodan Grujic verbindet ihn nicht nur die gemeinsame Zeit in der Trainingsg­ruppe in Saarbrücke­n, sondern auch die serbischen Wurzeln. Mladenovic­s Vater, ein profession­eller Geiger, kam mit seiner Frau aus Serbien über Deutschlan­d ins Großherzog­tum.

Auf seine Herausford­erungen für Luxemburg hat Mladenovic ebenfalls große Lust.: So will er sich nicht nur im Mixed mit Ni Xia Lian für Olympia qualifizie­ren, sondern als absoluter Führungssp­ieler auch eine neue Männer-Nationalma­nnschaft aufbauen. „Das sind alles super Jungs“, sagt Mladenovic über die Youngster Maël van Dessel, Gene Wantz, Tom Scholtes und Loris Stephany, die nach dem Abschied von Eric Glod in Zukunft Verantwort­ung übernehmen müssen.

„Ich mag diese Führungsro­lle und habe richtig Lust, zusammen Gas zu geben“, erklärt Mladenovic. Das erfolgreic­he Frauenteam sieht er dabei als Vorbild. „Es gibt nichts Besseres, als mit einer kleinen Gruppe gemeinsame Ziele zu verfolgen.“In diesen Genuss kommt Luka Mladenovic ab Sommer auch mit seinem neuen Club – in einem neuen Bundesliga-Abenteuer.

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Luka Mladenovic verlässt sich nicht mehr nur auf seinen Anti.
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Foto: Ben Majerus Luka Mladenovic hat vor allem sein Angriffssp­iel verbessert.

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