Simone Beissel löscht umstrittenes Video zum Bettelverbot
Aussagen der DP-Abgeordneten auf Youtube sorgten die letzten Tage für Aufregung auf den sozialen Medien
Seit Tagen kursieren Ausschnitte des Video-Formats „Riicht eraus“im Netz. Darin zu sehen: Die DP-Abgeordnete und hauptstädtische Schöffin Simone Beissel, wie sie mit ihrer langjährigen Freundin, der ehemaligen EU-Abgeordneten Astrid Lulling (CSV), ohne Filter über aktuelle politische Geschehnisse poltert. Der Name des Formats „Riicht eraus“, ist demnach Programm. Bei der Folge vom Januar 2024 eskalierte jedoch das Gespräch zwischen Lulling und Beissel zum Bettelverbot. Die DP-Politikerin selber entschuldigte sich auf ihrer FacebookSeite für das Video und die Aussagen, die „sowohl im Ton als auch in der Wortwahl deplatziert waren“. „Die Würde des Menschen, der respektvolle Umgang miteinander und das Engagement für die Schwächsten in unserer Gesellschaft“teile sie voll und ganz, so ihr Statement auf Facebook.
Dem „Luxemburger Wort“gegenüber erwähnte sie zudem auf Nachfrage, das Video mit Astrid Lulling auf ihrer Facebook-Seite gelöscht zu haben – „um des Friedens willen“. Sie sei die letzten Tage von vielen Menschen auf das Video angesprochen worden und habe sich dazu entschieden, es zu löschen.
In der Sendung führte Beissel aus, wie sich die Situation in Luxemburg-Stadt aufgrund organisierter Bettelei durch „déi Romaen a Sinti‘en“, die seit dem Beitritt Rumäniens in die EU nach Luxemburg ausgewandert sind, verschlechtert hätte.
Diese würden Menschen auf der Straße „anspucken“und „angrabschen“, wenn sie kein Geld von Passanten bekommen, behauptet Beissel. Sie selber würde Bettlern kein Geld geben, sondern „dauernd füttern“, sagt sie in dem Video. Als sie jedoch einem Bettler einst ein Croissant übergeben habe und er dieses Beissel daraufhin an den Kopf geworfen habe, hätte sie dem Menschen „fast in den Hintern getreten“. Astrid Lulling setzte noch eine Schock-Aussage drauf: „Warum würden wir das Betteln nicht verbieten, wenn hier von Nicht-Luxemburgern gebettelt wird und das nicht für Luxemburger?“
Gilbert Pregno reagiert auf Attacken Beissels
Die DP-Schöffin ließ es sich in dem lockeren Diskussionsformat mit Lulling nicht nehmen, gegen Menschenrechtler Gilbert Pregno auszuholen. „Die Menschen, die gegen uns sind, die uns voll attackieren, sie sind dabei, alles miteinander zu vermischen. Nichts gegen Gilbert Pregno, aber auch ... Menschenrechte, nein ... es soll mal geschaut werden, wessen Menschenrechte hier bedient werden.“
Der Präsident der Menschenrechtskommission, Gilbert Pregno, kommentierte Beissels Video gegenüber Radio 100,7 und meinte, die Aussagen der DPPolitikerin seien Wasser auf den Mühlen von Populisten: „Also, wenn ich ein Populist wäre, würde ich mich zurücklehnen und Menschen wie Frau Beissel reden lassen, weil sie im Grunde weiße Striche kaputt macht und dann wissen wir nicht, in was wir hineingeraten“, so Pregno gegenüber dem Radiosender. Beissels Aussagen würden zudem den Rechtsstaat fragilisieren.
Tonnar: „Die bösen Zigeuner aus dem Ausland bekämpft sie mit Jiu-Jitsu“
Auch der Luxemburger Musiker Serge Tonnar kommentierte wie so oft die Aussagen der DP-Politikerin zum Bettelverbot mit einem ironischen Gedicht. „Simone Beissel füttert die Bettler, aber nur die Guten aus Luxemburg. Die bösen Zigeuner aus dem Ausland bekämpft sie mit Jiu-Jitsu“, heißt es in ersten Versen des Gedichts, das Tonnar auf Facebook veröffentlichte. Die Stater Sektion der LSAP reagierte ebenso auf das Video mit einer Pressemitteilung. Darin bezweifelt sie, dass Beissels Entschuldigung genüge. „Reichen ein Bedauern gegenüber dem Vorsitzenden seiner eigenen Partei und eine auf Facebook veröffentlichte Entschuldigung aus?“Die Aussagen seien schließlich nicht aus dem Affekt heraus geäußert worden, sondern im Kontext einer eigenproduzierten Sendung mit freier Themenauswahl, Schnitt und Veröffentlichung in Eigenregie. Die Stater LSAP stelle sich die Frage, wie lange das Video noch online bleiben werde und ob der Schöffenrat der Stadt Luxemburg hinter Beissels Aussagen stehe.
Video war kurzzeitig nicht mehr auf Youtube auffindbar
Zusätzlicher interessanter Fakt zu dem Video Beissels und Lullings: Im Laufe des Nachmittags wurde das Video auf der Youtube-Seite von „apart TV“als „nicht gelistet“gestellt. Bedeutet: Wer auf Youtube in der Suchleiste nach dem Video gesucht hat, konnte es kurzzeitig nicht mehr finden. Nur die, die über einen Link zum Video verfügen. Am Abend wurde das Video wieder zugänglich gemacht. Auf Nachfrage des „Luxemburger Wort“gibt ein Mitarbeiter von „apart TV“an, das Video sei vom Sender nicht gelöscht worden.
Die Erklärung für den kurzen Ausfall liege bei der Kommentarfunktion. Eigentlich ist diese bei allen „apart TV“-Videos nicht eingeschaltet, User können also nicht kommentieren. Der Sender sei auf Facebook jedoch von Usern angeschrieben worden, die darum gebeten hätten, die Kommentarfunktion freizuschalten, um sich unter dem Video über das Thema Bettelverbot austauschen zu können. Der Sender sei der Bitte nachgegangen, gibt der Mitarbeiter an. Die Änderungen am Video hätten kurzfristig dazu geführt, dass das Youtube-Video nicht mehr angezeigt wurde.